Immer der Sonne nach
Auf der Kykladeninsel Paros steht eine gleichnamige Villa. Entworfen von Studio Seilern Architects, werden hier Sommer, Sonne und moderne Architektur zelebriert.
Der Traum jedes Sommerurlaubs: kristallblaues Meer, weiße Häuschen und kleine Boote, die in der Bucht anlegen. Die griechische Insel Paros ist bekannt für ihre malerischen Strände und traditionellen Dörfer. Sie liegt im Zentrum der Kykladen, einer Inselgruppe im Ägäischen Meer. Im Gegensatz zu den klassischen Reisezielen wie Kreta, Rhodos und Co. wird die Insel noch immer, nun ja, unterschätzt. Sie gilt meist nicht als bevorzugtes Ziel von Griechenland-Reisenden. Dabei bietet sie alles, was das Tourismus-Herz begehrt: Sightseeing, Sandstrände und mediterranes Klima.
Diesen Zauber soll auch die Paros Villa einfangen. Das Londoner Studio Seilern Architects setzt dabei in seinen Entwürfen ganz auf Sonne, Strand und Meer – und erschafft dabei ein modernes, schlichtes Zuhause, wie es in keiner echten Sommer-Romcom fehlen dürfte.
Minimalismus trifft auf Mittelmeer
Das weiße Anwesen hebt sich deutlich von der kargen Küstenlandschaft ab. Die Struktur ist simpel: Anstatt in die Höhe zu ragen, setzt das Studio auf Länge. Die Villa soll den Anschein erwecken, die Landschaft nur sanft zu berühren, so die Architekten. Und das gelingt ihnen; überlappende weiße Terrazzoplatten verleihen der Villa den gewünschten Schwebeeffekt. Das Anwesen ist in drei Einheiten unterteilt. Der eigentliche Hingucker jedoch ist der Infinityool: Er zieht sich vom Haupthaus in Richtung Ägäis. Seine längliche, rechteckige Form fügt sich perfekt in die geometrische Sprache der Villa ein.
Direkt daneben befindet sich eine Chill-out-Area aus handgemeißeltem Marmor. Sie spendet in der griechischen Hitze angenehmen Schatten – dank eines Sonnenschutzes aus einzelnen Bambusstäben. Ein Bullauge im Dach ermöglicht dennoch ein wenig Sonneneinstrahlung und sorgt für natürlichen Lichteinfall. Der weiße Bodenbelag der Villa wird durch acht präzise platzierte Bäumchen durchbrochen, die dem ansonsten eher kühlen und modernen Anwesen eine idyllische Atmosphäre verleihen.
Im Takt der Sonne
Studio Seilern hat sich voll und ganz der Augustsonne verschrieben. Um ihre Wärme jederzeit genießen zu können, sind die Räumlichkeiten der Paros Villa entlang einer Ost-West-Achse ausgerichtet. So kann die Familie auch abends noch den einzigartigen Blick auf die Ägäis genießen. Dank des randlosen Pools scheinen Wasser und Horizont miteinander zu verschmelzen, wenn die Sonne im Meer versinkt.
Doch nicht nur hier setzen die Architekten auf das Zusammenspiel von Innen- und Außenraum. Große Holzschiebetüren und riesige Fensterfronten lassen das Sonnenlicht ungehindert ins Innere fluten und sorgen zusätzlich für die Verbindung des Hauses zur Umgebung.
Harte Schale, weicher Kern
Die Villa Paros ist auch vom Modernismus inspiriert. Das spiegelt sich in der Farbpalette wider: Neutrale Töne wie Weiß, Schwarz und Grau ergänzen sich gegenseitig und verleihen dem Interieur einen klaren, zeitlosen Look. Lediglich einzelne Möbelstücke aus hellem Holz schaffen eine warme, sommerliche Atmosphäre. Die ansonsten eher schlichten Räume werden allerdings durch das natürliche Sonnenlicht regelrecht zum Leben erweckt.
Stein und Marmor finden sich ebenfalls vereinzelt wieder. Türen und Fenster sind mit grauem Marmor akzentuiert – ein kühler Kontrast zur sonst warmen Stimmung. Diese Elemente wirken wie schattige Rückzugsorte: kühl, erfrischend, beruhigend.
Leicht wie Luft und stark wie Stein
Auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit kann die Villa überzeugen. Anders als bei den üblichen Baupraktiken auf der Insel verzichteten die Architektinnen auf Beton, Ziegel oder erdölbasierte Dämmstoffe – und entschieden sich stattdessen für Ytong, ein Produkt aus Porenbeton, einem leichten und hochisolierenden Material, das aus Zement, feinem Sand und einem Treibmittel besteht, das beim Aushärten aufgeht wie Hefeteig. Das Ergebnis: ein Baustoff, der zu rund 80 % aus Luft besteht – leicht, wärmedämmend und feuerfest. Zusätzlich werden die Steine umweltschonend produziert – unter Einsatz von Recyclingmaterialien wie Flugasche und Bewehrungsstahl.
Studio Seilern Architects hat bereits eine breite Palette anspruchsvoller Projekte realisiert – von Gewerbe- über Wohn- bis hin zu Kulturbauten. Mit dem Privathaus auf Paros erweitern sie ihr Portfolio um ein ortsverbundenes Projekt – und hinterlassen einen architektonischen Fußabdruck, der sich harmonisch in die Landschaft einfügt. Bleibt nur eine Frage offen: Lust auf Urlaub?
Text: Katarina Andraschko
Bilder: Louisa Nikolaidou