MAD Architects haben den Wettbewerb für den Entwurf des „Cuntan International Cruise Center“, Chinas internationalem Kreuzfahrtzentrum, gewonnen. Und das mit einem außergewöhnlichen, außerirdisch anmutenden, Vorschlag.

Können Sie sich an den Film „Krieg der Welten“ erinnern? Kurz zur Auffrischung: Darin staksen 112 Minuten lang spinnenartige Riesenwesen aus einer fremden Welt über unseren Planeten. Klar, sie wollen unsere schöne Erde ganz allein für sich haben. Unser Glück: Wir haben All-Time-Weltenretter Tom Cruise

Chongqing Cuntan Cruise Terminal
Inspirationen? Die Aliens aus dem Film „Krieg der Welten“

Nun, der Entwurf, den MAD Architects präsentiert haben, erinnert frapant an eben diese Aliens aus diesem Film. Konkret hat das internationale Architektur-Büro gemeinsam mit Ma Yansong von der China Academy of Building Research (CASR) damit sogar den Wettbewerb für den Bau des „Cuntan International Cruise Center“ in Chongqing, China, gewonnen.

Hintergrund der großen Ausschreibung: Der derzeitige Frachtterminal Gantry Crane soll zu einem 65.000 m² großen internationalen Kreuzfahrtterminal ausgebaut werden. Am Jangtse-Fluss gelegen, will man damit ein spektakuläres neues Stadtviertel entwickeln. Das ambitionierte Ziel: ein integriertes Schiffs-, Hafen-, Stadt-, Tourismus-, Einkaufs- und Unterhaltungsviertel zu schaffen, dessen Herzstück der weltweit führende Flusskreuzfahrthafen werden soll. Eben das „Cuntan International Cruise Center“.

Kräne als Inspirationsquelle

Klar, das wird alles ganz friedlich über die Bühne gehen. Die Film-Assoziation rührt vielmehr aus der vorgeschlagenen Optik, kombiniert mit der dafür von den Architekten gewählten Inspirations-Grundlage. Bei den ersten Besichtigungen vor Ort stachen dem Team nämlich die überdimensionalen orangefarbenen Lastenkräne des Frachtterminals in die Augen. „Sie hinterließen „den Eindruck lebender außerirdischer Kreaturen. Sie vermittelten auf Anhieb eine besondere Form von Surrealismus“, sagen die Architekten.

Diese Frachtkräne haben zu diesen …

… Formen der Zentrumsbauten geführt.

Bei dem neuen und ebenso über weite Strecken orangefarbenen Entwurf geht es demzufolge nicht bloß darum, die industriellen Farben der Vergangenheit widerzuspiegeln. Vielmehr möchten die Architekten diesen offensichtlichen, aber unabsichtlichen ursprünglichen Surrealismus zitieren. „Wir haben die aufgeständerten Gebäude so entworfen, als wären sie eine futuristische, freilaufende Stadt. Eine, die scheinbar von anderswo herkommt und vielleicht eines Tages wieder woanders hingeht.“ Also eine Art Alien-Stadt, die unseren Planeten nur lieb besiedeln und nicht annektieren will, wenn man so will.

Stadt, Land, Berg und Fluss

Und das auf einer Fläche von über 65.000 m² in Chongqings Liangjiang New Area. Direkt am Jangtse-Fluss gelegen. Ma Yansong über die hier verortete Vision: „Chongqing hat Berge und Wasser. Der Jangtse-Fluss ist in Chongqing jedoch mehr als nur eine Naturlandschaft.“ Aufgrund der hier intensiven Aktivitäten wie Schiffsverkehr und industriellem Transport sei diese Stadt voller Energie und Bewegung. „Wir wollen diese Energie in Chongqing von den Spuren der Industrie befreien und in eine Energie umwandeln, die die Fantasie anregt.“

Was uns wiederum zu der Außerirdischen-Assoziation führt, die ganz offensichtlich nicht ganz unbeabsichtigt ist. Dieser sichtbare oberirdische Teil des MAD-Vorschlags, der sogenannte „Yangtze River Skywalk“, besteht aus sechs unterschiedlich hohen Gebäuden. Sie alle sind auf einer Länge von 430 Metern miteinander verbunden. Eben ihre orange Farbe und ihre markante in den Himmel ragende Form orientieren sich an den schon erwähnten Frachtkränen.

Panoramablick auf den Fluss

Diese aufgeständerten Gebäude werden mit einer Aluminiumfassade verkleidet. Vom Boden bis zur Decke jedoch sind die Objekte verglast, um einen ungehinderten Blick auf den Jangtse-Fluss zu bieten. Hier sollen in Zukunft vor allem Büros Platz finden.

Unter diesen spektakulären Bauten wird in Zukunft dann eine 100.000 m² große Parkanlage ergrünen. Also Vorhof für den Kreuzfahrtschiff-Hafen des „Cuntan International Cruise Center“. Der Blick von hier auf Chongqing und den Jangtse verspricht für die zukünftigen Besucher ein einzigartiges Erlebnis zu werden. Sagen die Architekten.

Grünes „Cuntan International Cruise Center“

Unterhalb dieses neuen Parks befindet sich schließlich der Knotenpunkt des Kreuzfahrtzentrums. Das Design des eigentlichen Zentrums sieht viele Oberlichten vor, um die Innenräume von möglichst viel natürlichem Licht fluten zu lassen. Ein darüber gesetztes auskragendes Gebäude wiederum soll übermäßige direkte Sonneneinstrahlung verhindern.

Einen Schluss lassen die nun vorgelegten Pläne jedenfalls zu: Hier soll ein gigantisches Wahrzeichen geschaffen werden, das auch einen wirtschaftlichen Charakter hat. Diese wohl gelungene Kombination dürfte den Ausschlag zugunsten von MAD Architects gegeben haben. Laut Stadtverwaltung wird der Bau noch heuer Fahrt aufnehmen, um bis 2027 abgeschlossen zu sein. Und dann freilich nur Gäste und Waren aus aller Welt von A nach B zu verschiffen. Und nicht aus aller Welten.

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: MAD Architects; Splendid Film

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