Manch architektonische Entwürfe bestechen durch ihre Raffinesse oder durch das zur Schau gestellte Know-how. Andere wiederum einfach, weil sie uns emotional abholen. Das Björk Apartment Project ist genau so eines.

Wir betreten den Raum durch einen hohen, langen, leicht dunklen Korridor. Umgeben sind wir von Wänden, höher als ein Einfamilienhaus. Sieben Meter hoch ragen die grauen Betonplatten über unsere Köpfe hinweg. Wir fühlen uns klein. Enge umfängt uns und das Gefühl einer überraschenden Heimeligkeit macht sich breit.

Vielleicht liegt es an dem schummrigen Licht. Vielleicht an den Unebenheiten im Boden, die ihm eine überraschende Natürlichkeit verleihen. Da! Vor uns ein Lichtkegel. Wir sind neugierig, also gehen wir darauf zu. Und auf einmal öffnet sich vor uns ein überdimensionaler Wohnraum. Oder, besser gesagt, eine Wohnhöhle. Zumindest fühlt es sich so an. Und wir sehen hinaus, auf die Welt. Auf den Wald vor dem Höhleneingang. Doch der Eingang ist in Wahrheit eine überdimensionale Fensterfront, die der Natur Einlass gewährt. In dieses Reich.

Björk Apartment Project

So ungefähr muss es sich anfühlen, wenn man durch die Gänge jenes Hauses wandelt, das sich Björk Apartment Project nennt. Mystisch. Spannend. Archaisch. Und genau das ist es auch, was die Architekten Filip Kulčar & Metod Kulčar mit ihrem Entwurf, der im slowenischen Ljubljana gebaut werden soll, bezwecken wollen. „Die erdigen Farben, die unbehandelten Oberflächen und die pur verwendeten Materialien sind bewusst so eingesetzt um das Gefühl einer perfekten Unperfektheit zu genieren“, sagen die zwei etwas verkopft. Damit jedenfalls wollen sie im gesamten Objekt, das sich über zwei Etagen erstreckt, ein elementares Gefühl vermitteln, wie sie betonen.

Björk Apartment Projekt soll animieren

Konkret meinen die beiden kreativen Planer wohl, dass sie einen Wohnraum schaffen wollten, der einerseits uns Menschen als Heimat dient und andererseits uns auch das Gefühl vermittelt, Teil der Natur zu sein. Kein Fremdkörper, der sich über diese erhebt. „Es soll wie eine Ode an alles Primitive, an das Leben selbst und die Natur wirken“, sagen sie. Im weiteren Sinne sollen die Räume des Björk Apartment Projekt uns Menschen dazu animieren, der Natur wieder nahe zu kommen.

Björk Apartment Project

Björk Apartment Project

Wohl aus diesem Grund haben die Herrn Architekten den Wald auch gleich direkt eingeladen – und zum Mitbewohner gemacht. So ragt ein gigantischer Felsen in das Stiegenhaus. Statt eines Teppichs ziert ein Fell den Boden, den man unbedingt mit bloßen Füßen betreten sollte. Um sich selbst zu erden, heißt es. Die Stühle, sie wirken, als wären sie eigentlich Wurzeln – und sind es am Ende auch wirklich. Umgekehrt, wirkt eine Couch auf den ersten Blick gemütlich, entpuppt sich dann jedoch als harte Steinskulptur. Eine weitere Bank wiederum wirkt wie aus Stein, ist aber aus dem warmen Holz einer alten Eiche gezimmert. Ein Einbaum zum Verweilen, sozusagen.

Björk Apartment Project

Björk Apartment Project

„Das Haus ist ein Dialog“, sagen die Macher. So seien die integrierten Wurzeln und Felsen nicht bloß zufällig hineingewachsen. Sie fungierten vielmehr als Wegweiser, die von einem Raum in den nächsten leiten. Und sie erinnern uns an eine felsige Landschaft irgendwo da draußen. An eine, in der die Natur besonders unberührt ist. Sie erinnern ganz dezidiert an Island. Das will Filip Kulčar ganz deutlich vermerkt wissen.

Und was ist jetzt mit Björk?

Schließlich würde man sonst auch nicht ganz verstehen, warum das für die slowenischen Wälder geplante Objekt den Namen Björk Apartment Project trägt. Ist es doch eine Anspielung an die großartige isländische Musikerin Björk. Ob sich Frau Guðmundsdóttir, wie Björk im Nachnamen heißt, in dieser ungewöhnliche Wohnhöhle aber auch wohl fühlen würde? Wenn man sich ihre Musik vergegenwärtigt, gut möglich. Denn gewöhnlich ist diese genau so wenig, wie das nach ihr benannte Apartment. Also: ▶️ Play!

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Filip Kulčar & Metod Kulčar

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