Ein Plan für die Zukunft
Gelegen über der Vorarlberger Gemeinde Egg befindet sich das Einfamilienhaus Z des Architektenduos Guter-Plan. Ein Eigenheim, das nach seinem Ableben praktisch keine Spuren hinterlassen wird.
In Vorarlberg, Österreichs westlichstem Ausläufer, wo man sich als 4.000-Seelen-Dorf schon fast zu den Ballungsräumen zählen darf und sich sprachlich klar vom Rest des Landes unterscheidet, kann der Holzbau auf eine lange Tradition zurückblicken. Typisch für den ländlichen Raum hat das Eigenheim hier zwar einen deutlich höheren Stellenwert als im urbanen Gebiet. Nachhaltig sind die meisten Einfamilienhäuser trotzdem nicht unbedingt – so der regelmäßig erhobene Vorwurf. Sie tragen zur Bodenversiegelung bei und zersiedeln die Landschaft, heißt es.
Lange vor seinem eigenen Hausbau hat sich deshalb auch Daniel Zimmermann, Mitgründer des Vorarlberger Architekturstudios Guter-Plan, Gedanken darüber gemacht, ob ein Einfamilienhaus überhaupt noch vertretbar ist. Nun hat er den Schritt aber doch gewagt, und in Egg, der ältesten und größten Gemeinde der umliegenden Talschaft, das Eigenheim für sich und seine Familie realisiert. Entgegen der oftmals geäußerten Kritik zeigt er, wie es aussehen kann, wenn Tradition und die Anforderungen an ein modernes Leben nachhaltig fusionieren.
Haus ohne Müll
Mit dem Einfamilienhaus Z (das mit dem Projekttitel mehr oder minder subtil auf den Familiennamen des Bauherrn und seiner Familie hindeutet) tritt Zimmermann also in einer Mehrfachrolle auf. In Sachen Nachhaltigkeit wollte man nichts dem Zufall überlassen – und dank der Holzelementbauweise lassen sich stolze 95 Prozent des Hauses nach seiner Lebensdauer wieder zerlegen. „Unsere Grundidee war: Wenn wir schon ein Haus bauen, dann wollten wir so gut wie keinen Müll produzieren. Wir haben deshalb nur natürliche und recycelbare Materialien verwendet“, erklärt Zimmermann im Gespräch mit den „Vorarlberger Nachrichten„. Von der Kellerdecke aufwärts wurde daher nur mit Stroh gedämmt und darüber mit Lehm verputzt. Um Kosten einzusparen, haben Bauherrin und Bauherr dabei sogar selbst mitangepackt.
Das Dach wurde vom niederösterreichischen Hersteller PREFA eigens nach Vorarlberg exportiert. Mit seiner schwarzen Oberfläche schafft es einen angenehmen Kontrast zum Holz. Integriert sind flache Solarelemente, die mit freiem Auge kaum erkennbar sind; trotzdem lässt sich das Dach – zum Beispiel für anfällige Wartungsarbeit – begehen. Beheizt wird der Holzleichtbau mit Wärmepumpe.
Volle Dosis Holz
Umgeben von traditionell holzgeschindelten Bauernhäusern steht das Haus Z auf einem Grundstück von 560 Quadratmetern in leichter Hanglage. Ein Eigenheim mit Überblick: Quasi an der Spitze der kleinen Siedlung dürfte eine bessere Aussicht über das Dorf schwer zu finden sein. Aufgrund der Lage befindet sich die großzügige Wohnküche – das Herzstück des Hauses – im ersten Stock. An der Westseite erstreckt sich der holzverkleidete Raum über die ganze Hausseite und schließt im Süden in einer Terrasse sowie gegenüber mit einer großen Fensterfläche ab. Entlang der Wohnküche verlaufen eine breite Sitzbank aus Holz und raumhohe Panoramafenster – man muss ihn ja schließlich nutzen, den guten Ausblick. Parallel dazu erstreckt sich eine zweite Sitzbank am Kaminofen und sorgt für zusätzlichen Platz rund um den Familientisch.
Viel Platz war dem Architekten wichtig, denn „wir sind Familienmenschen“, wie Daniel Zimmermann den „Vorarlberger Nachrichten“ erzählt. „Wir wollten einen schönen Raum, in dem sich viele Menschen treffen können“. Vom Gemeinschaftsbereich führt eine Holztreppe ins Obergeschoss, wo sich die Holzverkleidung sowie großzügige Lichtfenster auch in den Schlaf- und Kinderzimmern fortsetzen. An genügend Freiflächen im obersten Stockwerk wurde ebenfalls gedacht. Hangseitig zieht sich ein Balkon oberhalb der Terrasse über die ganze Hausbreite und lässt sich von den jeweils angrenzenden Kinderzimmern begehen. Ein zweiter bietet den Blick hangabwärts.
Nachhaltig bis zum Schluss
Die lehmverputzten Wände sorgen – abgesehen vom Holz – für gute Akustik und ein angenehmes Raumklima. Sowohl Holz und Stroh als auch Lehm lassen sich nach der Lebzeit des Hauses verbrennen oder der Natur zurückführen. Die restlichen Materialien wie Beton, Holz sowie das Dach, sind wiederverwertbar. Und sofern alles verläuft wie gewünscht, bleibt von dem Haus am Ende seiner Tage nichts mehr übrig – außer einem guten Plan, der aufgegangen ist.
Text: Rabea Scheger
Bilder: Guter-Plan ZB GmbH, Dominic Kummer