Wiedergeburt einer Legende

Den Namen dieses Hauses kennt fast jeder. Auch jene, die sich weder Luxus-Hotels leisten können oder wollen, noch Interesse an High Society Berichten haben. Denn dann ist da immer noch dieser, im 1893 an der Fifth Avenue erbauten, ersten Haus der legendären Promi-Herberge kreierte, weltweit gern kredenzte „Waldorf-Salat“. Fakt ist: Das 1931 an New Yorks Park Avenue übersiedelte und dort weiter erfolgreiche „Waldorf Astoria“ galt lange als DAS Nobelhotel schlechthin. Bis es 2017 zwecks Renovierung geschlossen wurde. Und jetzt, acht Jahre später, feiert es ein glamouröses Comeback.

Glanzvoll wie gestern, bereit für morgen

Was das renommierte Büro Skidmore, Owings & Merrill (SOM) vollbracht hat, ist absolut beachtlich: Das Art-déco-Wahrzeichen an der Park Avenue wurde nämlich nicht nur höchst achtsam restauriert, sondern zugleich gekonnt modernisiert. Ein diffiziles, US-Medien zufolge gut zwei Milliarden Dollar teures Großprojekt. Mit Immobilienentwickler Daija U.S. und Strategic Hotels & Resorts im Rücken und dem großen Ziel, die ursprüngliche Pracht des Waldorf Astoria wiederherzustellen.

Seit Kurzem heißt das Waldorf Astoria New York Besucher nun wieder in seinem gesamten historischen, denkmalgeschützten Innenbereich willkommen. Dazu zählen der Grand Ballroom, der Silver Corridor und die Jade-, Astor- und Basildon-Räume. Nach der bereits im Juli 2025 erfolgten Wiedereröffnung der öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss ist damit die Restaurierung von 5.760 Quadratmetern denkmalgeschützter Innenräume abgeschlossen.

Nobel-Hotel & Luxus-Residenz

Das Hotel, das zuvor 1.400 Zimmer hatte, bietet jetzt eine Luxusresidenz mit 372 Einheiten und ein Fünf-Sterne-Hotel mit 375 Zimmern. Im verbleibenden Teil des legendären Waldorf Astoria – also den prunkvollen Lobbys, Fluren, dem Ballsaal und anderen Veranstaltungsräumen – hat SOM den historischen Charakter und Zweck wiederhergestellt.

„Nur wenige Gebäude haben ein Erbe wie das Waldorf Astoria. Und bei einer umfassenden Renovierung wie dieser ist es eine unglaubliche Verantwortung, dieses zu bewahren”, betont SOM-Partner Kenneth A. Lewis. Verantwortung, die das Architektenteam geradezu zu Forschern werden ließ: „Wir mussten tief in die Vergangenheit eintauchen. Jeder Raum und jedes Detail hier hat seine eigene Geschichte. Unser Ziel war es, zu den Ursprüngen des Gebäudes zurückzukehren und ihnen tiefsten Respekt zu zollen. Diese öffentlichen Räume sehen heute genauso spektakulär aus wie vor 94 Jahren.“

Mit Forschergeist & Expertise zum Ziel

Die dazu erforderliche Recherche führte SOM in die Archive des Waldorf Astoria und des Wolfsonian. Denn dort befinden sich die vollständigen Unterlagen des ursprünglich von Schultze & Weaver errichteten Hotels. In Zusammenarbeit mit vielen Experten für Denkmalpflege bewertete das SOM-Team den Zustand des Gebäudes durch forensische Untersuchungen. Vom Ursprung bis zu den Veränderungen, die im Laufe der Jahrzehnte vorgenommen worden waren.

Das Ergebnis all dieser Forschungen sei, so SOM-Director Frank Mahan, zugleich „methodische Konservierungsarbeit, sorgfältige Restaurierung und umfassende Umgestaltung“. Jeder Zentimeter des zum Teil denkmalgeschützten Bauwerks sei sorgfältig und durchdacht renoviert worden: „Wir haben die ursprüngliche Gestaltungsabsicht von Schultze & Weaver im gesamten denkmalgeschützten Innenbereich wiederhergestellt und das Gebäude gleichzeitig auf den heutigen Stand gebracht.“

Faszination Waldorf Astoria New York

Im ersten Schritt der „Wiederauferstehung“ wurden die Lobbys und Lounges wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Eine Reihe von Foyers auf Straßenebene, die prächtigen Treppenhäuser sowie Räume und Flure, die sich abwechselnd erweitern und verengen.

Dieser Bereich hatte durch Veränderungen über die Jahre viel von seiner Ästhetik aus der Jazz-Ära verloren. Jetzt aber lebt seine ursprüngliche Atmosphäre wieder auf – vom Park Avenue Foyer über die Peacock Alley, die zentrale Lobby und die East Arcade bis hin zum Lexington Avenue Foyer.

Grand Ballroom darf nun lauter werden

In den neu eröffneten Räumen im dritten Stock finden sich mehrere unverwechselbare Veranstaltungsorte. Im Zentrum: Der dreistöckige Grand Ballroom mit 1.500 Sitzplätzen. Fünfzig Jahre nachdem sein Art-déco-Design in französischen Gartenstil umgewandelt worden war, hat das Team von SOM den gesamten Ballsaal anhand einer Originalzeichnung in seiner ursprünglichen Ästhetik von 1931 wiederhergestellt. Zudem wurde ein zuvor akutes, akustisches Problem gelöst: Neue Trennfugen und darunter eingebaute Basisisolierungspolster isolieren den Saal nun strukturell vom Rest des Gebäudes.

Auf der gesamten Etage wurden die Räume Jade, Astor und Basildon restauriert, mit LED-Beleuchtung und digitaler Konferenztechnik aufgewertet. Und der farbenfrohste Raum des Waldorf Astoria, der Basildon Room, erstrahlt nun wieder – wie einst – in Rot, Grün und Silber. Denn das Restaurierungsteam hat mehrere Schichten überwiegend brauner Farbe entfernt.

Frühe Juwele im polierten Silber-Gang

All diese Räume sind durch den „Silberkorridor“ verbunden: Eine Galerie mit Spiegeln, grauem Haselnussholz, Kristallkronleuchtern und Wandgemälden aus dem ersten, ursprünglichen Waldorf Astoria Hotel von 1893. Im Laufe der Jahrzehnte hatten Lack, Zigaretten- und Zigarrenrauch die Wandgemälde verfärbt.

Die grauen Vertäfelungen waren durch dunkelbraunes Holz ersetzt worden. Jetzt wurden die Verschmutzungen sorgfältig von ArtCare Conservation Experten entfernt und braune Furnier durch neues Haselnussholz ersetzt, wodurch der „Silver Corridor“ seinem Namen wieder gerecht wird.

Die nun von SOM umgestalteten und vom französischen Innenarchitekten Pierre-Yves Rochon designten Gästezimmer befinden sich auf den Etagen sieben bis 15. Doppelt so groß und modern ausgestattet, verfügen sie jetzt auch über eine begrünte Terrasse auf einem zuvor unbebauten Rücksprung.

Moderner Luxus fürs Waldorf Astoria

Um 125 einzigartige Grundrisse für die 372 neuen Wohneinheiten im oberen Bereich zu schaffen, arbeiteten die SOM-Architekten mit der fast hundert Jahre alten Anordnung von Säulen, Balken, Leisten und Stanzfenstern. Die Struktur, die die Gästezimmer früher trennte, unterscheidet nun einen Raum vom nächsten. Vom französischen Innenarchitekten Jean-Louis Deniot entworfen, verbinden diese luxuriösen Eigentumswohnungen jetzt Art-déco-Ästhetik mit zeitgenössischer Sensibilität.

Auch im Außenbereich hat man sich bemüht, dem Original auf achtsame Art gerecht zu werden, zugleich jedoch zeitgemäße Annehmlichkeiten einzubringen: Mehr als 20, oft mit mechanischen Anlagen versehene Rücksprünge wurden zu Gemeinschafts- und Wohngebäudeterrassen umgestaltet.

Das letzte Fenster als Modell

Das letzte, original erhaltene Fenster des Gebäudes im 16. Stock diente als Grundlage für vollständige Restaurierung. Die Terrakotta-, Aluminium- und Kunststeinsimse des Waldorf wurden von Handwerkern nachgebildet. Die aus Kalkstein und grauen Ziegeln bestehende Fassade wurde gereinigt und renoviert. So, dass das Äußere des legendären New Yorker Waldorf Astoria wieder glänzt wie damals, bei seiner Eröffnung im Jahr 1931.

Dass noble Häuser mit Geschichte – wie etwa Venedigs „Ca‘ di Dio“ in einer 700 Jahre alten Villa oder das herrlich im originalen Dolce Vita Stil erhaltene „L’ Albergo della Regina Isabella“ auf Ischia – gefragter sind denn je, ist bekannt. Auch das nun wieder eröffnete, von der Hilton-Gruppe betriebene Waldorf Astoria New York erfüllt die Sehnsucht, das Flair vergangener Zeit zu spüren. Kaum ein anderes Nobel-Hotel hat sich im Laufe seines Bestehens so oft neu erfunden und wandelnden Zeiten angepasst. Von der Jazz- zur Jet-Ära – und jetzt zurück zum Ursprung.

Heikles Projekt, gekonnt vollendet

Die respektvolle, aufwändige Renovierung und Modernisierung unter der Leitung des international gefragten Büros Skidmore, Owings & Merrill könnte das legendäre Haus wieder zu dem machen, was es einmal war: Ein VIP-Hotspot für Prominente, Königsfamilien und Staatsoberhäupter. Und ein Ort, von dem viele (leider nur) träumen können.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Dave Burk, Lucas Blair Simpson / SOM, Waldorf Astoria