Von Dorfplätzen und smarter Inklusion
Die Mission von Aktion Mensch ist eindeutig: Das WIR gewinnt. Inklusion ist dem Verein eine echte Herzensangelegenheit. Das zeigt sich auch im Hauptsitz der Organisation in Bonn. Dort hat die Ippolito Fleitz Group eine Designidee geformt, die Diversität als Leitgedanken nimmt und Innenarchitektur zum starken Rahmen für das Menschliche macht.
Aktion Mensch e.V. ist Deutschlands größte private Förderorganisation im sozialen Bereich. Inklusion ist das Schlüsselwort und wird in allen Bereichen gelebt. Aber was bedeutet das? Menschen mit und ohne Behinderung sollen ganz selbstverständlich zusammenleben: in der Schule, bei der Arbeit und in der Freizeit.
Barrieren entfernen
Damit dies möglich ist, müssen Barrieren verschwinden. Das heißt zum Beispiel, dass dort, wo Treppen sind, zusätzlich Rampen oder Aufzüge sein müssen. Aber auch, dass Texte von Ämtern oder Informationen im Internet leicht zu lesen sein sollten.
Seit über 50 Jahren erhält der Verein seine Einnahmen über eine Soziallotterie. Jeden Monat werden so bis zu 1.000 soziale Projekte für Menschen mit Behinderung sowie für Kinder und Jugendliche finanziert.
Vielfalt als architektonisches Leitprinzip
Für die Neugestaltung des Hauptsitzes von Aktion Mensch zeigt sich die weltweit tätige Ippolito Fleitz Group aus Stuttgart verantwortlich. Ziel war es, auf 3.900 Quadratmetern eine lebendige Arbeitswelt zu gestalten, die dieselben Ansprüche erfüllt wie die zahlreichen Projekte des Fördervereins. Es galt, einen Ort zu erschaffen, zu dem sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugehörig fühlen – ohne spürbare Grenzen.
Ein menschliches Umfeld ohne Grenzen schafft Value für alle.
Ippolito Fleitz Group
Auch der verantwortliche Umgang mit Ressourcen stand dabei im Mittelpunkt: Das multidisziplinäre Designstudio hat die bauliche Substanz des Bürogebäudes aus dem Jahr 2003 erhalten. „Das Ergebnis unserer Arbeit ist eine konsequente Übersetzung der Marke und der Unternehmenskultur in ein atmosphärisches Raumbild, das nach innen und außen Identität stiftet. Und das nicht nur die Diversität, sondern auch den Zusammenhalt der Mitarbeiter*innen unterstreicht – über alle Ebenen hinweg. Denn ein menschliches Umfeld ohne Grenzen schafft Value für alle“, beschreibt die Ippolito Fleitz Group ihr Leitmotiv.
Das Dorf im Büro
Daher wurde die gesamte Bürofläche in acht Zonen geteilt. Jeder dieser Bereiche erhielt einen Dorfplatz als Herzstück. Als zentrale Orte der Begegnung haben alle Dorfplätze ein eigenes Thema, aus dem sich die Farbwelt des Platzes und der anschließenden Abteilung ableitet.
So findet sich auf die Frage „Wo treffen wir uns?“ immer eine konkrete Antwort: zum Beispiel beim Festival, am Hafen, auf dem Sportplatz, im Garten, in der Bibliothek oder auf dem Markt. Nicht nur zur Verbesserung der Orientierung, sondern auch zur Stärkung der Zugehörigkeit. Zudem fördern Communication Hubs an den Dorfplätzen, die je nach Bedürfnis und Vorliebe umgestaltet werden können, die Identifizierung mit der Arbeitsumgebung zusätzlich.
Aktion Mensch – Bunte Vielfalt
Genauso vielfältig wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Aktion Mensch sind auch die Farben der Raumelemente. Veränderbare Möbel, weiche Materialien und runde Formen, die aber nie perfekt rund sind, vermitteln Lebensfreude. Alles Unikate – wie eben die Persönlichkeiten, die hier arbeiten.
Eine gebrauchsfreundliche Umgebung sorgt dafür, dass alle im Team ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Lärmreduktion wird im gesamten Büro durch weiche Textilien, die mit ihren prägnanten Texturen immer zum Anfassen einladen, optimal erreicht. Als akustische Oasen dienen beispielsweise gemütlichen Telefonzellen mit Polsterelementen.
Mehr als nur Barrierefreiheit
Eindeutige Farben und taktile Oberflächen dienen auch bei den Teppichen einer klaren Wegführung und führen so zu einer erhöhten Arbeitssicherheit. Die Codierung der Zonen ist dabei intuitiv verständlich.
Die Arbeitsplätze selbst bestehen aus mobilen Gestaltungselementen, die sich individuell anpassen lassen. Flexibilität steht im Vordergrund, unter anderem um eine bedarfsorientierte Barrierefreiheit zu gewährleisten. Modulmöbel wie höhenverstellbare Tische für ein rollstuhlgerechtes Arbeiten und unterfahrbare Teeküchen sind eine Selbstverständlichkeit. Die Ippolito Fleitz Group dazu: „Eine hohe Selbstbestimmung, die unsere Designkonzepte auf natürliche und intuitive Art ermöglichen, ist die Voraussetzung für eine funktionierende Agilität der Arbeitswelt.“
Lebendigkeit macht den Unterschied
Durch das modulare Raumsystem kann jederzeit auf spezifische Bedürfnisse in diverser Art und Weise reagiert werden. Und selbst wenn das Büro sehr offen wirkt, ist auch für Privatsphäre gesorgt: Akustikpaneele, Vorhangfilter und Pflanzeninseln gewähren Sichtschutz; freistehende Sideboards bieten abschließbaren Stauraum und umrahmen als wegleitende Objekte zugehörige Bereiche; Spiegel vergrößern gleichzeitig den Raum.
Und natürlich dürfen Medien- und Lichttechnik in einem modernen Büro ebenfalls nicht fehlen. Erstere ist in den Polsterwänden direkt integriert. Das Lichtkonzept wiederum inszeniert die Raumpaneele und Polsterwände als homogene Elemente – das verleiht dem Großraumbüro Struktur und einen unverkennbaren Charakter.
Gemeinsame Verantwortung
Umgesetzt wurde das Projekt übrigens im laufenden Betrieb. Auch das war kein Problem. Im Miteinander zeigt sich Verantwortung eben am besten.
Text: Martin Obermayr
Fotos: Philip Kottlorz