Als Interior Designer mit der Schönheit der US-Nationalparks mitzuhalten, ist eine Herausforderung. Shannon Niehenke, Gründerin des Narrative Design Studios, hat sie für das Glamping-Vorzeigeunternehmen AutoCamp bravourös gemeistert.

Isomatte und Schlafsack waren gestern. Dank AutoCamp übernachtet man ganzjährig recht luxuriös in den schönsten Nationalparks der USA. Nämlich in maßgeschneiderten Airstreams, Cabins oder fixen Zelten. Die perfekte Verbindung von großartigem Design und Naturerlebnis hat AutoCamp, obwohl noch jung an Jahren, zum führenden Unternehmen im Bereich Outdoor-Hospitality gemacht und für zahlreiche Awards gesorgt. Unter anderem wurde der Yosemite-Standort vom Time Magazine 2019 zu einem der „100 World’s Greatest Places“ gekürt. Ein Ruf, der verteidigt werden will. Für die neuen Glamping-Locations im kalifornischen Joshua Tree Park und im Zion-Nationalpark im Südwesten Utahs hat AutoCamp deshalb die preisgekrönte Innenarchitektin Shannon Niehenke von Narrative Design Studio beauftragt, um auch die Gemeinschaftseinrichtungen und Clubhäuser elegant auszustatten.

Interior Design, AutoCamp Joshua Tree, USA, Kalifornien
Der Ausblick in den Nationalpark Joshua Tree ist das wahre Prunkstück des Interior Designs.

Der Auftrag von AutoCamp: ein Interior Design, welches das Innen nahtlos mit der umgebenden Naturlandschaft verschmelzen lässt. Plus: Möbel und Kunst, die von der reichen Kulturgeschichte der Region inspiriert sind. Beides ließ sich Shannon Niehenke nicht zweimal sagen. Die gebürtige Bay-Area-Designerin hegt schließlich eine tiefe Leidenschaft für Kunst. Bereits während ihrer Schul- und Studienzeit nahm sie an Programmen für Kunst und Architektur in Cambridge und Rom teil, bevor sie in San Francisco das auf Wohn- und Boutique-Hospitality-Projekte spezialisierte Narrative Design Studio gründete.

Trend: Boutique-Hospitality

Mit Erfahrung aus renommierten Büros wie Brayton Hughes Design Studio und NICOLEHOLLIS im Lebenslauf, verfolgt Shannon mit ihrem Innenarchitekturbüro das Ziel, „zeitlose Interiors zu schaffen, die im Einklang mit der Architektur und Umgebung stehen“. Jedes Projekt, erzählt sie, beginne mit einer tiefgehenden Recherche der Kundenbedürfnisse in Bezug auf den Raum. „Den Entwurfsprozess prägen dann die ökologischen und historischen Gegebenheiten des jeweiligen Ortes. Sie verleihen den Projekten ihre unverwechselbare Identität, einen einzigartigen Charakter. Und: die enge Zusammenarbeit mit lokalen Kunsthandwerkerinnen und Produzenten, die Wert auf hochwertige Verarbeitung legen.“

Poolbereich, AutoCamp, USA
Der Poolbereich kann sich sehen lassen. Zusamen mit der Landschaft eine harte Konkurrenz fürs Interior Design.

Auf dem 25 Hektar großen Areal des AutoCamp-Standorts Joshua Tree fand Shannon zwei halbrunde Gebäude vor, um die sich die Airstreams für die Gäste gruppieren. Sie wurden von Quonset-Barracken inspiriert – einem leichten, vorgefertigten Gebäudetyp aus Wellblech, der früher häufig vom Militär genutzt wurde. Gleichzeitig zollt das Design den Formen des Wüstenkünstlers Noah Purifoy aus den 1970er-Jahren Tribut, dessen Werke im nahegelegenen Joshua Tree Outdoor Museum zu sehen sind. Verkleidet mit verschiedenen Holzarten, beherbergt eines der Gebäude das Clubhouse. Das andere, dessen Seitenwände durch große Lamellen ersetzt wurden, fungiert als Veranstaltungs- und Meetingbereich.

Feuer und Flamme

Da Clubhouse wie Eventräume von mehreren großen und viel frequentierten Feuerstellen umgeben sind, wollte Shannon ein ebenso warmes wie gemütliches Interior Design schaffen. Die Verlagerung des Geschehens von draußen nach drinnen sollte möglichst nahtlos vonstatten gehen. Deshalb setzte die Interior-Designerin auf eine Materialpalette, zu der neues und recyceltes Holz, Beton, Stahl, vulkanische Fliesen und Leder gehören. Im Clubhouse gibt es nun neben einer Rezeption, einem General Store und einem Bar- und Servicebereich mehrere gemütliche Sitzgruppen. Angeordnet sind sie rund um einen freistehenden, schwarzen Metallkamin – ein Markenzeichen von AutoCamp.

AutoCamp, USA, Feuerstelle, draußen, Airstreams
Qual der Wahl: Draußen am Feuer sitzen …

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… oder drinnen im Clubhouse am Kamin.

Unter dem Sternenhimmel sitzt man dort freilich nicht. Dafür öffnen die Bogenfester in Joshua Tree und die schräg geneigte Dachlinie in Zion, inspiriert von der klassischen Mid-Century-Architektur, die Räume zur Natur hin. Die mit geschlitzten Holzpaneelen verkleidete Bogendecke in Kalifornien schafft zudem gemeinsam mit dem Betonboden eine edle Kulisse für eine stimmige Auswahl von maß- und handgefertigten Möbeln. Im Zentrum des Raums laden beispielsweise moderne Flechtstühle und zwei Sofas mit lederumwickelten Rahmen und gewachsten Baumwollkissen zum Verweilen ein. Auch finden sich stilvolle Holzsessel von Alexis Moran und skulpturale Hocker des lokalen Kunsthandwerkers Dan John Anderson.

Design trifft Kunst

Kunstwerke, größtenteils von lokalen Künstlerinnen und Künstlern, unterstreichen das Designkonzept zusätzlich. Über einer Sitzbank schwebt im Joshua-Tree-AutoCamp ein acht Fuß langes Textilkunstwerk aus verschiedenfarbigem Leder von AVO-Künstlerin Britt Kleinman, das an die Fransen einer Jacke aus den 1970er-Jahren erinnert. Draußen ziert – in Würdigung der Native Americans in der Region – ein grafisches Wandbild in Schwarz, Weiß und Rot des indigenen Künstlers Jaque Fragua die Poolbar. Diese verfügt über einen überdachten Sitzbereich mit kleinen Tischen aus Betonharz. Und: beheizte Stühle. Denn „im Joshua Tree Nationalpark wird es nachts kühl, besonders im Winter“, sagt Shannon Niehenke. „Mit einem Drink in einem warmen Stuhl zu sitzen, ist dann ziemlich schön.“

Inzerrior Design, Holzdecke
Unter der gewölbten holzverkleideten Decke treffen …

Indigene Kunst, Auto Camp
… Designermöbel und indigene Kunst aufeinander.

Nach der Eröffnung im Dezember 2021 war das AutoCamp Joshua Tree bereits im ersten Monat komplett ausgebucht. Das Publikum? Eine diverse Mischung, von jungen Familien bis hin zu Firmen-Retreat-Teilnnehmern – wie Niehenke bei einem Besuch beobachten konnte. „Es war sehr inspirierend, Menschen zu sehen, die sich über ihren Aufenthalt in der Wüste freuten und ihn wirklich genossen haben“, sagt sie. „Es ist ein magischer Ort.“ Und zu dieser Magie trägt ihr Interior Design für die Gemeinschaftsräume nun bei, das die goldenen Töne und rauen Texturen der kargen Landschaft widerspiegelt.

Abseits der Marken-CI

Obwohl sich Shannons Design für den AutoCamp-Standort in Joshua Tree stilistisch nicht weit vom schicken Midcentury-Glamping-Konzept der Marke entfernt, wohnt ihm doch etwas sehr Organisches, Ortsbezogenes inne. „Es ist ein bisschen verspielter als andere Standorte“, sagt die Narrative Design Studio-Gründerin. „Wir sind ein wenig vom klassischen Weg abgewichen.“ Um den Gästen eine ruhige, entspannende Umgebung zu bieten, in der sie dazu inspiriert werden, die Schönheit der Landschaft zu entdecken, ließ sich die Designerin von der nahezu außerweltlichen Kulisse zwischen den Felsen, Kakteen und den charakteristischen Joshua-Bäumen inspirieren.

AutoCamp Zion, Interior Design, Narrative Design Studios
Für das Clubhouse des AutoCamp Zion setzte die Designerin auf neutrale Farben. Die Aussicht ist das Spektakel.

Auch das AutoCamp Zion zeichnet ein starkes Bekenntnis zu gestalterischer Exzellenz mit Naturbezug aus. Aber auch zu Umweltbewusstsein. So verwendete man dort Kork, ein nachhaltiges Material – etwa für die Wände. Lokale Handwerksbetriebe fertigten die Türen sowie einen Großteil der Möbel, was ebenfalls den ökologischen Fußabdruck verkleinert. Außenpflastersteine verkleiden die große L-förmige Bar und erzeugen dabei einen dezenten Ombre-Effekt, der an Stampflehm erinnert. So fügt sich das vom Architekturbüro HKS entworfene Clubhouse mit Mid-Century-Flair trotz seiner klaren Linien harmonisch in die malerische Landschaft Utahs ein.

Das AutoCamp Zion zieht an

Für das Interior Design wählte Shannon Niehenke – anders als im Joshua Tree Nationalpark – einen Ansatz der Gegensätze. „Die kräftig rote Erde in Süd-Utah ist wirklich beeindruckend“, sagt sie. Doch anstatt diese Töne ins Innere zu holen, entschied sie sich, die umliegende Landschaft hervorzuheben, indem sie die Farbpalette der Innenraumgestaltung bewusst neutral hielt. Und noch etwas ist in Zion anders: „Die Architektur verfügt über riesige Fenster. Anstatt das Gebäude mit Kunstwerken zu versehen, inszenierten wir die Ausblicke selbst als Kunst.“

AutoCamp Zion, außen, Clubhouse
Die Mid-Century-Architektur des Standorts Zion fügt sich trotz gerader Linien harmonisch in die Landschaft ein.

AutoCamp und seine Gäste sind von beiden Ansätzen gleichermaßen begeistert. Joseph. K., dessen Gästebucheintrag auf der Unternehmenswebseite nachzulesen ist, schreibt: „Eine hervorragende Wahl, wenn man abschalten und in Kontakt mit der Natur, der Familie, Freunden und sich selbst kommen möchte.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Text: Daniela Schuster
Bilder: Mariko Reed; Matt Kisiday

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