Icehotel
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Royale Sommernächte im tiefsten Winter

Jedes Jahr, wenn der mächtige Fluss Torne in Schwedisch-Lappland zufriert, lassen Künstler das älteste Eishotel der Welt neu erstrahlen. Heuer hat sogar Prinz Carl Philip Hand angelegt. Das Beste: Sein Werk ist bis weit in den Sommer hinein buchbar!

Wir checken ein im Icehotel in Jukkasjärvi – rund 200 Kilometer nördlich des Polarkreises. Stück für Stück tut sich uns eine frostige Wunderwelt auf. Alles hier ist tiefgefroren: Möbel, Wände und selbst die Trinkgläser werden aus Eis gemeißelt.

Im Icehotel gibt’s Schnee für morgen

Genauer gesagt, werden jedes Jahr etwa 30.000 Tonnen Schnee und 2.000 Tonnen Eis für den Bau des Hotels verwendet. Ganz schön viel Baumaterial für eine Unterkunft, die nur wenige Monate existiert, bevor sie im Frühling wieder in der Sonne schmilzt.

Kunst mit Ablaufdatum

Doch vermutlich ist es genau diese vergängliche Schönheit, die Menschen so fasziniert. Und die Spannung, wenn internationalen Künstler jedes Jahr aufs Neue das Hotelkonzept völlig umgekrempeln und fantasievolle Suiten aus natürlichem Eis enthüllen. Hier läuft also alles getreu dem Motto: „Alles nur geliehen. Aber alles super nachhaltig!“ Eis und Schnee werden schließlich völlig CO2-neutral aus dem angrenzenden Fluss Torne gewonnen.

Icehotel

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In königlicher Manier

Insgesamt 32 Künstler haben auch diese Saison weder Aufwand noch frostige Temperaturen gescheut, intensive Wochen im hohen Norden verbracht, und so die 32. jährliche Inkarnation des temporären Touristenhotspots geschaffen.

Neben künstlerischem Know-how und Kreativität war diesmal aber auch ein Hauch königlicher Magie bei den Arbeiten zu spüren. Denn niemand geringerer als Carl Philip Bernadotte, Prinz von Schweden und Herzog von Värmland, zählte zu den diesjährigen Eismeistern des Hotels.

Bettwäsche, extracool

Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Oscar Kylberg entwirft er eigentlich Bettwäsche, Daunenjacken, Vasen und alles, das einem jedem Zuhause skandinavisches Lebensgefühl einhaucht. Nun also versuchten sich die beiden mit ihrem Designstudio Bernadotte & Kylberg (ja, das ist nur bedingt einfallsreich für solch kreative Köpfe) an einer einzigartigen Deluxe-Suite aus Eis im Icehotel 365. Also jenem Teil des traditionsreichen Hotels, der das ganze Jahr für frostwillige Besucher geöffnet ist.

Die Promi-Künstler: Carl Philip Bernadotte, Prinz von Schweden und Herzog von Värmland und Oscar Kylberg

Gefrorene Augenblicke

Die Suite mit dem Namen „a midsummer night’s dream“ soll eine Hommage an den schwedischen Mittsommer sein. Eine jahrhundertealte, germanische Tradition. Dabei werden die Sommersonnenwende und der damit längste Tag des Jahres zelebriert.

Vor allem der Natur werden in dieser Zeit magische Kräfte zugesprochen. Bestimmte Pflanzen sollen etwa böse Geister vertreiben, die Fruchtbarkeit steigern und vor Krankheiten schützen. Kurz und knapp: Das Mittsommerfest ist für die Schweden quasi das sommerliche Pendant zu Weihnachten. Ein Fest voller Verbundenheit mit der Natur, Familie und positiver Emotionen.

Mittsommer im Icehotel

Und genau diese sollen nun auch die Gäste des Icehotels zu spüren bekommen. „Das Konzept basiert darauf, dass die schwedischen und internationalen Gäste des Hotels etwas Einzigartiges in Schweden und unser Erbe auf eine etwas andere Art und Weise erleben können“, so Carl Philip Bernadotte und Oscar Kylberg. Gast und Natur sollen also miteinander verschmelzen.

Den wahre Charakter enthüllen

Die Idee: Den Charakter des Mittsommers in Eis zu meißeln und zugleich das glasklare Eis der Region noch besser zum Ausdruck bringen. Schließlich ist dieses in diesen Breitengraden so klar, „dass man es an manchen Stellen berühren muss, um zu sehen, dass es tatsächlich da ist“, schwärmen Bernadotte und Kylberg.  

Kombination der Jahreszeiten

Wie aber können Sommer und Winter miteinander kombiniert werden? Die überraschende Antwort der Designer: Blumen. Also packten sie kurzerhand die zartesten und schönsten schwedischen Mittsommerblumen in die arktische Umgebung. Natürlich mit tatkräftiger Unterstützung des Icehotel-Kreativteams und Floristen Per Benjamin. „Unser Ziel ist es, das skandinavische Naturgefühl und diese einzigartige Tradition auf unsere eigene künstlerische Weise zu vermitteln“, erklären die Designer ihr Vorhaben.

Volle Flower Power

Die Deluxe-Suite wurde demnach mit floralen Elementen und Pflanzen ausgestattet – eine Premiere für das ikonische Hotel, das seit Beginn nur mit Eis und Schnee arbeitet. Die Eiswände der Suite sind dabei mit farbenfrohen Blumen geschmückt, während der atemberaubende Kronleuchter – freilich auch aus Eis – mit Blumen im Inneren an bekannte Blumenkränze erinnert. An jene, die man gewöhnlich beim Mittsommer-Fest trägt.

Dass der Prozess, die Blumen in das Eis zu bringen, aufwändig ist, liegt auf der Hand. Dennoch scheint das Team rund um die Sommernachtstraum-Suite eine optimale Lösung gefunden zu haben. Und zwar so: Zuerst wird der Boden eines Kastenrahmens aus Eis geschnitten. Dann werden die Blumen darin je nach Belieben angeordnet und mit Wasser besprüht. Dieses gefriert innerhalb weniger Sekunden. Dann wird noch die Oberseite des Rahmens draufgesetzt, mit Wasser versiegeln und schon sind die Blumen sind luftdicht in Eis gepackt.

Konservieren nach altem Muster

Die Designer dazu: „Wir wollten ein Konzept entwickeln, das die schwedische Flora in den Mittelpunkt stellt und sie mit Hilfe von Eis, der Konservierungstechnologie der Natur, das ganze Jahr über verfügbar macht.“

Nun aber die brennende Frage – wenn man diese bei einer Suite aus Eis überhaupt stellen darf:  Wann müssen die Blumen gewechselt werden.  „Wir wissen es nicht“, sagt Kylberg. „Vier Monate? Fünf? Das hat noch nie jemand gemacht.“ Was sie aber bereits jetzt wissen: „Durch die Anspielung auf den Mittsommer haben wir einen in der Zeit eingefrorenen Moment geschaffen, den die Gäste erleben können.“

Einzigartige Soundkulisse

Neben der einzigartigen Kombination aus Eis und Blumen hat das Duo zudem einen Soundtrack mit Klangspielen generiert. Wer sich also für die midsummer night’s dream-Suite entscheidet, darf summenden Bienen, pfeifenden Winden oder auch sanftem Geigenspiel lauschen. Und das während man auf Rentierfellen in einem Thermoschlafsack und einer Raumtemperatur zwischen minus sieben und minus fünf Grad schläft.

Winterliches Sommererlebnis

Zusammen mit der sorgfältig ausgewählten Beleuchtung kann so jedenfalls das Erlebnis der geheimnisvollen Mittsommernacht voller Mythen und Legenden weiter verstärkt werden.

Wer nun Lust auf seinen ganz eigenen Sommernachtstraum bekommen hat, sollte schnell buchen. Zwar soll die Suite laut Hotelbetreiber bis weit ins Jahr 2022 bestehen bleiben, doch niemand weiß, wann das große Schmelzen tatsächlich beginnt. Hashtag: Klimaerwärmung.

Text: Sandra Rainer
Bilder: Bernadotte & Kylberg

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