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Kostenfreie Alternative am Milliardenmarkt

Es muss nicht immer Big Tech sein: Das kleine Schweizer Unternehmen Infomaniak sagt Digital-Office-Giganten wie Zoom, Microsoft & Co. den Kampf an – mit werbe- und kostenfreien Videokonferenzen, die auch von unerfahrenen Anwendern genutzt werden können.

Denkt man an die Schweiz, denkt man an Schokolade („Wer hat’s erfunden?“), Uhren, Roger Federer, das Bankgeheimnis und die dauernde Neutralität. Geben Sie es ruhig zu: Ja, genau in dieser Reihenfolge. Das Prinzip der Neutralität und Unabhängigkeit macht sich nun der Schweizer Cloud-Anbieter Infomaniak zunutze, um mit kMeet eine unabhängige Videokonferenz-Alternative zu Microsoft Teams, Zoom und Skype ins Rennen um einen hart umkämpften Markt zu schicken.

300 Millionen Teilnehmer

Das Angebot an Videokonferenzen-Tools ist mittlerweile recht vielfältig – und mit seinen potenziellen Vor- und Nachteilen durchaus unübersichtlich geworden. Dennoch hat sich in den vergangenen 18 Monaten ein massenkompatibler Favorit herauskristallisiert: Zoom gilt in 44 Ländern als beliebtestes Programm für virtuelle Meetings, darunter finden sich die USA und Kanada, Australien, Großbritannien, der skandinavische und der deutschsprachige Raum. Im April 2020, also am Höhepunkt der ersten Lockdown-Welle, verkündete Zoom die stolze Summe von täglich 300 Millionen Teilnehmern an Videokonferenzen. In Zeiten vor Corona waren es noch zehn Millionen gewesen – pro Monat.

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Als einzig namhafter Anbieter hat Infomaniak seine Server in der politisch neutralen Schweiz geparkt.

Aber muss es wirklich immer Zoom sein? Wird man zu Videokonferenzen eingeladen, hat man als Teilnehmer ohnehin keine Wahl. Will man aber im eigenen Smart-Office zur Online-Besprechung aufrufen, lohnt sich ein direkter Vergleich der einzelnen Systeme durchaus. Und hier punktet kMeet mit einigen brauchbaren Tools.

Infomaniak sitzt in Europa

Und mit grundsätzlichen Voraussetzungen. Eine davon betrifft gängige Sicherheitsbedenken: Als einziger namhafter Anbieter hat Infomaniak seine Server nicht in den USA stehen (wie Google und Zoom) oder weltweit verteilt (wie Skype und Microsoft Teams), sondern ausschließlich in Europa. Oder, um ganz genau zu sein: zu Hause, in der politisch neutralen Schweiz.

Bei kMeet gibt es keine Obergrenze an Teilnehmern.

Dazu kommt, dass das Schweizer Angebot – obwohl werbefrei – prinzipiell kostenlos ist, es gibt keine bezahlpflichtigen Zusatzoptionen. Anders als bei Mitbewerbern gibt es auch keine Obergrenze an Teilnehmern; bei Zoom, Teams, Google Meet und Ciscos Webex sind maximal 100 Gesprächspartner erlaubt, bei Skype gar nur 50. Und es gibt – was vielleicht nicht von allen Teilnehmern mit der gleichen Begeisterung aufgenommen wird – kein zeitliches Limit für kMeet-Videokonferenzen.

Spannende Features für Firmen

Zu den Features, die kMeet für Firmen interessant machen könnte, zählt die Möglichkeit, jedes Meeting zu branden und mit einem eigenen Logo individuell anzupassen. Spannend für den Moderator ist die Berechtigung, die Kameras aller Teilnehmer auszuschalten. Die Video-Übertragung selbst findet übrigens in HD-Qualität statt.

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kMeet wurde im April 2020 lanciert und wird seither stetig weiterentwickelt. Mehr als 200 Updates gibt es bereits.

Falls gewünscht, können andere Teilnehmer während des Meetings ebenfalls in den Rang eines Moderators erhoben werden. Zu den Rechten des Moderators zählt es, das Meeting aufzuzeichnen (allerdings mit dem kleinen Makel, dass die Aufzeichnung nur in der eigenen – kostenpflichtigen – kDrive-Cloud möglich ist). Hilfreich kann auch der Echtzeit-Timer sein, der die Redezeit der einzelnen Gesprächsteilnehmer ausweist.

200 Updates für intuitive Nutzung

kMeet wurde im April 2020 lanciert und wird seither stetig weiterentwickelt. Zu den jüngsten von mehr als 200 Updates zählen die Optionen, auf einem freigegebenen Bildschirm Notizen anzubringen und über einen Remote-Computer die Bildschirmsteuerung zu übernehmen.

Auch die unerfahrensten Anwender können problemlos Meetings planen.

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Überhaupt setzt das Schweizer Unternehmen auf möglichst nutzerfreundliches Design, damit – wie es in einer Presseaussendung heißt – „alle, auch die unerfahrensten Anwender, Meetings problemlos planen oder beitreten können“. Zu den intuitiv nutzbaren Features zählt ein Kalender auf der Startseite, der alle geplanten Meetings anzeigt.

Vom Kundensupport an die Spitze

kMeet soll auch in Zukunft kostenfrei – und ohne Registrierung – verfügbar bleiben. „Unser Geschäftsmodell basiert nicht auf Werbung, und wir geben die Daten unserer Nutzer nicht an Dritte weiter. Unsere kostenlosen Dienste wie SwissTransfer.com und ik.me werden mit unseren zahlungspflichtigen Produkten finanziert und tragen dazu bei, die Marke bekannter zu machen“, erklärt Infomaniak-CEO Mark Oehler. Zu den Bezahlprodukten von Infomaniak zählt unter anderem ein Streaming-Dienst, der bereits von mehr als 160 Radiosendern genutzt wird.

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Boris Siegenthaler (l.) und Mark Oehler von Infomaniak.

Mark Oehler ist erst Anfang des Jahres intern vom COO zum CEO aufgestiegen. Sein Vorgänger – und Infomaniak-Mitbegründer – Boris Siegenthaler kümmert sich als strategischer Direktor vornehmlich um die langfristige Ausrichtung des 1994 gegründeten Hosting-Anbieters mit Standorten in Genf und Winterthur.

kMeet greift Google & Co an

Der neue CEO, der seine Karriere im Unternehmen vor 17 Jahren im Kundensupport begonnen hatte, nahm in einer ersten Stellungnahme gezielt Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft – zusammengefasst unter dem Akronym GAFA beziehungsweise GAFAM – ins Visier: „Mein Ziel ist es, dass Infomaniak eine echte ethische Alternative zu den GAFA darstellt. Meine oberste Priorität ist die Sicherstellung einer regelmäßigen Weiterentwicklung unserer Produkte und die Förderung eines guten Arbeitsklimas für unsere Mitarbeitenden.“

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Das Infomaniak Headquater in der Schweiz.

Noch ist Infomaniak, das sich selbst als Entwickler innovativer und intuitiver Web-Lösungen definiert, im internationalen Vergleich eine zarte Schokopraline: 2020 freute sich das Unternehmen über einen Rekordumsatz von 26 Millionen Schweizer Franken, umgerechnet 24,2 Millionen Euro, und damit über ein Plus von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. kMeet kommt zurzeit bei rund einer halben Million Meetings pro Monat zum Einsatz.

Milliardenmarkt Videokonferenzen

Umso lohnender kann das Herausfordern der internationalen Big Tech-Giganten sein. Denn die Zukunftsaussichten für Videokonferenzen-Anbieter sind glänzend: Die zunehmende Globalisierung und die immer größere Nachfrage nach dem Internet an sich sollen den Branchenwert von rund 4,49 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 9,21 Milliarden Euro im Jahr 2027 mehr als verdoppeln.

Und um dieses Geld lässt sich jede Menge Schweizer Schokolade kaufen – und während ewiglanger Videokonferenzen heimlich vernaschen.

Text: Hannes Kropik
Fotos: Infomaniak

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