Rosarote Rosenranch
Im französischen Grasse hat sich der Parfumhersteller Lancôme eine Landmarke setzen lassen. Gemeinsam mit dem Architekturstudio Nem wurde die Domain de la Rose ins Leben gerufen – ein Markenerlebnis für Besucher in ikonischer Farbe.
Nein, es liegt nicht an der rosaroten Brille, hier lebt auch keine weltbekannte Blondine, auch wenn die knallige Farbe stark an Barbies Traumhaus erinnert. Trotzdem – das Bonbonrosa von oben bis unten ist kein Zufall dieses Projekts im Südosten Frankreichs. Denn hinter den Toren des wahrscheinlich landesweit auffälligsten Gebäudes verbirgt sich die Domain de la Rose, eine Rosenfarm des französischen Parfum- und Kosmetikherstellers Lancôme.
Gelegen in Grasse, der (wie könnte es auch anders sein) Welthauptstadt des Parfums, ist gemeinsam mit dem Architekturstudio Nem ein Anwesen entstanden, das sich komplett der Welt der Düfte verschrieben hat. Ein Ort, an dem Besucherinnen und Besucher voll und ganz in die Welt der Parfumherstellung und der Marke Lancôme eintauchen können.
Pretty in Pink
Abgesehen von der lebhaften Farbgebung zieht ein großer runder Tunnel als Haupteingang – eine stilistische Anspielung auf das Ô im Markenname Lancôme – die Blicke auf sich. Durch ihn betritt man die Domain de la Rose. Ein schmaler Gehweg führt durch einen weitläufigen Garten zum zentralen, auffälligen Haupthaus, offiziell die Maison de la Rose. Diese besteht aus zwei fast identischen, normal aufeinander stehenden Volumen, die durch eine einstöckige Lobby dazwischen verbunden sind. Aus dem oberen Stockwerk der beiden Trakte gelangt man jeweils auf die Terrasse, die einen beeindruckenden Blick über die Grasser Hügellandschaft bietet.
Zu Beginn der Bauarbeiten riss man zunächst alle bestehenden Gebäude am Gelände ab – bis auf das Haupthaus. Aus Gründen der Nachhaltigkeit entschied man sich bei der heutigen Maison de la Rose für eine Renovierung anstelle eines Neubaus sowie für die Verwendung möglichst regionaler Materialien. Im Zuge dessen wurde das Dach mit pink glasierten Ziegeln aus der Umgebung neu gedeckt und die Wände innen wie außen in der für die Marke typischen Farbe passend gestrichen.
Olfaktorische Oase
Im Gespräch mit der Architekturplattform Dezeen erklären Nem Architectes: „Die Domain de la Rose kann als lebendiges, sensorisches Erlebnis für die Besucher angesehen werden, in dem ihre visuellen, olfaktorischen und akustischen Sinne im ganzen Haus und Garten angeregt werden, ganz als ob sie ein Parfüm von Lancôme verwenden.“
Die Domain de la Rose kann als lebendiges, sensorisches Erlebnis für die Besucher angesehen werden, in dem ihre visuellen, olfaktorischen und akustischen Sinne im ganzen Haus und Garten angeregt werden.
Nem, Architekturbüro
Im Innenraum finden Besucher der Villa verschiedene Lounges und Versammlungsräume, in denen Workshops, Veranstaltungen und Ausstellungen rund um das Thema Parfumherstellung stattfinden. Zudem gibt es eine eigene Parfumbrennerei, eine Duftorgel sowie ein unterirdisches Lagerhaus. Das umliegende Gelände des Anwesens nutzt man für den Erhalt der regionalen Biodiversität sowie den Anbau von Duftpflanzen wie Jasmin, Lavendel und vor allem Rosen.
Design-Erlebnis
Ziel des Architekturstudios war es, ein Design zu schaffen, das die funktionalen wie nachhaltigen Ansprüche der Marke mit beispielhafter, zeitgenössischer Ästhetik verbindet. Zudem wollte man das reiche kulturelle Erbe der Parfumhochburg Grasse mit der Markenidentität von Lancôme in Einklang bringen – schließlich zählt das Grasser Fachwissen rund um die Parfumherstellung zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe.
Die Führungen, die in der Domain de la Rose stattfinden, sind laut Webseite kostenlos und werden sowohl in französischer als auch englischer Sprache angeboten. Mit dem Anwesen im Süden Frankreichs entstand somit schon die zweite Erlebniswelt der Marke Lancôme. Das Pendant dazu – das Café de la Rose – befindet sich an der Pariser Champs Elysees und begeistert seine Gäste nicht nur in der gleichen Farbe, sondern sicher auch in ähnlichem Ausmaß.
Text: Rabea Scheger
Bilder: Laziz Hamani, Cyrille Weiner, Bruno Vacherand-Denand