Weil sich eine Londoner Familie nicht von den Schattenseiten des Denkmalschutzes einschränken lassen wollte, hat sie die engen Innenräume ihres Reihenhauses besonders kreativ mit Sonnenlicht geflutet.

Klar, sie sind wunderschön, diese alten viktorianischen Reihenhäuser. Sie prägen das Stadtbild der betuchteren Londoner Stadtteile und erinnern entweder an Filme wie Notting Hill oder an Bücher wie Sherlock Holmes. Doch bei aller Romantik vergisst man leicht, dass diese beengten Innenräume nicht nur heimelig sein können. Sondern auch verdammt dunkel.

Wo Schatten ist, ist auch Licht

Während man zumeist mit modernen baulichen Maßnahmen Licht in die Angelegenheit bringen kann, ist das im Stadtteil Kensington, insbesondere innerhalb der „Abington Conservation Area“, alles ein wenig komplizierter. Grund dafür: Dieses Areal steht seit Jahrzehnten unter Umweltschutz und die dort befindlichen Häuser unter anderem deshalb unter Denkmalschutz. Was besagt, dass das äußere Erscheinungsbild der vorhandenen Gebäude nur minimal verändert werden darf. Sprich: Kleine Fenster gegen große Glasfronten tauschen – ist einfach nicht.

Es werde Licht
Zwei Schächte lassen so viel Sonnenlicht in das Objekt …

Es werde Licht
… dass dank eigener Lamellen jedes Zimmer genug Licht abbekommt.

Eine betuchte Londoner Familie fand nun jedoch einen besonders kreativen Weg, trotz baulicher Einschränkungen Sonnenlicht in ihr vierstöckiges Reihenhaus zu lassen. Gemeinsam mit den beiden Studios Flow Architecture und Magrits entwickelte sie ein Konzept, das die Außenhülle des 1851 errichteten Hauses nahezu unberührt beließ. Allerdings wurde dafür das Innenleben einem radikalen Baueingriff unterzogen. Vereinfacht ausgedrückt, höhlte man zuerst das Gebäude aus. In Folge wurden die auf vier Geschoße verteilten Räumlichkeiten rund um einen vertikalen Lichtschacht im Zentrum des Hauses neu gruppiert.

Lenkbares Licht

Somit bilden nun zweiüberdimensionale Dachfenster das Herz dieses neuen Objekts, das im Körper des alten Hauses erwachsen ist. Das durch sie einfallende Licht wird in Folge durch intelligent integrierte Lamellen-Systeme von oben nach unten und in die seitlich organisierten Räume gelenkt. In den oberen Etagen befinden sich die Schlafzimmer, im ersten Geschoss ein Wohnzimmer mit Bibliothek und im Erdgeschoss die Küche und das Esszimmer mit großem Panoramafenster, so, dass auch von unten zusätzlich Licht das Innere fluten kann.

Bloß im unteren …

… Geschoß durften …

… die Fensterfronten …

… vergrößert werden.

So liegt der Projektname auch auf der Hand: Light Falls. „Dies drückt perfekt die Seele des Entwurfs aus“, sagen die Architekten. Und führen weiter aus: „Der Kaskadeneffekt des Tageslichts, das in vertikaler Bewegung in die Mitte des Gebäudes gebracht wird, belebt die Innenräume, ohne große Einschnitte in der Fassade machen zu müssen.“ So habe man das Ziel, ein Objekt modern bewohnbar zu machen, ohne den traditionellen Baubestand zu zerstören, erreicht.

Besonderer Kunstgriff

Gleichzeitig hat man damit auch noch auf die heimliche Leidenschaft der Besitzer Bezug genommen: Deren wachsende Kunstsammlung kommt dank des vielen Tageslichts nun noch besser zur Geltung. Was auch erklärt, warum deren Name sowie die genaue Adresse des Objekts unbedingt im Dunkel bleiben sollen …

Text: Johannes Stühlinger
Fotos: NAARO

Diese Grafik zeigt sehr gut, welche Dimensionen der Lichtschacht hat und wie wichtig er ist, um gerade im Oberstübchen das Licht angehen zu lassen.
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