Futuristischer Bau im Dienst der Gesundheit
Melbournes dienstältestes Krankenhaus hat Zuwachs erhalten. In weniger als zwei Jahren Bauzeit entstand mit dem Paula Fox Melanoma and Cancer Centre ein brandneues Zentrum zur Erforschung, Behandlung und Pflege von Krebsleiden.
Nur an wenigen Orten der Welt gibt es so viel und so intensiven Sonnenschein wie in Australien. Kein Wunder also, dass Krebs und speziell Hautkrebs für die australische Gesellschaft und das lokale Gesundheitssystem eine große Herausforderung darstellt.
Menschen im australischen Bundesstaat Victoria, aber nicht nur, eigentlich Menschen weltweit, die mit der entmutigenden Diagnose Krebs konfrontiert sind, können nun Hoffnung schöpfen. Denn das Paula Fox Melanoma and Cancer Centre (PFMCC) ist mit modernster Scantechnologie ausgestattet und widmet sich ausschließlich der Forschung und Heilung auf diesem Gebiet. Die frühe Erkennung und damit der Einsatz passender Behandlungen könnten für viele Menschen lebensrettend sein.
Erforschung, Behandlung und Pflege unter einem Dach
Durch intensive Forschung gelangen den australischen Medizinern in jüngster Vergangenheit bedeutende Fortschritte. Mit dem Neubau des zur Alfred Hospital Gruppe gehörenden Fachzentrums ist eine Einrichtung geschaffen worden, wo Erforschung, Behandlung und Pflege unter modernsten Bedingungen gemeinsam unter einem Dach betrieben werden können.
Design und Planung zu diesem Projekt stammen von einem der renommiertesten Architekturbüros Australiens: Lyons Architecture. Der in jeder Hinsicht futuristische, sechsstöckige Bau, den die preisgekrönten Spezialisten für ambitionierte Out-of-the-box-Lösungen entworfen haben, umfasst zahlreiche essenzielle Einrichtungen: Onkologische Tageskliniken, Forschungslabore, Sprechzimmer, Behandlungsräume, multidisziplinäre Besprechungsräume, ein Zentrum für klinische Studien. Daneben die Büros und Begegnungszonen für Mitarbeiter, Anlagen zur klinischen Bildgebung, ein Wellness-Zentrum, ein Erholungspark, ein vertikaler Garten sowie eine zweistöckige Tiefgarage.
Organisch-lebendiges Gebäude
Dass hier neue Wege beschritten werden und die Zukunft zur Gegenwart gemacht wird, fällt dem Betrachter schon von weitem ins Auge. Zwischen den stark funktionell ausgerichteten Fassaden der angrenzenden Gebäude erweckt das PFMCC mit seiner fließenden Formgebung und seinen dicht bepflanzten Außenbereichen einen organisch-lebendigen Eindruck.
Die von den in Melbourne beheimateten Architekten entworfene, stark gekrümmte und unverwechselbare Fassade des Gebäudes lehnt sich eng an die Struktur der menschlichen Epidermis an: gesunde menschliche Haut mit ihren Schichten, Zellen und Strukturen. Sie hat aber auch – für Menschen vom Fach unverkennbar – Ähnlichkeit mit einem Hauttransplantat, jenem Netzgewebe, das bei der Mesh-Technik zur Rettung und Wiederherstellung beschädigter Ober- und Unterhaut eingesetzt wird.
Die geschwungene Vorhangfassade besteht aus einem keramischen Fransen-Muster in Kombination mit Paneelen aus Glasfaser-bewehrtem Beton.
Projektmanager Tom Chambers, Kane Constructions
Ein Ort, an dem moderne Forschung und klinischer Alltag in ein diskretes und gesundheitsförderndes Umfeld eingebettet werden sollen, stellt besondere Ansprüche an das Team von Planern und Designern. Und natürlich auch an das realisierende Bauunternehmen. In diesem Fall hat der australische Konzern Kane Constructions den Bau umgesetzt.
Das beschichtete Spezialglas hat beispielsweise die Aufgabe, das einfallende Licht zu filtern und gleichzeitig ein Maximum an Privatsphäre zu gewährleisten – ohne dabei jedoch den Blick aus dem Inneren des Gebäudes einzuschränken. Da die Fassade, so wie das gesamte Gebäude und seine Ausstattung darüber hinaus auch langlebig, pflegeleicht und energiesparend gestaltet sein sollten, mussten noch zahlreiche weitere Kriterien im Vorfeld berücksichtigt werden.
Sensible Anpassungen an die diversen Nutzungsbereiche
So wurde für die Fassade etwa auch auf Glasfaserbeton-Verkleidungen zurückgegriffen. Derartige Lösungen werden wegen ihrer Haltbarkeit, Witterungs- und Feuerbeständigkeit sowie Vielseitigkeit geschätzt. Sie eignen sich sowohl für Innen- als auch für Außenanwendungen.
Bei der Gestaltung der Innenräume galt es, Materialien und Formensprache an die unterschiedlichen Nutzungsbereiche anzupassen. Wo auch immer möglich, wurde auf organische und natürliche Materialien gesetzt, die Mitarbeiterinnen und Patienten Geborgenheit und Ruhe vermitteln sollen.
Die Wand- und Deckenverkleidungen in den öffentlichen Bereichen, dem Wellnesscenter und der Tagesklinik bestehen aus speziellen Mehrschicht-Lamellenpaneelen. Diese kamen auch bei der Gestaltung von Raumteilern, Regalen und anderen Möbelstücken zum Einsatz.
Lösungen für Hygiene und Schallabsorption
Sie wurden vor Ort verarbeitet und in ihre geschwungenen Formen gebogen. Diese biophil wirkenden, aber doch strapazierfähigen und leicht zu reinigenden Paneele stellen einen idealen Kompromiss zwischen gesundheitsfördernder Natürlichkeit und notwendiger Hygiene dar.
In Bereichen, wie der Cafeteria oder dem Empfangsbereich, wo im laufenden Betrieb mit einem höheren Lärmpegel zu rechnen ist, wurden zudem stark strukturierte, geschwungene Holzverkleidungen zur Schallabsorption genutzt, um auch hier ein Maximum an Ruhe zu gewährleisten.
Es ist bekannt, dass Pflanzen eine enorm positive Wirkung auf die menschliche Gesundheit haben. Deshalb ist die Pflanzendichte im PFMCC extrem hoch.
Begrünung zur Förderung der Gesundheit
Diese intensive Begrünung setzt sich in Form eines vertikalen Gartens auch im Inneren des sechsstöckigen Gebäudes fort. Die gläserne Fassade gibt von nahezu jedem Raum des Gebäudes den wohltuenden Blick auf das lebhafte Grün frei.
Sanftes, gefiltertes Tageslicht, sowie ein kluges Lichtdesign, das vor allem auf warmes, indirektes Licht setzt, verstärken die beruhigende Atmosphäre des Gebäudes weiter.
Zweckmäßiger Futurismus
In den Bereichen, die der Forschung und Analyse gewidmet sind, finden sich dagegen zweckmäßiger gestaltete Räumlichkeiten. Sie strahlen futuristische Nüchternheit und Offenheit aus. Glas in unterschiedlichen Transparenzgraden und helle, glatte Verbundstoffe dominieren das Design.
Einer der lohnendsten Aspekte des Projekts war die Möglichkeit, eng mit Paula Fox selbst zusammenzuarbeiten. Es ist immer erfreulich, das Gesicht hinter einem Namen zu sehen.
Tom Chambers, Kane Constructions
Die Message ist klar: Die Ausstattung und das Wirken an diesem Ort entspricht dem neuesten Stand von Research und Technik. Hier arbeiten und forschen die Fachkräfte der Alfred Health Group gemeinsam mit einem Team der Monash University. Es ist eine der weltweit führenden Universitäten in den Bereichen Pharmakologie, Medizin und Pflegewissenschaften.
Das Paula Fox Melanoma and Cancer Centre ist nicht das einzige Beispiel für „heilende Architektur“: Exemplarisch sei hier auch der Zubau des Sacré-Cœur-de-Montréal Krankenhauses nach einem Entwurf von Provencher Roy und Yelle Maillé genannt. Der Anbau ehrt nicht nur das historische Erbe des Gebäudes, sondern unterstreicht auch den therapeutischen Wert und Nutzen des natürlichen Lichts.
Die Alfred Health Group ließ sich das neue Zentrum für medizinische Exzellenz einiges kosten: Mehr als 152 Millionen australische Dollar, umgerechnet rund 92 Millionen Euro, flossen in die Entwicklung und den Bau des PFMCC.
Unterstützung durch Stiftungen und Sponsoren
Wesentliche Triebkraft hinter dem Projekt war die Patientin und Philanthropin Paula Fox. Sie konnte in Zusammenarbeit mit der Alfred Health Group die Regierungen sowohl des Bundesstaates Victoria als auch des gesamten Landes für das Projekt gewinnen.
Die großzügige Finanzierung durch diese beiden Entitäten, sowie die ergänzende Unterstützung durch die Fox Family Foundation, die Minderoo Foundation und die Monash University plus vieler anderer Sponsoren ermöglichte es, den Bau in höchster Qualität und kürzester Zeit zu realisieren.
Text: Linda Benkö
Fotos: Kane Constructions, Alfred Health Hospital