Turm-Vision in drei Teilen (Bild: Hayri Atak Architectural Design Studio)
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Turm-Vision in drei Teilen

Architekt Hayri Atak hat einen kühnen Hochhaus-Plan entworfen: Das Projekt „Ternary Tower“, das Shanghai einen weiteren Wolkenkratzer bescheren soll. Der Entwurf verspricht Türme, die sich „umarmen“, Blicke auf sich ziehen – und superbe Aussicht bieten.

Vorerst gibt es das Projekt „Ternary Tower“ nur als Entwurf. Sollte es verwirklicht werden, wäre es das fünfthöchste Gebäude, das in Shanghai gen Himmel ragt. Zum derzeitigen Stand der Dinge, jedenfalls. Denn Hayri Ataks Plan für die Metropole, die schon so viele Wolkenkratzer hat, sieht 400 Meter Höhe vor. Damit läge das Hochhaus hinter dem Shanghai Tower (632 Meter), dem World Financial Center (492), dem Oriental Pearl (468) und dem Jin Mao Tower (420). Wobei: Was das vom türkischen Architekten designte Vorhaben außergewöhnlich macht, ist ohnehin etwas ganz anderes.

Drei Blöcke, ein Wolkenkratzer

Von „einem“ Turm zu reden, ist – genau genommen – falsch. Weil „Ternary Tower“ eigentlich aus drei separaten Blöcken besteht. Diese thronen auf 7.500 Quadratmetern Grund und werden, laut Entwurf, mit insgesamt 45.000 Quadratmetern Fläche aufwarten. Und was sie optisch klar aus Shanghais Skyline herausstechen lässt, ist ihre Form: Die drei schlanken, gewundenen Teile wirken wie zu dicht gesetzte Pflanzenstängel, die eng umschlungen himmelwärts wachsen. 

Hayri Atak hat mit dem „Ternary Tower" für Shanghai ein ungewöhnliches Hochhaus entworfen (Bild: Hayri Atak Design Studio)

Hayri Ataks Konzept Design führt die eleganten Blöcke so zusammen, dass ein harmonisches Gesamtbild entsteht: In ihrer Form regelmäßig zwischen schmal und kugelig wechselnd, scheinen sich die Türme des „Ternary Tower“ gegenseitig zu ergänzen. Daraus ergibt sich eine wellig sanfte Silhouette, die dem Gebäuderiesen ein geradezu leichtes und freundliches Aussehen verleiht.

Turm-Vision in drei Teilen: Der von Hayri Atak designte „Ternary Tower“. (Bild: Hayri Atak Design Studio)

Mit diesem verspielten Design will das Hayri Atak Architectural Design Studio (HAADS) jedoch nicht nur für einen spektakulären Blickfang sorgen. Die ungewöhnliche Form des „Ternary Tower“ ist vor allem auch dazu gedacht, „ein einzigartiges Nutzererlebnis“ zu schaffen. Und zwar sowohl für die Bewohner, als auch für Nachbarn und Passanten. Während sich vom Wolkenkratzer aus superbe Aussicht bieten soll, werde man ringsum die „sehr markante Silhouette im Maßstab der Stadt“ genießen können.

Schöne Bilder, offene Fragen

Die Oberflächenöffnungen der Struktur, die sich rhythmisch fortsetzen, unterstützen diese Idee. Für die Bewohner nutzbare Außenbereiche oder Gebäudebegrünung zeigen Ataks Entwürfe allerdings nicht. Auch zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen findet sich in der Beschreibung des Projekts bislang keine Information. Was derzeit schon verraten wird, ist nur ein wenig technische Basis-Info zum Konstrukt.

Turm-Vision in drei Teilen: Der von Hayri Atak designte „Ternary Tower“. (Bild: Hayri Atak Design Studio)

Turm-Vision in drei Teilen: Der von Hayri Atak designte „Ternary Tower“. (Bild: Hayri Atak Design Studio)

Um der Vision ihre gewünschte, extravagante Form geben zu können, soll „Ternary Tower“ einen, von Stahlkonsolen umgebenen Stahlbetonkern bekommen. Und in der Beschreibung wird betont: „Wichtig ist, dass bei der Herstellung drei separate Türme gleichzeitig montiert werden“.

Hayri Atak steht für „ungewöhnlich“

Dass das Hayri Atak Design Studio gern in großen Dimensionen denkt, ist spätestens seit seinem Entwurf des „Sarcostyle Tower“ für Manhattan klar. Auch wenn dieser ebenfalls der Umsetzung harrt: Wie sein „Schwesterprojekt“ für Shanghai ist auch er gigantisch – und derart extravagant geformt, dass er sogar im, an ungewöhnliche Designs gewöhnten New York Aufsehen erregen würde.

So sieht der, von Hayri Atak Design Studio entworfene „Ternary Tower“ für Shanghai aus (Bild: Hayri Atak Design Studio)

Im Gegensatz zur wuchtigen Turm-Vision für Manhattan hat Atak sich für Shanghai ein fast zierlich anmutendes Hochhaus ausgedacht. Dass es zum „Ternary Tower“ offenbar (noch) kein Nachhaltigkeitskonzept gibt, heißt keineswegs, dass dieses Thema den Architekten nicht beschäftigt.

Vom Öko-Luxus zum „Ternary Tower“

Immerhin hat das Hayri Atak Design Studio auch das spektakuläre „rotierende Hotel“ entworfen, das vor der Küste des Wüstenstaates Katar gebaut wird. Und dabei handelt es sich sogar um ein explizit auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Projekt: Ein schwimmendes Nobelhotel, das beweisen soll, dass Luxus und Umweltschutz vereinbar sind.

So wird der, vom türkischen Architekten Hayri Atak entworfene „Ternary Tower“ aussehen – wenn er denn realisiert wird. (Bild: Hayri Atak Design Studio)
So wird der, vom türkischen Architekten Hayri Atak entworfene „Ternary Tower“ aussehen – wenn er denn realisiert wird.

Ob die kühn klingenden Details, die in der Nachhaltigkeitsstrategie des Öko-Luxus-Hotels stecken, tatsächlich funktionieren, muss sich erst weisen. Denn die angestrebte LEED-Zertifizierung steht noch aus. Fix ist indes, dass der türkische Architekt immer wieder mit visionären Designs überrascht.

Futuristische Designs

Die Arbeit seines Studios ist von Hayri Ataks Interesse an Futurismus und Informatik in der Architektur geprägt. Parametrisches Design, Prototyping-Techniken und Robotik spielen eine gewichtige Rolle bei der Entwicklung der Projekte. Und auch wenn es bei Entwürfen wie jenem für „Ternary Tower“ beim Konzeptdesign bleiben sollte: Interessant sind die Ideen, die darin stecken, allemal.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Hayri Atak Architectural Design Studio (HAADS)

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