Mandragore
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Der Kohlenstoffdioxid-Fänger von New York

Wie eine Mandragora-Pflanze soll ein 737 Meter hohes Gebäude vor New York in den Himmel wachsen. Und die Emissionen New Yorks schlucken.

Mandragora – oder auch Alraune genannt – ist eine Pflanze, die in südlichen Ländern wächst und deren Inhaltsstoffe schon seit jeher als Heilmittel genutzt werden. Besonders bei Beschwerden der Verdauungsorgane wie Leber, Galle und Darm kommt die Pflanze zum Einsatz. Auch bei Gicht und rheumatischen Beschwerden zeigt Mandragora seine Wirkung.

Mandragora gegen Kohlenstoff

Geht es jedoch nach dem Pariser Architektur-Büro Rescubika, so soll Mandragora bald einmal die Lungen der New Yorker heilen. Das französische Studio hat eben unter dem Namen „Mandragore“ den Entwurf eines gigantischen Gebäudes präsentiert, das die Kohlenstoffemissionen des Big Apple buchstäblich schlucken soll.

Was auf den ersten Blick sehr futuristisch klingt, ist aber zumindest smart gedacht. Vereinfacht ausgedrückt wollen die Architekten auf Roosevelt Island einen 737 Meter hohen Wolkenkratzer errichten, der mehr CO2 speichert als freisetzt. Diese Überlegung sei eine klare Antwort auf die Fragen, die sich mit der Vision eine klimaneutralen „Stadt von morgen“ ergeben, heißt es offiziell. Schließlich soll New York genau so bis 2050 seine Klimaziele erreichen und kohlenstoffneutral funktionieren. Da muss man zweifelsohne langsam mit konkreten Plänen beginnen.

Kohlenstoffsenke soll integriert werden

Wie konkret der Entwurf des „Mandragora-Wohnturms“ schon ist, bleibt derzeit noch unbeantwortet. Allerdings lassen die Entwickler zumindest mit einigen Ideen aufhorchen, die zumindest halbwegs realisierbar klingen. Allen voran konkrete Überlegungen, wie man denn Kohlenstoff tatsächlich aus der Luft absorbieren kann. Die Architekten sprechen davon, eine „Kohlenstoffsenke“ in das Gebäude zu integrieren.

Mandragore

Mandragore

Das ist im weitesten Sinne ist ein Speicher, der mehr CO2 absorbiert als er freisetzt, wodurch das CO2 aus der Atmosphäre effektiv reduziert wird. Das soll vor allem mit Holzmaterialien und verschiedene Maßnahmen zur Entkarbonisierung der Luft gelingen.

Übersimensionale Passiv-Energiesysteme

Dazu gehört vor allem die Nutzung passiver Energiesysteme, wie etwa überdimensionale Luft-Boden-Wärmetauscher. Über unterirdische Rohre wird hierbei Wärme von Orten eingefangen, an denen sie nicht gebraucht wird und an andere Stellen weitergeleitet, die gewärmt werden sollen. Dieses System sorgt dann im Winter für ein warmes Raumklima und trägt in den heißen Sommermonaten zur Kühlung der Räume bei.

Begriff der „Energienüchternheit“

Außerdem haben die kreativen Kohlenstofffänger für das Projekt auch noch den Begriff der „Energienüchternheit“ kreiert. Diese Idee beschreibt die Veränderungen im Lebensstil des Einzelnen, um Kohlenstoffneutralität zu erreichen.

Sprich: Es sollen in der Planung Maßnahmen gesetzt werden, die es den Menschen einfacher machen, weniger CO2 zu produzieren. Einfaches Beispiel: Jede Wohnung wird einen integrierten Büroraum haben, damit die Bewohner von Mandragore von zu Hause aus arbeiten können. Dadurch würde der Pendlerverkehr reduziert und somit auch der CO2-Ausstoß.

Mandragora

Mandragora

Dass sich das Objekt selbst möglichst nachhaltig erhält, ist freilich klar. Und so werden auf den 160 Stockwerken 36 Windturbinen verteilt Strom erzeugen. Außerdem sind große Fassadenteile als Photovoltaik-Flächen geplant – 7000 m2 nämlich. Besonders spektakulär allerdings sind die bewachsenen Außenbereiche. Das Gebäude wurde extra so konzipiert, dass möglichst viele Grünflächen etabliert werden können. Laut Architekten 1.600 Bäume und 24.500 m2 Pflanzenwände. Eben diese sind maßgeblich dafür gedacht, die New Yorker Luft zu reinigen. Deshalb auch die gewundene Architektur, die an die Mandragora-Wurzel erinnern soll und mehr Fläche für mehr Pflanzen generiert.

Mandragora

Mandragora

Die Pflanzenform soll aber auch daran erinnern, dass wir unsere Umwelt bewahren müssen, um mit unserem Planeten in einer Symbiose zu leben.

Mandragora ist aber auch giftig …

Alles schön und gut. Was die Architekten allerdings abseits der heilenden Wirkung der Mandragora nicht erwähnen, ist ihre giftige. Zu viel von ihr sorgt für Vergiftungserscheinungen, die man auch von der Tollkirsche kennt. Möge das also bitte kein böses Omen sein …

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Rescubika

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