Endlich kann auch Graz sein erstes waschechtes Boutique-Hotel verbuchen: Das „Aiola Living“ hat sich buchstäblich in sieben Altstadthäusern eingenistet. Außerdem spielt es nicht nur alle Stückerl, man kann auch alle Stückerl mit nach Hause nehmen!

Um bei einem aufwändigen Hotelprojekt in Sachen Innengestaltung am Puls der Zeit zu sein, empfiehlt es sich, hellseherische Fähigkeiten zu besitzen. Schließlich sind Trends meist Geschichte, bevor man ein schickes Boutique-Hotel aus dem Boden gestampft hat. So ein Projekt braucht schließlich Zeit, um entwickelt zu werden. Und dann noch einmal Zeit, um errichtet zu werden.

Mut zur Opulenz

Eines gleich vorweg: Judith und Gerald Schwarz sind keine Hellseher. Trotzdem aber hat das Grazer Unternehmerpaar vor wenigen Monaten mit ihrem Aiola Living das erste Boutiquehotel im Herzen der Murmetropole eröffnet – und bei dessen Inneneinrichtung trendtechnisch voll ins Schwarze getroffen.

Die Wände entführen dank hochwertiger Tapeten überall in eine andere Blumenwelt. Von den Decken hängen Lampen, deren Licht durch wabernde Straußenfedern gedämpft wird und im güldenen Lift, der dich zum Zimmer bugsiert, wartet schon eine bunte Dschungelwelt samt Papageien drauf, bestaunt zu werden. Kurz gesagt: Im Aiola Living wohnt man inmitten des erst seit wenigen Monaten aktuellen üppig-floralen Living-Lifestyles.

Leidenschaft in jeder Tapete

Um den Zeitgeist derart exakt treffen zu können, ließen die beiden freilich weit profanere Mächte als die Hellseherei wirken: Ihren eigenen Geschmack! „Interieur-Design ist unser Hobby, wir lieben es, Räume einzurichten“, erzählen sie. Und wie es der Zufall will, sind von ihnen gestaltete Räumlichkeiten schon seit vielen Jahren geprägt von gigantischen Blumenmotiven, bunten Tierbildern und zahllosen opulenten Accessoires. Die zwei waren also einfach aus ganz persönlichen Motiven den heutigen Trend-Motiven um ein paar Jährchen voraus.

Zuhause bei den Chefs

Das bedeutet aber auch, dass kein Innenarchitekt für das Wohngefühl in ihrem Hotel verantwortlich zeichnet: „Wir haben im Grunde ganz viele Wohnzimmer gestaltet. Und zwar jedes so, wie wir es für uns adaptieren würden“, erzählt das Paar. Sprich: Jeder Hotelgast ist somit in Wahrheit bei den Chefs persönlich zuhause. „Es ist einfach unser Lebenstraum gewesen, den wir hier realisieren durften. Und so war es uns ein besonderes Anliegen, wirklich jedes noch so kleine Detail selbst zu planen und zu entscheiden.“

Rausgekommen sind 49 Zimmer, die alle unterschiedlich sind und mit allerlei kleinen Überraschungen aufwarten: Kreative Cocktail-Rezepte für selbst gemachte Drinks aus der Bar, zum Beispiel.

Kreative Raumerweiterung

Doch bevor sich die beiden Hobby-Innenarchitekten auf den Einrichtungs-Spaß stürzen konnten, mussten sie erst einmal die Zimmer dafür bauen. Ein wahrlich komplexes Unterfangen – schließlich galt es, im Herzen der Altstadt überhaupt einmal passende Räumlichkeiten auszukundschaften.

Wie die zwei findigen Geschäftsleute am Ende tatsächlich 2600 Quadratmeter Wohnfläche inmitten der Altstadt auftreiben konnten, gilt bis heute als kreativer Kraftakt: Ein Deal zwischen der Grazer Wechselseitigen Versicherung und einem Privateigentümer machte schlussendlich das unmöglich Wirkende möglich – und bescherte den Hoteliers in spe genug Platz, um ihren Traum Realität werden lassen zu können.

JUDITH & GErALD SCHWARZ
DAS POWERPAAR

Die beiden gelten als tonangebendes Gastronomie-Paar der Stadt Graz. Ihre visionären Ideen finden in einer Vielzahl an Lokalen und Restaurants ihren Niederschlag. Darunter: Das Cafe Promenade, der Landhauskeller, der Club Katze Katze, der Dinnerclub Miss Cho, alle Aiola-Lokale und nun eben auch das Hotel Aiola Living.

Judith und Gerald Schwarz
Judith und Gerald Schwarz drücken der Grazer Gastrowelt ihren Stempel auf

Großes Aber: Die angemietete Wohnfläche verteilt sich auf sieben aneinandergrenzende Gebäude! Diese wurden also erst einmal trickreich über ein eigenes Gangsysteme so miteinander zu verbunden, das sich der Gast nicht etwa in einem Labyrinth wähnt und gar verirrt. Wände mussten durchbrochen, aufgezogen oder versetzt werden. „Zwischendurch ist uns auch noch der Liftschacht eingebrochen und wir mussten den Schutt händisch rausschaffen“, erinnert sich Gerald Schwarz.

Möbel to go

Insgesamt beliefen sich die Kosten dieses „wohnsinnigen“ Kleinods übrigens auf 4,5 Millionen Euro. Eine Summe, die in Zukunft übrigens nicht bloß durch den Verkauf von Nächtigungen wieder eingespielt werden soll. Vielmehr treiben die Schwarz’ das Spiel mit mutigen Interieur-Ideen final an die Spitze – und bieten jedes noch so kleine Detail dem Gast zum Verkauf an.

Egal ob Lampen, Stühle, Tische oder sogar Betten – wem etwas gefällt, der kann es im Idealfall gleich direkt mit nach Hause nehmen. „In letzter Zeit sind vor allem unsere Hotelbetten gefragt“, zeigt sich selbst Judith Schwarz über den Erfolg ihrer Geschäftsidee verblüfft.

Auf jeden Fall aber lässt dieser hausgemachte Trend darauf schließen, dass sich die Gäste des Aiola Living so fühlen, wie es sich Judith und Gerald Schwarz von Anfang an gewünscht haben – wie zuhause nämlich.

Text: Johannes Stühlinger
Fotos: Aiola Living

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