BoogieWood: Holzwohnbau „krönt“ Umnutzung. (Bild: De Zwarte Hond)
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Holzwohnbau krönt Umnutzung

In Den Haag wächst ein Novum gen Himmel: Ein aus Holz gebauter Wohnkomplex wird auf neu genutzten Bestand gesetzt. Das von De Zwarte Hond und OZ designte Projekt namens BoogieWood hat bestechend viele Vorteile.

In Den Haags Binckhorstlaan entsteht eines der größten, aus Holz gebauten Wohngebäude der Niederlande. Direkt am Ausgang des Boogie Woogie Tunnels, der – selbst nach einem Mondrian Gemälde benannt – dem Vorhaben seinen Namen gibt: BoogieWood ist ein vom Büro De Zwarte Hond in Kooperation mit OZ designter Neubau mit zusätzlicher Mischnutzung, der die Wandlung des einstigen Gewerbe- und Industriegebiets Binckhorst zum lebendigen Stadtquartier vorantreiben soll. Das spannende Extra des Projekts: Die durchdachte, vorteilhafte Kombination modern-nachhaltigen Holzbaus mit Material-Recycling und Umnutzung einer Bestandskonstruktion.

Zukunft, auf Bestand gesetzt

BoogieWood wird am Standort eines bestehenden Bürogebäudes realisiert. Der Neubau besteht aus aufeinander gestapelten Baukörpern, die auf ein bestehendes Parkhaus gesetzt werden. Der neue Komplex, dessen Architektur Binckhorsts rauen Charakter widerspiegelt, schafft sowohl geförderte Miet-Wohnungen als auch solche im mittleren Preissegment. Besonders markant: Der 110 Meter hohe Wohnturm „Mercuriustoren“, dessen Spitze das Projekt krönt.

BoogieWood: Spannende Kombination aus adapative Re-Use, Materialrecycling und modernem Holzbau. (Bild: De Zwarte Hond)
BoogieWood: Spannende Kombination aus adapative Re-Use, Materialrecycling und modernem Holzbau.

Mit den neun gestapelten, aus Holz gefertigten Etagen, die auf einem hohen Sockel ruhen, haben die Architekten etwas Einzigartiges konzipiert. Ein Novum, das obendrein dank seiner Ausführung aus vorgefertigten Brettsperrholzelementen und biobasierten Materialien dem Klimaschutz dient: Sein CO2-Fußabdruck liegt bei weniger als 100 kg/m². Damit erfüllt BoogieWood die strengen Pariser Klimaziele bis 2030. Und dies ist längst nicht der einzige Vorteil.

Holz spart Gewicht & Kosten

Die von De Zwarte Hond gewählte Holzbauweise reduziert sowohl das Gewicht als auch die Baukosten. Dass beides für das Bauen auf einem zweistöckigen Parkhaus wichtig ist, liegt auf der Hand. Zudem ermöglicht das kreislauforientierte Rückbau-Konzept des Bestandsgebäudes die Wiederverwertung bereits vorhandener Materialien.

Ein grüner Innenhof, der an den neuen Waterfrontpark anschließt, wird für Freiraum sorgen. (Bild: De Zwarte Hond)
Ein grüner Innenhof, der an den neuen Waterfrontpark anschließt, wird Freiraum bieten.

Für Komfort und geringen Energieverbrauch sorgen gemeinschaftliche Energieerzeugung und intelligente Haustechnik. Weil Gemeinschaftliches auch für angenehmes Zusammenleben im neuen Komplex wichtig ist, legt der Entwurf großen Wert darauf, spontane Begegnungen zu fördern. Allerdings ohne dabei die Wahrung der Privatsphäre der BoogieWood-Bewohner zu vernachlässigen.

Neues Grün fürs Viertel

Um den Nutzern Freiraum und Naturgenuss im bislang an Grünräumen eher kargen Viertel Binckhorst zu verschaffen, beinhaltet der Plan auch einen begrünten Innenhof. Dieser wird an den von OKRA Landschaftsarchitekten im Auftrag der Gemeinde geplanten, neuen Waterfrontpark anschließen.

Alles da in BoogieWood

Im Sockel des rund 715 Wohneinheiten umfassenden Projekts sind neben erschwinglichen Gewerbeflächen auch Fahrradabstellräume vorgesehen. Und im bestehenden Parkhaus werden um die 300 Auto-Stellplätze zur Verfügung stehen.

Markant und nachhaltig: BoogieWood soll zum Blickfang mit Symbolcharakter werden. (Bild: De Zwarte Hond)
Markant und nachhaltig: BoogieWood soll zum Blickfang mit Symbolcharakter werden.

BoogieWoods Erdgeschoss besteht aus einem „Beton-Tisch“, auf dem das Holz-Wohngebäude aufsetzt. Diese Basis hat eine lichte Höhe von acht Metern, die sie robust, flexibel und anpassbar macht und sie ebenso hochwertig wie urban wirken lässt. Hier sollen sich bald Firmen – unter anderem ein großer Holzhandel – ansiedeln.

Innovative Kombination

Ohne Beton kommt das Projekt, das Neues auf Bestand setzt, freilich nicht aus. So etwa da, wo es um die Konstruktion des markanten Turms Mercuriustoren und das Block-Innere geht, in dem der bepflanzte Hof entsteht. Fürs innere Grün wird eine dicke Bodenschicht angelegt, in der Bäume gedeihen können. Und die Fassade besteht aus einem Raster dünnen, faserverstärkten Betons, der Material und Gewicht einspart.

Die zweite Fassadenebene und die Innenfassaden um den grünen Innenhof jedoch werden – wie die Etagen – in Holz ausgeführt. Eine Design-Strategie, die die Nachhaltigkeit des Projekts auch von außen sichtbar macht.

Die Fertigstellung des neuen Highlights in Den Haags aufstrebendem Viertel Binckhorst ist für 2028 geplant. (Bild: De Zwarte Hond)
Die Fertigstellung des neuen Highlights in Den Haags aufstrebendem Viertel Binckhorst ist für 2028 geplant.

De Zwarte Honds Strategie adaptive Re-Use und Material-Recycling mit modernem Holzbau zu kombinieren, macht die Niederlande um ein Stück innovativer Baukunst reicher. Erfreulich, allerdings nicht neu, ist, dass das Architekten-Team auch bei diesem Projekt auf Nachhaltigkeit, Gesundheit und hohe Lebensqualität setzt. Denn das niederländische Büro hat sich diesbezüglich mit Entwürfen wie jenen für Groningens schönen Wohnkomplex Regulateur oder den multifunktionalen SuperHub in Meerstad längst entsprechendes Renommee verschafft.

Gebautes Zeichen des Wandels

Die 38.000 Quadratmeter umfassende Anlage BoogieWood soll obendrein zum Blickfang mit Symbolcharakter werden. Zum klar sichtbaren Zeichen der erfolgreichen Verwandlung des Den Haager Gewerbe- und Industriegebiets Binckhorst in ein dynamisches Stadtquartier. Ein bisschen wird es allerdings noch bis zur endgültigen Fertigstellung dauern. Denn diese wird derzeit für 2028 in Aussicht gestellt.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: De Zwarte Hond

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