#architektur

Auf den richtigen Ton kommt es an

In der chinesischen Keramikhauptstadt Yixing wurde ein ganzes Museum zu Ehren von Ton gebaut: Das UCCA Keramikmuseum, gestaltet von Kengo Kuma & Associates, soll die Tonkultur in der Region wieder aufleben lassen.

Ein feiner, aber deutlicher violetter Schimmer ist das Merkmal des Tons aus der Region rund um die westchinesische Stadt Yixing. Seit dem 15. Jahrhundert wurden hier in feinster Handarbeit Gefäße aus Ton hergestellt. Insbesondere die Teekannen aus Yixing sind ein charakteristisches Element der traditionsreichen chinesischen Teekultur. Ton ist von essentieller Bedeutung für die Region – und dieser trägt nun ein eigenes Museum Rechnung: das UCCA Keramikmuseum von Kengo Kuma & Associates.

UCCA Keramikmuseum
Kengo Kuma & Associates, ein Architekturbüro mit Hauptsitz in Tokio, hat das Museum gestaltet.

Das Museum ist Teil eines größeren Entwicklungskonzepts und soll einerseits ein neues kulturelles Wahrzeichen der „Keramikhauptstadt“ Yixing sein, andererseits soll es die Region als Zentrum für Keramik neu beleben. Deshalb finden sich in den Räumen im Museum auch Werkstätten und Kunstateliers. „Unser Ziel war es, einen Ort zu gestalten, der die Besucher nicht nur inspiriert, sondern sie wirklich dazu einlädt, das reiche Erbe der Yixing-Töpferkultur neu zu entdecken, sich darauf einzulassen und eigene Verbindungen dazu zu knüpfen“, betont Yutaka Terasaki, einer der Partner bei Kengo Kuma & Associates, einem Architekturbüro mit Hauptsitz in Tokio und weiteren Niederlassungen in Paris, Peking, Shanghai und Seoul.

Ein Abbild der Berge

Für die Außenfassade des Museums wurden 3.600 Keramikfliesen in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern gefertigt. In hellen und dunklen Brauntönen glasiert, stellen sie das Spektrum der verschiedenen Farbtöne dar, die Ton beim Brennen durchläuft. Auch Kinder aus der Umgebung durften sich beteiligen und etwas nach ihren Vorstellungen in die Fliesen malen, denn „diese keramische Fassadenverkleidung ist zu etwas geworden, bei dem jeder Beteiligte sagen kann: Das habe ich gemacht. Genau das ist wichtig für ein Kunstmuseum in einer regionalen Stadt wie dieser“, so Terasaki.

UCCA Keramikmuseum
Inspiration fürs Design fand das Studio in den Drachen-Töpferöfen.

UCCA Keramikmuseum
Die Form des Museums ist zudem den Shushan-Bergen nachempfunden.

Inspiration bei der Gestaltung des UCCA Keramikmuseums fanden Kengo Kuma & Associates bei traditionellen Keramiköfen, sogenannten Drachen-Töpferöfen. Ihre Form ist lang und schmal; üblicherweise werden sie mit nacheinander angeordneten Kammern an einem Hang errichtet.

Die Form des Museumsgebäudes ist einerseits diesen Öfen, andererseits den Shushan-Bergen aus der Region nachempfunden. So hat das Dach mehrere Spitzen; eine Formensprache, die das Museum mit der Umgebung verschmelzen lässt. Nicht zuletzt soll die voluminöse Bauform an einen Berg aus Keramik erinnern, wie es seitens der Architekten heißt.

Ein Blick nach innen

In den skulpturalen Baukörper wurden halbrunde Öffnungen eingefügt, teils verglast, teils offen, durch die wiederum die Verbindung zur Umgebung – zur Töpferfabrik und zum Kanal – betont wird. „Dadurch fügt sich das Gebäude nahtlos in die Achse des Geländes und in den umliegenden Fabrikkomplex ein“, so Kengo Kuma & Associates.

Neben den Kunstwerken beeindruckt das Museum mit seiner hölzernen Dachkonstruktion und der minimalistischen Ausstattung.

Im Inneren erwartet die Besucher eine minimalistische Gestaltung, kombiniert mit rauen Keramikoberflächen und einer Dachkonstruktion aus hellem Holz, der das nach innen gewölbte Dach trägt. „Diese leichte und zugleich kraftvolle Holzkonstruktion bringt Dynamik in den Raum und zieht sowohl die Blickrichtung als auch Bewegungen in die Tiefe“, wie das Architekturbüro erklärt.

Die Räume sind bewusst unaufgeregt gestaltet, um den ausgestellten Keramikobjekten maximale Aufmerksamkeit zu geben.

 Geschichte erlebbar machen

In der Eröffnungsausstellung wurden 69 Werke von 65 Künstlerinnen und Künstlern aus 17 Ländern gezeigt, die in drei Kategorien aufgeteilt wurden. Diese Kategorien waren: organische Formen und die Nachahmung der Natur, geometrische Transformationen von Raum und Oberfläche, zeitgenössische Reflexionen über historische Bildwelten und Spiritualität. Im Allgemeinen werden neben klassischen Gefäßen und Skulpturen auch experimentelle und konzeptionelle Arbeiten ausgestellt.

UCCA Keramikmuseum
Ein Treffpunkt für Tradition, Menschen und zeitgenössische Keramikkunst.

Und so versucht man mit dem UCCA Keramikmuseum, die Geschichte der Töpferei in Yixing sichtbar und erlebbar zu machen. Sowohl in Form, Material als auch atmosphärisch. Das Museum ist nicht nur ein Ort zum Anschauen, sondern auch zum Mitmachen. Ein Treffpunkt für Tradition und zeitgenössische Keramikkunst. Hier wird deutlich: Ton ist nicht nur Material, sondern auch Medium für kulturelle Identität und kreative Zukunft.

Jetzt Newsletter Bestellen <>