Die Doppelhaushälfte geht auch ohne Klischee vom Gartenzwerg im Vorgarten. Die Vivet Houses in Spaniens Pyrenäen sind eine Neuinterpretation der lokalen Typologie in einer innovativen, preiswerten Bauweise.

Vidrá, ein Bergdorf inmitten der atemberaubenden Naturlandschaft der katalanischen Vorpyrenäen. Hier steht ein innovatives Wohnhaus, das aus der traditionellen Typologie ausbricht und sich dennoch harmonisch in die Siedlungsstruktur einfügt.

Vivet Houses #2
Die Vivet Houses in Vidrá sind anders als ihre Nachbarhäuser und doch gleichen sie ihnen in einigen Aspekten.

Hier, in der Provinz Girona, ist die ländliche Umgebung geprägt von traditionellen Masías, großen katalanischen Bauernhäusern aus Naturstein. Hölzerne Balkone und geneigte Ziegeldächer zeichnen die Gebäude hier aus. Dieses Merkmal weisen auch die Vivet Häuser auf, benannt nach ihrem Eigentümer, dem Zimmerei-Familienunternehmen Vivet; zwei Doppelhaushälften, die Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Architektur harmonisch in die Umgebung integrieren.

Calle de la Font lautet der Name jener Straße im Dorf, an der das Projekt umgesetzt wurde, wobei das Grundstück mit seinem mehr als vier Meter starken Gefälle in Nord-Süd-Richtung und einer steilen Zufahrtsstraße eine besondere Herausforderung darstellte. Eine Herausforderung, mit der das Architekturstudio Sau Taller d’Arquitectura gekonnt umging:  Das Wohnhaus profitiert nun von einer optimalen Sonnenausrichtung und einem unvergleichlichen Panoramablick auf die Berge von Bisaura, den Ort und den markanten Glockenturm der Dorfkirche.

Tradition der Zukunft

Bei dem Entwurf haben sich die Architekten auf drei wesentliche Aspekte konzentriert. Sie wollten für eine minimale Umweltbelastung durch den Einsatz natürlicher und nachhaltiger Materialien sorgen, die Energieeffizienz maximieren und dabei so kosteneffizient wie möglich bauen, damit hochwertiger Wohnraum zu wettbewerbsfähigen Preisen entsteht.

Vivet Houses #3
Mit der Fassade aus Beton, dem Dach aus Ziegelsteinen und den Elementen aus Holz, folgt das Wohnhaus der architektonischen Tradition des Dorfes.

Ein massiver Betonsockel gleicht das abschüssige Gelände aus und bildet die stabile Basis der Vivet Häuser. Der obere Wohnbereich wurde in Trockenbauweise mit einer Sperrholzstruktur, dreischichtigen Tannenholzplatten als Innenverkleidung und einer Holzfaserdämmung errichtet. Die Fassade besteht aus Holz-Beton-Verbundplatten, die sowohl Witterungsschutz als auch eine natürliche Integration in die Landschaft gewährleistet. Die Fenster wurden so eingefügt, dass die Sonneneinstrahlung optimal genutzt sowie Energieverlust minimiert wird. In den heißen Monaten bleibt es somit im Inneren kühl, während im Winter die Wärme im Haus behalten wird.

Vivet Houses #3
Mitten in der Natur lässt es sich hier gut leben.

Die Betonfassade sticht zwar aus der Architektur der Umgebung hervor, folgt in ihrer Machart aber den traditionellen Bauweisen der Region. Die reduzierte Formensprache sorgt für eine zeitlose, fast abstrakte Erscheinung, die sich nahtlos in die Landschaft einfügt.

Natürlich Wohnen

Das Gebäude wurde mit Hilfe von Building Information Modeling (BIM) kreiert, einer Software, die alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert. Dadurch können Materialverschwendung minimiert und die Baukosten entsprechend gesenkt werden. Der Grundriss optimiert die Wohnfläche, indem alle technischen Elemente wie Bäder, Küche und Versorgungsschächte in einem zentralen Technikkern gebündelt sind. Der Installationsaufwand war demnach gering und die Wände im Wohnraum können optimal genutzt werden.

Vivet Houses #4
Im Inneren dominiert Holz als Material, das dem Wohnraum seine wohnliche Atmosphäre verleiht.

Dieses Projekt geht über bloße Umweltanforderungen und Kostenoptimierung hinaus: Es ist eine architektonische Antwort auf die essenziellen Bedürfnisse des Wohnens. Alles, was man zum Leben braucht, ist vorhanden; es ist simpel und trotzdem gemütlich. Die Doppelhaushälften in Vidrá bieten einen in die Natur eingebetteten Wohnraum, der Funktion mit Wohnatmosphäre verbindet. Wahrlich ein natürliches Zuhause.

Text: Eva Schroeder
Fotos: Sau Taller d’Arquitectura

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