Hotel Aeon
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Wo Geschichte die Gegenwart berührt

Der historische Lobis-Hof in Südtirol, ein Ensemble aus altem Gasthof, Wohnhaus und klassischem Stadel, schreibt mit der Nachfolger-Generation nun das nächste Kapitel. Eines, bei dem noa* mitgeschrieben hat.

Nicht weniger als 550 Jahre alt ist der historische Lobis-Hof nahe bei Bozen in Südtirol. Mit der Übernahme des Betriebs durch die neue Generation wurde auch ein neues Kapitel für das Ensemble aus altem Gasthof, Wohnhaus und klassischem Stadel geöffnet. An diesem Kapitel schrieb das Architekturbüro noa* mit, indem es dem Traditions-Familienhof das Aeon Hotel – mit viel Respekt der Natur gegenüber – zur Seite gestellt hat.

Die Lage: Ein Ort, an dem man fest am Boden steht und gleichzeitig das Gefühl hat, die Wolken berühren zu können, so heißt es bei noa* network of architecture. Inmitten saftiger Wiesen und uriger Wälder, traumhaft ruhig und auf 1.256 Metern Höhe, am Rittner Hochplateau.

Aeon Hotel nahe bei Bozen
Schon lange Tradition: Zur Sommerfrische auf das Rittner Hochplateau kommen.

Aeon Hotel ergänzt den historischen Lobis-Hof
Das Hotel Aeon, das von noa* designt wurde, liegt nur wenige Kilometer von Bozen entfernt.

Nur wenige Kilometer von Bozen entfernt lädt der Höhenzug zu Panoramablick und wunderschönen Wanderungen ein. Die Hänge des Hochplateaus sind zudem mit mehr als 50 Urzeitsiedlungen übersät. Schon im 17. Jahrhundert entdeckten wohlhabende Bürger aus Bozen den Ritten für die Sommerfrische.

Aeon Hotel: Neue Generation an Hotels

Neben dem Naturschauspiel lockt Südtirol in letzter Zeit zusehends mit einer neuen Generation an Tourismusbetrieben, die an heutige Bedürfnisse angepasst sind und dem Trend hin zu Design und Wellness Rechnung tragen.

noa* network of architecture zeichnete für das Design verantwortlich und auch für das Interieur
Längst schon kein neuer Tourismustrend mehr: Design plus Wellness.

noa* network of architecture zeichnete für das Design verantwortlich und auch für das Interieur. inmitten der schönen Natur Süditaliens
Interessante, gestapelte Formen, viel Holz – die typische noa*-Handschrift.

Im Fall des Aeon Hotel direkt neben dem alten landwirtschaftlichen Traditionshof konnte der Auftraggeber, die Familie Ramoser, die Vision von gelungener Symbiose aus Alt und Neu verwirklichen. Und so auch die Brücke zum Namen des Hotels, Aeon, schlagen: Etwas zu verwirklichen, dass die Zeiten überdauert.

Und das Architektur-Kollektiv noa* konnte einmal mehr ein Projekt realisieren, das mit gestapelten Formen und einem luxuriösen „Spa-radies” – ähnlich wie jenes in Lermoos oder in Seis am Schlern – von sich reden macht.

Einst wie heute kommt man zur Sommerfrische auf den Ritten
Inmitten saftiger Wiesen und uriger Wälder, traumhaft ruhig und auf 1.256 Metern Höhe gelegen.

„Wertvolle Inspirationsquelle”

Der 550 Jahre alte Lobis-Hof entpuppte sich von Beginn an als wertvolle Inspirationsquelle für den Entstehungsprozess des neuen Projekts, so noa*. Um eine gewisse räumliche Analogie zur Historie zu schaffen, um an die Geschichte anzuknüpfen, orientieren sich die neuen Baukörper in Anordnung und Details an den Altbestand.

Mehr noch: „Die Erzeugung eines ambivalenten Spannungsfeldes zwischen der jahrhundertealten Tradition des bäuerlichen Ensembles und des modern-exklusiven Statements war das Grundprinzip des Gestaltungsprozesses“, unterstreicht Architekt Christian Rottensteiner. Es wäre freilich ein Leichtes gewesen, sich einfach auf der „grünen Wiese“ auszutoben.

„Durchlässige Hofstruktur”.

Das gesamte Projekt lebt von seinen vielen raffinierten Details und Geschichten, die immer wieder den Kreis zur Familie und zum Ort des Geschehens schließen.

Durchlässige Hofsituation

Der noa*-Weg: Die freistehenden Volumina lassen die Landschaft durchfließen und ein Teil davon werden. Das eine Gebäude steht für den öffentlichen Bereich mit Empfang, Bistro, Bar und Wellnessbereich. Daneben, im anderen, ist der private Bereich mit den insgesamt 15 Gästesuiten untergebracht.

Rottensteiner: „Die vorgefundene sanfte Topografie und das Arrangieren von offenen und gleichzeitig geschützten Außenräumen bedingten die Disposition der einzelnen Baukörper.“ Nicht ohne eine raffinierte Verbindung: Der Korridor, der elegant unter einem künstlich angelegten Hügel vor den Augen gleichsam verschwindet.

Moderne Übersetzung des traditionellen Stils

Der Bezug zum Bestehenden wurde auch mit den traditionellen Satteldächern des Aeon Hotel hergestellt. Und mit der dynamischen Fassadengestaltung mit den aussteifenden Schrägen. Sie übersetzen die Streben und Winkel des denkmalgeschützten Stadels in ein modernes Statement.

die Rezeption des Aeon Hotels

der Barbereich

Dadurch würden die Fassaden unterschiedlich lesbar, erklären die noa*-Architekten, je nachdem, wie man sich dem Baukörper nähert. So brechen Ost- und Westfassade stark nach außen auf, während sich Nord- und Südseite dagegen als homogene Hülle präsentieren.

Markant fangen die trapezförmig zugeschnittenen Fenster den Blick ein. Im Gegensatz dazu wird durch die vorgesetzte, über die gesamte Gebäudelänge gezogene Lamellenstruktur die „Geschossigkeit” beinahe verschleiert.

Die Vertikale und die Linearität sind die Leitfäden zweier sich stark kontrastierenden Gestaltungsansätze – teilweise entsteht das Gefühl, zwischen den Welten zu schweben.

noa*-Partner Christian Rottensteiner

Nachhaltig: Holz aus dem eigenen Wald

Auch Holz lässt sich als Bindeglied zwischen Alt und Neu verstehen: Das Holz für den Bau wurde aus dem familieneigenen Wald verwendet. Der nachwachsende Rohstoff macht die Architektur nahbar und
unterstreicht die Lebendigkeit durch die Vor- und Rücksprünge, die spannende Schattenwürfe erzeugen.

das eigenwillige Farbkonzept von noa*
Das eigenwillige Farbkonzept von noa* – das Büro zeichnet auch für das Interior Design verantwortlich.

Der Gast betritt das Gebäude durch ein Eingangsportal aus schwarzem Stahl, das außen das alte Wappen der Familie aus dem Jahr 1464 trägt.

Das Interieur lädt in eine geheimnisvolle Zwischenwelt ein

Haptik, Farben, Möbel, Stoffe, … all das ist wunderbar geeignet, den Gast in eine geheimnisvolle Zwischenwelt zu entführen. Das Architekturbüro noa*, das auch für das Innenleben des Hotels verantwortlich zeichnet, möchte mit seinem Konzept das starke „Dazwischen“ zeigen.

Tritt man durch die zuvor erwähnte stählerne „Schleuse“, erfährt man fast so etwas wie einen Bruch, das Eintauchen in etwas, das atmosphärisch die Zukunft repräsentiert: Alle Räumlichkeiten sind in einer farblichen Zweiteilung durchkomponiert. Ein sanftes Beige – geerdet, sinnlich, vertraut – trifft auf ein mystisches Blau, das die Zukunft, das Geheimnisvolle, das Ungewisse verkörpert. Diese ausdrucksstarke, klar definierte Trennlinie wird in beiden Gebäuden konsequent durchgezogen – einmal horizontal, einmal vertikal.

Gratwanderung: „Verwurzelt Sein“ und „Fliegen Wollen“

„Die Vergangenheit ist gewachsen wie der Stein, das Holz, die Natur. Die Zukunft ist hingegen schleierhaft, geheimnisvoll und artifiziell, also nicht greifbar wie der Himmel, die Nacht oder der Ozean. Dazwischen liegt der Moment, eine bedingungslose scharfe Teilung, aber auch eine Berührung“, begründet Interiordesigner Patrick Gürtler die Farbwahl. Diese Teilung sei aber nicht dazu gedacht, zu trennen, sondern zu verbinden – das zu erspüren, dazu möchte Gürtler den Gast explizit einladen.

Die Protagonisten dieser „Zwischenzone” sind nicht nur Boden, Wände und Decken: Alle Einrichtungsgegenstände – von Vorhang über Möbelstücke bis zur Leuchte – sind Teil. So scheint das Innenraumkonzept von Ort und Zeit völlig losgelöst.

Einen Kontrast bilden die dezent ausgestattete Rezeption und die Bar mit ihren besonderen Details, unter anderem mit dem großen Weinlager inmitten gemütlicher Bistrotische, der flexibel bespielbare Panoramastube, dem Loungebereich mit offenem Kamin und verspiegelter Decke sowie der etwas abseits gelegene Leseecke mit den Hängesofas.

Dank der großen Fensteröffnungen wird die umliegende Natur zum integrativen Teil des Raumes.

Infinitypool mit spektakulärem Ausblick

Geht man in das Obergeschoß kehrt sich das Farbkonzept um. Warum? Weil man hier in die Wellness-Oase eintaucht. Da bietet sich das Blau als Symbol für das Wasser im unteren Bereich der Wände förmlich an. Ein großzügiger Ruhebereich mit anschließender Terrasse darf nicht fehlen. Und schon gar nicht der spektakuläre, überdachte Outdoorpool mit Infinity-Kante und atemberaubendem Ausblick an der südwestlichen Gebäudeseite. Man erreicht ihn über ein Podest, dessen oberste Ebene die „Wasserkante“ markiert – und damit erneut den Wechsel zwischen Blau und Beige.

die Sauna darf nicht fehlen

Infinity Pool

Der Ruhebereich oberhalb eignet sich gut als Meditationsraum oder für diverse Aktivitäten wie Yoga. Direkt davor im Außenbereich, auf einer Dachterrasse mit Blick auf die Dolomiten, befindet sich ein Whirlpool. Einen ebenso beeindruckenden Ausblick, auf die umliegenden mystischen Wälder, hat man von der Sauna aus, die an der Außenseite positioniert ist.

Schöner Ausblick auf die umliegenden Wälder vom Infinity Pool und Whirlpool aus.

Im zweiten Gebäude – es ist dreigeschossig – befinden sich die 15 Suiten des neuen Aeon Hotels. Sie sind 35 bis 60 Quadratmeter groß und verfügen jeweils über einen eigenen Balkon. Beide Baukörper sind über einen unterirdischen Korridor miteinander verbunden, der Hügel wurde künstlich aufgeschüttet.

Text: Linda Benkö
Fotos: Alex Filz, Andrea Dal Negro

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