Louvre Conservation Centre
#architektur

Designer-Bunker für Louvre-Kunst

Der Louvre hat seit kurzem in Nordfrankreich ein riesiges Kunstlager. Das Louvre Conservation Centre wird 250.000 Kunstwerken Platz bieten – vor allem aber auch Schutz vor der Bedrohung durch Hochwasser am Ufer der Seine.

Es wurde auch Zeit, dass sich das im Jahr 1793 gegründete Musée de Louvre ein derartiges Gebäude gönnt – das Louvre Conservation Centre. Denn das am Seine-Ufer gelegene Museum ist besonders anfällig für das Risiko 100-jährlicher Hochwasser. Einige der Dauerausstellungsgalerien und Lagerräume für die Kunstwerke befinden sich in Überschwemmungsgebieten. Seit 2002 warnt die Pariser Polizei vor den Überschwemmungsgefahren.

Centre de Conservation du Louvre
Das neue Louvre Conservation Centre wurde vom britischen Architekturbüro Rogers Stirk Harbour + Partners entworfen.

Kunst zieht sukzessive um

Nun wurde das vom britischen Architekturbüro Rogers Stirk Harbour + Partners entworfene Louvre Conservation Centre eröffnet. Das schlichte und damit gleichzeitig elegante Gebäude ist optimal für die Konservierung der Kunstwerke designt. Ab sofort wechseln Gemälde, Skulpturen, Tapisserien und archäologische Objekte den „Wohnort”. Bis 2024 wird es mit rund 250.000 Kunstwerken „befüllt“ und wird dann eines der größten Studien- und Forschungszentren Europas sein.

CCL in Nordfrankreich
Platz für 250.000 Kunstwerke des Louvre.

CCL Meditationsraum
Neben den Arbeits- und Besprechungsräumen gibt es auch Meditationsräume.

Garten auf dem Louvre-Kunstlager

Gemeinsam entwarf das Team ein Gebäude, das sich nahtlos in die Landschaft einfügt, mit einem Garten auf dem leicht geneigten Dach. Es vereint lichtdurchflutete Räume, in denen Menschen arbeiten und Kunst betreiben können, und modernste Technologie, um stabile klimatische Bedingungen für die ordnungsgemäße Aufbewahrung der Louvre-Sammlungen zu gewährleisten.

Das Bauwerk reicht teils unter die Erde und ist energieeffizient und umweltfreundlich durchdacht. Es ist selbstredend mit allen notwendigen Ein- und Vorrichtungen zum Bewegen und Konservieren von Kunstwerken ausgestattet.

Kunstbunker fuer den Louvre

Hochsicherheitstrakt fuer Kunst

Der Louvre verfügt zwar über einen Hochwasserrisikopräventionsplan (PPCI), aber im Falle eines hundertjährlichen Hochwassers würde nicht genügend Zeit zur Verfügung stehen, um alle Kunstwerke zu entfernen und zu schützen, insbesondere jene in unterirdischen Lagerräumen, mit einer Fläche von fast 10.000 m².

Zur Ehrenrettung des Museums muss man sagen, dass bereits seit 2003 Maßnahmen zum Schutz von Kunstwerken ergriffen wurden und einige Exponate in vorübergehende Außenlagerräume verlegt wurden, die nicht zum Louvre gehören.

überschwemmungsgefahr
100-jährliche Hochwasser

Die Jährlichkeit einer Wasserstandshöhe oder Abflussmenge gibt rein statistisch an, in welchem Zeitraum dieser Wert im Mittel erreicht oder überschritten wird. Dies ist bei einem 100-jährlichen Abfluss im Schnitt alle 100 Jahre der Fall, bei einem 30-jährlichen Abfluss im Schnitt alle 30 Jahre usw.

Louvre lagerte bisher dezentral

Das Museum musste daher nach einer dauerhaften Lösung suchen, um die Aufbewahrung seiner Sammlungen zu gewährleisten. Darüber hinaus erfüllen einige der Lagerräume des Louvre nicht mehr die konservatorischen und betrieblichen Anforderungen eines Museums. Der Umzug ist daher eine Gelegenheit, die Erhaltungsbedingungen zu verbessern und einen geeigneteren Raum für Studium und Forschung anzubieten.

Gleichzeitig bietet sich auch die Gelegenheit, Werke auf einem Fleck zu bündeln: Waren sie bisher an über 60 verschiedenen Orten sowohl innerhalb als auch außerhalb des ehemaligen Palastes verstreut gelagert, können sie nun in einem einzigen Gebäude aufbewahrt werden.

Empfangshalle CCL

Kunstbunker - viel Platz fuer die Kunst

Arbeitsraum für Experten

Von den rund 18.500 Quadratmetern Nutzfläche sind 9.600 für die tatsächliche Lagerung von Werken und Arbeiten sowie 1.700 Quadratmeter für Studien- und Konservierungsmaßnahmen reserviert. Es wurde von den britischen Architekten Rogers Stirk Harbor + Partners in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekten von Français Mutabilis Paysage, dem technischen Beratungsunternehmen Egis Bâtiment Nord, dem Umweltberatungsunternehmen Indigo SAS und Wirtschaftswissenschaftlern gebaut.

Das Zentrum ist nicht nur ein Lagerraum sondern auch ein Arbeitsraum für Museumsexperten, Restauratoren, Fotografen, Forscher und Akademiker. Es wird auch ein Fotostudio, Räume für Workshops zum Thema Konservierungsbehandlungen, Besprechungs- und Beratungsräume beherbergen. Darüber hinaus kann das Louvre Conservation Centre nach internationalem Recht Kunstwerke aus in bewaffnete Konflikte verwickelten Ländern zur vorübergehenden Lagerung unterbringen.

louvre
Fast 620.000 Kunstwerke

Der im August 1793 gegründete Louvre ist das berühmte Kunstmuseum in Paris. Er befindet sich in der ehemaligen Residenz der französischen Könige, dem Palais du Louvre. Mehr als 10 Millionen Besucher strömen jährlich in die Rue de Rivoli, 75001 Paris. Das Musée du Louvre verfügt nach eigenen Angaben über eine Sammlung von fast 620.000 Kunstwerken. Davon sind etwa 35.000 im Louvre selbst und weitere 35.000 in regionalen Museen ausgestellt. Der Louvre vergibt jährlich zwischen 2.000 und 3.000 Werke an Partnerinstitutionen weltweit. Die Abteilung für Druckgrafiken und Zeichnungen beherbergt rund 252.000 Zeichnungen, Pastelle, Druckgrafiken und Manuskripte. Diese Werke sind zu fragil, um dem Licht ausgesetzt zu werden, und werden nicht übersiedelt.

Standort Liévin

Wo befindet sich denn nun dieser für den Louvre beziehungsweise für seine Kunstwerke so wichtige Ort? Ausgewählt wurde die Gemeinde Liévin im Département Pas-de-Calais, in Nordfrankreich. Der „Kunst-Bunker“ befindet sich damit in der Nähe des Musée du Louvre-Lens, der 2012 eröffneten Dépendance. Mit dem TGV benötigt man von Paris aus lediglich eine Stunde und zehn Minuten.

Den lokalen Behörden war es bereits seit Längerem ein Anliegen, dieses ehemalige Bergbaubecken weiterzuentwickeln und zu revitalisieren. Mit dem Museum in Lens und dem neuen Naturschutzzentrum leistet der Louvre einen Beitrag zu diesen Bemühungen.

60 Millionen Euro-Budget

Das Gesamtbudget für das Projekt beläuft sich auf 60 Millionen Euro (ohne Liegenschaftskosten), 42 Millionen davon sind für den Bau bestimmt. Viele Akteure haben ihre Ressourcen mobilisiert, um sich an der Finanzierung des Gebäudes zu beteiligen. Diverse Träger unterstützen das Projekt finanziell. Das Stadtgebiet Lens-Liévin trug unter anderem in Form von Vorstudien bei und stellte dem Staat das Grundstück um einen symbolischen Euro zur Verfügung.

Die Betriebskosten des Zentrums werden vollständig durch den Louvre gedeckt, und speisen sich teils aus den Zinsen aus dem Louvre-Stiftungsfonds. Das Projekt wird zudem von der Europäischen Union über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert.

Text: Linda Benkö
Fotos: Architekten Rogers Stirk Harbour + Partners / Paysagiste Mutabilis Paysage et Urbanisme / RSHP Joas Souza Photograf

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