Logistics Center West: Logistikzentrum setzt auf Holz (Bild: Henning Larsen)
#greenbuilding

Logistikzentrum setzt auf Holz

Unweit von Amsterdam entsteht Europas größtes, aus Holz gebautes Logistikzentrum: Das „Logistics Center West“ des Mode-Riesen Bestseller. Designt vom Büro Henning Larsen. Und mit dem Ziel, neue Standards in Sachen Nachhaltigkeit und Design zu setzen.

Geht es um Nachhaltigkeit oder Arbeitsbedingungen, ist der Ruf der Mode-Branche ziemlich ramponiert. Umso erfreulicher, wenn sich ein globaler Konzern wie „Bestseller“ bemüht, menschen- und umweltfreundlich zu agieren. Das dänische Unternehmen, dessen Produkte in 70 Ländern feilgeboten werden, tut’s. Etwa mit der „Fashion Forward“ Initiative, die schädliche Substanzen aus der Produktion verbannen soll. Und aktuell mit seinem Projekt des neuen „Logistics Center West“. Designt vom Büro Henning Larsen, aus Holz gebaut und auf Naturschutz ausgerichtet, soll es neue Standards setzen.

Beispielhaftes Bauprojekt

Errichtet wird das 155.000 Quadratmeter große Logistics Center West in Lelystad auf der niederländischen Insel Flevopolder. Und es soll nicht nur Europas größtes, aus Brettsperrholz errichtetes Logistik Zentrum werden – sondern auch ein Musterbeispiel für nachhaltiges Bauen. Was die vielfach ausgezeichneten Henning Larsen Architekten und der Mode-Riese Bestseller gemeinsam haben, geht nämlich über internationale Tätigkeit hinaus: Beide haben sich zum Ziel gesetzt, Emissionen zu reduzieren, faire Arbeitsumfelder zu schaffen und nach dem Kreislaufprinzip zu arbeiten, um Abfälle zu minimieren und Ressourcen zu erhalten. Das nun vorgestellte Bauprojekt steht ganz in diesem Zeichen.

Elegant und umweltschonend: Das Logistics Center West des dänischen Mode-Riesen „Bestseller“. (Bild: Henning Larsen)
Elegant und umweltschonend: Das Logistics Center West des dänischen Mode-Riesen „Bestseller“.

Holz, so weit das Auge reicht: Der von Henning Larsen designte Neubau im niederländischen Lelystad.  (Bild: Henning Larsen)
Holz, so weit das Auge reicht: Der von Henning Larsen designte Neubau im niederländischen Lelystad.

Das Design der Anlage bezieht sich auf die Einzigartigkeit des Standortgebiets. Inspiriert vom Lebensraum der umliegenden Inseln, werden über 40 Prozent des insgesamt 287.000 Quadratmeter umfassenden Geländes der Landschaft gewidmet. Biogene Materialien und eine signifikante Steigerung der Biodiversität stehen ganz oben auf Agenda des Projekts.

Zertifiziertes Holz & Sonnenkraft

Gebaut wird das Logistics Center West hauptsächlich aus Holz und anderen nachhaltigen Materialien wie Stroh. Das dabei verwendete Holz wird von FSC (Forest Stewardship Council) zertifizierten Lieferanten bezogen. Die Anlage wird zudem mit 23.000 Quadratmetern an Solarpaneelen ausgestattet. Das Gebäude ist so konzipiert, dass es die strengen Vorgaben der höchsten BREEAM-Zertifizierung für nachhaltiges Bauen, also der Stufe „Outstanding“ erfüllt.

Der Entwurf des Logistics Center West präsentiert einen grundlegenden Wandel in der Art, wie wir uns das Aussehen eines Logistikzentrums vorstellen.

Eva Ravnborg, Henning Larsen Country Market Director

Das umliegende Feuchtgebiet und der Wald werden einbezogen und aufgewertet. Und auf dem Dach wird eine 30.000 Quadratmeter große Wiese angelegt. Ein Element des Plans, das die Biodiversität des Standorts um gut zehn Prozent erhöhen soll.

Viel Grün rundum, Dachgarten und Solarpaneele: Das innovative Logistikzentrum stellt Naturschutz in den Vordergrund. (Bild: Henning Larsen)
Viel Grün rundum, Dachgarten und Solarpaneele: Das innovative Logistikzentrum stellt Naturschutz in den Vordergrund.

Wichtiger Aspekt des Entwurfsprozesses war auch die Schaffung eines Arbeitsortes, der optisch ansprechend und zugleich gesundheitsfördernd für die fast 600 Mitarbeiter des künftigen Logistics Center West ist. Der elegante Neubau wird Büroräume, ein Shuttle-Lager und ein Paletten-Shuttle beherbergen. Aber auch ein Restaurant mit Dachgarten und Terrasse, das Mitarbeitern wie auch Besuchern viel Platz in freier Natur bietet.

Im Fokus: Biodiversität

Weil die biologische Vielfalt des Geländes ausschließlich zum Nutzen der Natur gefördert werden soll, reserviert der Plan der Henning Larsen Architekten einen großen Teil des Grundstücks für ein Feuchtbiotop. Vielfältige Landschaftsgestaltung und verschiedene einheimische Arten werden hier Mikrohabitate schaffen.

Angenehm arbeiten & lernen

Die Feuchtgebiete sind mit einem Steg ausgestattet, der nicht nur als landschaftlicher Weg dient. Er ist nämlich auch als „Lehrpfad“ für die Mitarbeiter gedacht – Pflanzenbestimmung, Info-Diagramme und Sitzgelegenheiten inklusive.

Logistics Center West: Das begrünte Dach und die Naturlandschaft ringsum bieten den Mitarbeitern Rückzugs- und Erholungsräume. (Bild: Henning Larsen)
Das begrünte Dach und die Naturlandschaft ringsum bieten den Mitarbeitern Rückzugs- und Erholungsräume.

Andere Bereiche des Logistics Center West indes sind als reine Naturbereiche konzipiert und für Menschen gänzlich tabu. Das Feuchtgebiet fügt sich in die Umgebung ein und unterstützt deren Topografie, indem es offene Wasserflächen, Übergangszonen und Feuchtwiesen eröffnet, die der Natur Raum geben.

Ästhetik, die der Umwelt nützt

„Unser Engagement für die Erhaltung und Verbesserung der natürlichen Umwelt geht über Ästhetik hinaus. Es geht darum, ökologische Vielfalt zu fördern und ein nachhaltiges Ökosystem zu schaffen. Mit etwas mehr als 40 Prozent des Geländes, das der Landschaft gewidmet ist, bauen wir nicht einfach nur ein Logistikzentrum. Wir schaffen eine Umgebung, die mit verschiedenen einheimischen Arten, Feuchtgebieten und Grünflächen gedeiht“, betont die bei Henning Larsen für Landschaftsgestaltung zuständige Global Design Direktorin Sonja Stockmarr.

Henning Larsens Design fügt Bestsellers neues Logistics Center West behutsam in die Landschaft ein. (Bild: Henning Larsen)
Henning Larsens Design fügt Bestsellers neues Logistics Center West behutsam in die Landschaft ein.

Das künstlich angelegte Feuchtbiotop und die Dachwiese seien integrale Bestandteile zur Förderung der Artenvielfalt, erklärt die Architektin. Und nicht nur das: „Diese bewusste Integration der Natur in den Arbeitsbereich schafft eine einzigartige Atmosphäre, in der die Mitarbeiter mit der natürlichen Welt in Verbindung treten können“. Dies steigere Wohlbefinden und Produktivität. Wobei, so Stockmarr: „Entscheidend für den Erfolg ist jedoch, dass nicht jeder Bereich für Menschen zugänglich ist, um sicherzustellen, dass die Natur ungehindert von menschlichen Aktivitäten gedeihen kann.“

Schutz statt Schmutz für Wasser

Selbstverständlich bekommt das Logistics Center West auch ein optimiertes Bewässerungssystem, das eine gesunde Wasserökologie fördert, vor Überschwemmungen und Verschmutzung des lokalen Wassersystems schützt. Obendrein kann das auf dem Dach anfallende Regenwasser effizient für den internen Gebrauch des Gebäudes wiederverwendet werden.

Logistics Center West: Den 600 Mitarbeitern verspricht der Plan helle, angenehme Räume und ein Restaurant mit Rundum-Blick in die Naturlandschaft. (Bild: Henning Larsen)
Den 600 Mitarbeitern verspricht der Plan helle, angenehme Räume …

Logistics Center West: Den 600 Mitarbeitern verspricht der Plan helle, angenehme Räume und ein Restaurant mit Rundum-Blick in die Naturlandschaft. (Bild: Henning Larsen)
… und ein Restaurant mit Rundum-Blick in die Naturlandschaft.

Auf das 30.753 Quadratmeter große Dach des Logistics Center West setzt der Plan verschiedene Pflanzbeete, kleine Obstbäume und blühende Sträucher. Damit wollen Bestseller und die Henning Larsen Architekten den Mitarbeitern einen ruhigen Rückzugsort bieten und lokale Fauna anziehen.

Für Klima und Gesundheit

Dieses ästhetisch schöne Design erfüllt allerdings noch einen weiteren, wichtigen Zweck: Der achtsam geschaffene Grünraum absorbiert CO2, filtert Luftschadstoffe und mildert die Wärmeabsorption. Und die Gartenanlage bietet ein Netz von Bäumen und Grünflächen – mit schattigen Sitzgelegenheiten und einladenden Plätzen für Zusammenkünfte im Freien.

Logistics Center West: Logistikzentrum setzt auf Holz. (Bild: Henning Larsen)

„Der Entwurf des Logistikzentrums West präsentiert einen grundlegenden Wandel in der Art, wie wir uns das Aussehen eines Logistikzentrums vorstellen“, erklärt Henning Larsen Country Market Director Eva Ravnborg. Das Projekt sei Ergebnis eines vereinten Kunden- und Beraterteams, das sich der Schaffung eines Designs verschrieben hat, das visuell beeindruckend, kohlenstoffeffizient und mit positivem Einfluss auf die biologische Vielfalt verbunden ist.

Wellness-Faktor Natur

Das Zusammenführen von Natur und Arbeitsbereich bringt Innen- und Außenelemente des Logistics Center West in Einklang und schafft ein lebenswert angenehmes Umfeld. Reichlich natürliches Licht durchflutet das hölzerne Innere, belebt den Raum und fördert die Konzentration. Die Außenbereiche verbessern das Mikroklima und verlängern die Möglichkeit, sich im Freien aufzuhalten, sowohl im Frühjahr als auch im Herbst um mehr als zwei Monate. Und in heißen Sommern sorgt die große, naturbelassene Fläche des Geländes für Kühlung.

Das von Henning Larsen für den Mode-Riesen Bestseller designte, nachhaltige Logistikzentrum in den Niederlanden setzt auf Holzbau. (Bild: Henning Larsen)

Für den Entwurf von Bestsellers Logistic Center West hat das Büro Henning Larsen mit Ramboll, Denc und Pelecon kooperiert. Das dänische Büro engagiert sich seit Jahren für nachhaltige Bauweisen und ist bekannt dafür, Projekte zu schaffen, die zu Kontext und Auftraggeber-Wünschen passen. Dass die renommierten Architekten dabei Holzbau präferieren, beweisen etwa ihr faszinierendes Design des urbanen „Holzdorfs“ Faelledby oder der Plan für die Stockholmer „Wood City“.

Logistik, neu gedacht

Voraussetzungen, die bestens zu Bestsellers Ambitionen passen. Weil sich das familiengeführte Mode-Unternehmen, dessen Sortiment mehr als 20 Marken wie Vero Moda oder Only umfasst, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten bemüht, den Ruf seiner Branche zu verbessern. So wie jetzt, mit dem Holzbau Logistic Center West, der – über die Produktions- und Vertriebsbedingungen textiler Waren hinaus – auch dazu beitragen soll, in Sachen Logistik umwelt- und menschenfreundliche, zukunftsfitte Wege zu forcieren. Ab 2026 jedenfalls. Denn bis dahin soll Europas größtes Holz-Logistikzentrum fertig werden.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Henning Larsen

Jetzt Newsletter Bestellen <>