Der Cube Berlin am Washingtonplatz
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Das Gebäude, das denkt

Nach dem Smart Home gehen die ersten Smart Buildings ans Netz. Anfang 2020 eröffnete der Cube Berlin, ein Bürokomplex, der sich über Künstliche Intelligenz selbst steuert.

Das System weiß, wieviele Menschen sich gerade im Büro aufhalten, und steuert die Raumtemperatur entsprechend. Durch die individuelle Einstellung von Klimaregelung, Beleuchtung und Sonnenschutz merkt sich das System die persönlichen Präferenzen. Muss ein Lift gewartet werden, wird automatisch der zuständige Dienstleister gerufen, noch bevor es zu Ausfällen kommt. Gebäude, die dank modernster Technologie selbstlernend agieren, klingen für viele nach wie vor nach düsterer Science Fiction. Doch wie neueste Studien zeigen, wird es ohne intelligente Gebäude keine Klimawende geben. Der Cube Berlin, der im Februar 2020 eröffnet wurde, ist einer der ersten Bürokomplexe, die mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet sind.

Warum sind intelligente Gebäude noch rar?

Während das Smart Home – zumindest ausstattungsmäßig – längst Realität geworden ist, hinkt das intelligente Gebäude weit hinterher. Im Jahr 2018 haben technologieaffine Kunden laut einer Studie rund 657 Millionen sogenannte Smart Home Devices für ihr Zuhause angeschafft. Auch wenn viele Privatanwender nach wie vor die manuelle Steuerung vorziehen, so ist die Wachstumssteigerung an Endgeräten enorm. 

Der Cube Berlin am Washingtonplatz
Der Cube Berlin eröffnet Anfang 2020 und ist eines der ersten Smart Commercial Buildings. Alle Prozesse werden über Künstliche Intelligenz gesteuert.

Bei den Smart Commercial Buildings, wie sie im Fachjargon genannt werden, hat die Gebäudetechnik den Heizungskeller in Richtung Internet verlassen. Die zentrale haustechnische Anlage ist mit den einzelnen Raum- und Geräteregelungen direkt oder über das Internet of Things (IoT) vernetzt. Einzelne Prozesse sind digitalisiert und liefern über Sensoren eine Vielzahl an Daten. Obwohl die technischen Möglichkeiten längst vorhanden sind, gibt es noch kaum smarte Gebäude. Dafür gibt es laut einer Studie der Technologiestiftung Berlin mehrere Gründe.

Oft mangelt es bei Geräten noch an Schnittstellen, die ein einfaches Plug and Play ermöglichen. Qualifizierte Fachkräfte, die all die neue Technologie einbauen und betreuen können, sind oft schwer zu finden. Und schließlich müssen die erhobenen Daten gesetzeskonform gehandelt und alle Zugriffsrechte klar definiert werden.

Smarte Gebäude – der Schlüssel zur Energiewende

Wenn man ernsthaft eine Energiewende und die gesetzten Klimaziele erreichen will, kommt man um die Digitalisierung von Gebäuden nicht herum. Die folgenden Zahlen belegen dies.

Das "Brain" des Cube Berlin
Bei Smart Buildings erfolgt die Prozesssteuerung über Künstliche Intelligenz und die Vernetzung auf allen Ebenen.

Rund 40 Prozent der Primärenergie entfällt auf den Gebäudesektor. Schätzungen von Experten zufolge können allein 30 Prozent Energie in Gebäuden eingespart werden, wenn die bestehenden Haustechnik-Anlagen nach der tatsächlichen Nutzung eingestellt werden. Die Wahrung der Energieeffizienz passiert bei smarten Gebäuden in Echtzeit.

Der Cube Berlin und sein Gehirn

Eines der ersten intelligenten Gebäude entsteht derzeit im Herzen von Berlin. Der 100-Millionen-Euro-Bau am Washingtonplatz erinnert mit seiner futuristischen Kubatur und der doppelten Glasfassade an einen gigantischen Eiswürfel. Der Entwurf für den Cube Berlin stammt vom Kopenhagener Architekturbüro 3XN, das auf seiner Website folgenden Leitsatz postuliert: „Wir glauben, dass Architektur das Verhalten prägt.“ Im Fall des Berliner Bürokomplexes scheint es allerdings anders herum zu sein. 

Als Smart Building lernt Cube Berlin von den Menschen, die ihn ihm leben und arbeiten.

www.cube-berlin.de

„Als Smart Building lernt Cube Berlin von den Menschen, die ihn ihm leben und arbeiten. Intelligente Gebäudetechnik kennt die Anforderungen und Wünsche jedes Nutzers an jedem Ort und passt sich individuellen Bedürfnissen optimal an“, heißt es in der Gebrauchsanleitung für das durch und durch digitalisierte Bauwerk.

Die Doppel-Fassade des Cube Berlin vor der Fertigstellung
Die Doppel-Fassade des Cube Berlin vor der Fertigstellung

Die zentrale Steuerung des elfgeschossigen Gewerbegebäudes wird vom Bauherren CA Immo als Gehirn bezeichnet. „Hinter der eleganten Fassade des Cube Berlin bündelt das sogenannte »Brain« verschiedene smarte Technologien zu einem selbstlernenden System“, heißt es dazu auf der Website des Cube Berlin. Dafür braucht es eine große Menge an Echtzeit-Daten. Erfasst werden sie über die im Gebäude installierten 3.750 Sensoren, 750 Beacons (Bluetooth-Hardwaresender) und 140 Mobilfunkantennen. 

Für den Nutzer des Cube läuft alles über eine App. Diese navigiert ihn durch das 19.000 m² große Gebäude, bucht seinen Arbeitsplatz, das Essen und den hauseigenen Paketdienst. Die Anwender-Software hilft auch bei der Licht- und Temperaturregelung und zeigt sogar den bestgelegenen Parkplatz an. Die klimafeindliche Suche nach der passenden Lücke wäre damit auch abgeschafft.

Text: Gertraud Gerst
Fotos: Getty Images, CA Immo

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