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Die Welt hört auf Mistelbach

Das neue Headquarter von Pro-Ject Audio Systems überrascht durch eine energieautarke Haustechnik. Kernstück ist ein unterirdischer „Eisspeicher“.

Die stattliche „Black Box“ mit dem Firmenlogo fällt schon von der A5 aus ins Auge. Auf dem Parkplatz in Mistelbach angekommen, streckt sich dem Besucher ein röhrenartiger Vorbau – wie ein Tonarm – entgegen. Die fensterlosen, groß-gerillten Außenfassaden muten wie eine makroskopisch abgebildete Schallplattenoberfläche an. Und bereits beim Öffnen der Autotür wird hörbar, worum es hier geht: Musik in bestmöglicher Qualität. Sogar outdoors. 

Nach nur einem Jahr Planung und 14 Monaten Bauzeit konnte Pro-Ject Audio Systems sein neues Headquarter in Mistelbach Ende August 2017 eröffnen. Wie die begehrten Plattenspieler des Weltmarktführers aus dem Weinviertel zeichnet sich auch der Gebäudekomplex durch konsequentes Design, modernste Technik und findige Reduktion aus.  

Das neue Headquarter in Mistelbach wurde Ende August 2017 nach nur einem Jahr Planung und 14 Monaten Bauzeit eröffnet.

Im rund 1.200 Quadratmeter großen Office-Bereich präsentiert sich Pro-Ject ebenso klar und markant. Jedoch überraschend hell. Alle Räume sind um das stattliche, 300 Quadratmeter große, begrünte und lichtdurchflutete Atrium gruppiert. Empfang, Showrooms zum Probehören und Büros formen dank der großzügigen Verglasung ein optisches und organisches Ganzes. Selbst der angrenzende Entwicklungs- und Servicebereich und die 3.000 Quadratmeter große Lagerhalle sind sehr einladend.

Adresse: Analogweg 1!

Vom Wiener Architekten Andreas Burghardt stammt auch das luftige Interior-Design. Wie bei den Pro-Ject-Produkten ist alles auf das Wesentliche reduziert. Das Headquarter ist gleichzeitig Zentrale, Flagship Store, Logistik-Zentrum und Corporate Design-Bollwerk. Sogar die Adresse passt perfekt: Analogweg 1! 

Das Headquarter ist gleichzeitig Zentrale, Flagship Store, Logistik-Zentrum und Corporate Design-Bollwerk.

„Mein schönstes Geschenk ist die Freude der Kunden, die Menschen für Musik zu begeistern.“ Durch diese Haltung ist Heinz Lichtenegger zum Trendsetter geworden. Als er Pro-Ject 1991 gründete, initiierten seine leistbaren Spieler die Renaissance der Schallplatte und führten sie bis zum heutigen Boom. „Wir sind ein Unternehmen, das man angreifen kann. Jeder kann hier gerne herkommen, sich entspannen und die Musikqualität genießen.“ Wer dieser Einladung folgt, hört und sieht sehr viel Neues und Überraschendes. Sogar in anderen technischen Disziplinen.    

Ganz Pro-Ject, typisch Weinviertel 

Als Bauherr hat sich Lichtenegger bereits in der Entwicklungsphase der neuen Gebäude für ein eigenständiges, konsequent auf Reduktion angelegtes Energiekonzept stark gemacht. Der schonende und auch kostenbewusste Umgang mit Ressourcen liegt ja in der Natur des Weinviertels, aus dem Lichtenegger stammt. In Kooperation mit EcoProjekt, einem mehrfachen Preisträger des „Greenbuilding Partner Awards“, entstand ein in dieser Größenordnung österreichweit einzigartiges, energieautarkes System.      

Im „Eisspeicher“ werden eine Million Liter Wasser gefroren und durch Wärmeenergie immer wieder kurz über den Gefrierpunkt erwärmt.

Kernstück der innovativen Anlage ist ein unterirdischer „Eisspeicher“. In einem 25 m langen und 15 m breiten Becken werden 1.000.000 Liter Wasser gefroren und durch die Wärmeenergie aus 37 Solarabsorbern auf dem Dach der Lagerhalle immer wieder kurz über den Gefrierpunkt erwärmt. Diese „permanente“ Kristallisierung des Wassers setzt viel Energie frei, die über ein Wärmepumpensystem direkt in das Gebäude eingespeist wird. Die hocheffiziente Pumpanlage selbst erzeugt dabei zusätzlich Kälteenergie. Mit dem Resultat, dass die Anlage im Sommer zum Kühlen und im Winter zum Heizen verwendet werden kann. 

Eine glänzende Energiebilanz

Pro-Ject kommt völlig ohne externe Energiequellen wie zum Beispiel Fernwärme aus. Sogar der Strom für die Wärmepumpe wird vor Ort gewonnen. Er stammt aus der hauseigenen, 50 kWp (Kilowatt peak) starken Photovoltaik-Anlage. Überkapazitäten können ins Stromnetz eingespeist und bei Bedarf wieder abgerufen werden. So ist und bleibt die Energiebilanz stets ausgeglichenen. Auch mittlerweile gängige Maßnahmen wie Dämmungen, Wärmerückgewinnung bei sämtlichen Systemen, Betonkernaktivierung zum Heizen und Kühlen und Erdwärmekollektoren kommen konsequent zum Einsatz

Text: Tobias Sckaer

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