Ein Haus macht die Welle
Das Klimatorium im dänischen Lemvig erarbeitet Strategien gegen den weltweiten Klimawandel. Das Gebäude an der Küste von Jütland stammt aus der Feder des Architekturbüros 3XN und ist mittlerweile zur Ikone avanciert.
Lemvig ist eine Stadt im Westen Dänemarks, in der die Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu sehen und zu spüren sind. Starkregen, Hochwasser und Sturmfluten machen den Gebieten am Limfjord zunehmend zu schaffen. Um den Ort vor Überflutungen zu schützen, ließ die Stadtverwaltung 2012 eine Hochwasserschutzanlage errichten. In unmittelbarer Nähe dazu wird nun an innovativen Lösungen gearbeitet, die den weltweiten Auswirkungen der Erderwärmung entgegenwirken sollen – im Klimatorium. Das grüne Kompetenzcenter gilt mit seiner prägnanten Holzwelle schon jetzt als Architekturikone und Landmark gegen den Klimawandel.
Hoher Wiedererkennungswert
Mit dem markanten Wellenmotiv in seiner Fassade verpassten die Architekten von 3XN/GXN dem Bau einen unverkennbaren Charakter. Die geschwungene Einbuchtung aus Kiefernholz erinnert zum einen an einen Schiffsrumpf und spiegelt die lange Schiffsbautradition in der Region wider. Zum anderen dient die Welle als öffentlicher Raum für Passanten und Besucher, die hier in einem witterungsgeschützten Bereich sitzen und aufs Meer hinaus schauen können.
Die Welle erzählt die Geschichte des Ortes und verweist auf die ernsthaften Herausforderungen, denen wir als Folge des Klimawandels gegenüberstehen.
Jan Ammundsen, Designchef von 3XN
„Das Gebäude hat eine geradlinige, strenge Form, die durch die Welle eine individuelle und leicht wiedererkennbare Identität bekommt“, erklärt Jan Ammundsen, Designchef von 3XN, die Überlegungen hinter dem Entwurf. „Die Welle erzählt die Geschichte des Ortes und verweist auf die ernsthaften Herausforderungen, denen wir als Folge des Klimawandels gegenüberstehen.“
Form follows Behaviour
Der zweigeschossige Bau präsentiert sich transparent und offen. Er will sowohl Einwohner als auch Touristen anziehen, die hier Ausstellungen über den Klimawandel besuchen können. Mit seinem Café und dem Veranstaltungsraum ist das Klimatorium ist zu einem lokalen Treffpunkt geworden, in dem auch Konferenzen, Konzerte und Veranstaltungen stattfinden. Mit den angeschlossenen Freianlagen haben die Landschaftsarchitekten SLA aus Aarhus einen Erlebnisort geschaffen, der einen Skater Park, eine Parkour-Anlage und einen Wasserspielplatz vereint.
Diese Belebung durch die Menschen war von Anfang an im Designansatz „Form follows Behaviour“ festgelegt, den das dänische Architekturbüro vertritt. Am Anfang ihrer Überlegungen steht immer die Frage: Wie werden sich die Menschen inner- und außerhalb des Gebäudes verhalten?
Wichtig ist den Architekten dabei, dass die Architektur nicht bloß Flächen versiegelt und Ressourcen verbraucht, sondern den Menschen in ihrer Umgebung auch etwas zurückgibt. „Je großzügiger man mit der Umgebung sein kann, desto besser wird das Ergebnis sein, sowohl für das Gebäude selbst als auch für seine öffentliche Wahrnehmung“, erklärt 3XN-Gründer Kim Herforth Nielsen den Vorteil ihres menschenzentrierten Designs.
Klimalösungen made in Denmark
Neben der Bewusstseinsbildung durch Ausstellungen zum Thema ist das Klimacenter auch eine Art Forschungs- und Entwicklungszentrum für grüne Technologien. Wissenschaftler, Unternehmen und Kommunen entwickeln hier gemeinsam Projekte für den Klimaschutz und die Anpassung an bereits bestehende Klimaveränderungen.
Das Spektrum reicht dabei von innovativen Wassertechnologien über die Förderung kreislauffähiger Energiekonzepte bis hin zur Entwicklung eines wasserdurchlässigen Straßenasphalts. Der Neubau an der Westküste Jütlands soll Dänemarks Rolle als Exporteur von grünen Technologien und Klimalösungen stärken. Lemvig und der zentraldänischen Region will er dabei helfen, sich als Kompetenzzentrum auch auf internationaler Ebene zu etablieren.
Das Klimatorium ist ein weiterer Baustein auf dem Weg in eine resiliente Zukunft. Eine Welle, die dabei hilft, den nötigen Wandel mit anzustoßen.
Text: Gertraud Gerst
Fotos: Adam Mørk, 3XN