Hoch, hoch hinaus
Parkline Place von Foster + Partners ist mehr als ein Hochhaus. Es steht direkt über der neuen Gadigal-Metrostation in Sydney und zeigt, wie moderne Architektur wirken kann. Dabei fügt es sich auch in den historischen Kontext der Metropole ein.
Hochhäuser mit verspiegelten Glasfassaden neben historischen Gebäuden im viktorianischen Stil: Sydneys City ist (auch) in architektonischer Hinsicht ein Schmelztiegel von Alt und Neu. Von Historie und Moderne. In den Straßen des Central Business Districs der australischen Metropole brodelt es zudem geradezu vor Geschäftigkeit: Anzugträger, Banker, Werbeleute und Regierungsbeamte sind der Arbeitsmotor der größten Stadt von down under. Cafés, Boutiquen und Restaurants reihen sich aneinander; mittags strömen Tausende in die Food Courts oder zum Wasser am Sydney Harbour.
Seit 2024 befindet sich hier, genauer: ein paar Meter unter der Erde, Gadigal, eine U-Bahn-Station der Metro North West & Bankstown Line. Die Verbindung zwischen den Vorstädten Sydenham und Tallawong. Wer weiß, dass Foster + Partners die Station entworfen hatte, wird wohl kaum überrascht sein, dass das Architekturbüro nun auch beim oberirdischen Gebäude errichtet: Parkline Place, ein 39-stöckiges Hochhaus, das einen integrativen Teil der neuen Metro darstellt. Bei der Entwicklung des Bürogebäudes haben sich die Architekten vom Bloomberg Building in London und dem Hearst Tower in New York Inspiration geholt. Kostenpunkt: 1,3 Milliarden Dollar.
Ein Haus auf der U-Bahnstation
Der verglaste Eingang zur U-Bahn bildet das Fundament des Hochhauses. Darüber ragt Parkline Place 155 Meter in den Himmel. Der Eingang wiederum liegt an der Ecke Park und Pitt Street, der Hauptstraße im zentralen Geschäftsviertel. Ein Vordach zieht sich die gesamte Häuserfront entlang und sorgt für Beschattung und im relativ regenreichen Sydney für zumindest kurzfristigen Schutz.
Foster + Partners designten das Hochhaus rund um einen zentralen Gebäudekern inklusive Aufzugsschächten. So gibt es eine größtmögliche Flexibilität an den Außenseiten des Gebäudes und einen Panoramablick auf Stadt, Parks und Hafen aus allen Büros. Neben den eigentlichen Arbeitsplätzen gibt es zahlreiche Social Hubs, Pausenräume und Besprechungszimmer. Insgesamt stehen rund 49.000 Quadratmeter mit 4.000 Arbeitsplätzen zur Verfügung – auch Forster + Partners lässt sich im neuen Gebäude nieder. „Es ist unser neues Büro in Sydney, wir freuen uns darauf, an so einem Ort zu arbeiten“, so Muir Livingstone, Partner bei Foster + Partners.
Fließende Fassade
Von außen besticht Parkline Place durch seine besondere Form. Zwei sich verschränkende Türme, mit abgerundeten Gebäudekanten, verleihen dem Baukörper eine fließende, fast organische Anmutung, die sich vom kantigen Äußeren der Nachbargebäude abhebt. Der ganze Komplex ist mit dunklen Glasflächen überzogen, eingefasst in dunkle Metallrahmen. Ziel der Architekten war es, das Hochhaus nicht wie einen hypermodernen Wolkenkratzer wirken zu lassen. Vielmehr soll es in den architektonisch-historischen Kontext der Stadt und ihrer Gebäude eingegliedert sein.
Die Farbgebung des Gebäudes aus Bronze und Sandstein erinnert demnach auch an den klassischen Sydney-Sandstein. Im Innen gestalteten Foster + Partners die Etagen mit dem Fokus auf natürlichen Lichteinfall. Im zehnten und elften Stockwerk gibt es als kleines (beziehungsweises großes) Highlight noch zwei ausgedehnte Dachterrassen.
Das Gebäude ist mit WELL Platinum und Green Star 6-Star ausgezeichnet. WELL Platinum ist die höchste Zertifizierungsstufe des WELL Building Standard, die Gebäude auszeichnet, die nachweislich höchste Anforderungen an Gesundheit, Wohlbefinden und Komfort erfüllen. Green Star 6-Star wiederum stellt die höchste Auszeichnung des australischen Green Star-Zertifizierungssystems dar. Dieses wird an Gebäude vergeben, die energieeffizient und vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
Die für 2024 geplante Fertigstellung des Parkline Place musste aufgrund von Streiks in der Baubranche um einige Monate verschoben werden. Doch bereits vor der (erst)geplanten Eröffnung waren 75 Prozent aller Flächen in dem Gebäude vermietet.
Fotos: Foster + Partners
Text: Resi Reiner