Das kanadische Studio Amanda Hamilton Interior Design hat mittels Colour Blocking und Neonbeleuchtung einem Fast-Food-Restaurant in Calgary einen neuen Look verliehen. Entstanden ist, nun ja, ein Striplokal aus den 1990er-Jahren.

Rot mit Pink und einem kräftigen Blauton? Besonders auffällige Farben die in bewusstem Kontrast zueinander stehen? In der Modeindustrie spricht man in solchen Fällen gerne von Colour Blocking. Im konkreten Fall allerdings geht es nicht um ein Outfit oder ein Fashiondesign, sondern um ein Fast-Food-Restaurant und sein Interieur. Noch konkreter: Um den Strip Joint Chicken im kanadischen Calgary.

Für dessen Gestaltung wurde eines der renommiertesten Studios Kanadas beauftragt: Amanda Hamilton Interior Design. Gründerin (und Namensgeberin) Amanda Hamilton machte sich in den vergangenen Jahren mit unkonventionellen Ansätzen für Design einen Namen. 2020 wurde sie gar unter die „Top 100 Most Powerful Women of Canada“ gewählt.

Back to the Future

Das Innenarchitekturbüro orientierte sich beim Strip Joint Chicken an einem „1990s meets Memphis“-Look. In der Umsetzung bedeutet das konkret, dass bei der Beleuchtung mit Neon und bei der Einrichtung mit Colour Blocking gearbeitet wird. Bei diesem werden, wie erwähnt, möglichst kontrastreiche Farben harmonisch miteinander kombiniert.

Strip Joint Chicken liegt im East Village von Calgary, einem hippen, gentrifizierten Viertel, in dem sich ehemalige Lagerhäuser in angesagte Lokale, Shops, Galerien und Clubs verwandelt haben. Das neu designte Restaurant passt hier perfekt – und spielt auch bewusst mit der Neugestaltung des East Village. So bezeichnet „Strip Joint“ eigentlich ein Striplokal. Dass hier Huhn in verschiedenen Variationen serviert wird, macht erst der Zusatz „Chicken“ deutlich.

Hamilton wollte diesem frechen, verspielten, aber insbesondere trendigen Ansatz auch beim Design Rechnung tragen. Auf den 204 zur Verfügung stehenden Quadratmetern ließ sie daher die Essenz der Marke widerspiegeln. „In einem Markt, der mit Optionen für schnelle Mahlzeiten übersättigt ist, war es wichtig, sich von anderen abzuheben“, sagt die Designerin.

Drei Strips im Strip Joint

Ganz wie es sich für ein Nachtlokal gehört, ist daher die Atmosphäre im Strip Joint Chicken bewusst dunkel und reduziert gehalten. Im mitternachtsblauen Eingang wird man von dünnen Neonleuchten, die von Wand zu Wand quer über die Decke verlaufen, empfangen. Über der Bar und dem Tresen hängen fluoreszierend-blaue Röhren, während über den Esstischen und Sitzgelegenheiten die Farben Pink und Gelb in gebogenen LED-Streifen dominieren.

Das Lichtarrangement legt den Fokus ganz bewusst auf die architektonischen Details des Raumes, wie Hamilton erklärt. „Farbige Beleuchtung wird häufig eingesetzt, um einen Raum größer wirken zu lassen, um die Bar zu erden und Sitzbereiche hervorzuheben“, so die Designerin.

Vom Eingang weg werden Gäste von drei farbigen Streifen am Boden zum Bestellbereich geleitet. Im Englischen spielt man hier nicht nur mit dem Design, sondern auch mit Worten: Das Wort „Strip“ trägt nämlich auch die Bedeutung „Streifen“ …

Das Dreilinien-Motiv zeigt daher auch den Markennamen in großen Buchstaben an einer Wand. Er prangt unübersehbar über einer rosa Bank, die mit kleinen Tischen und Terrazzo-Hockern an der Wand steht. Hinter knallpinken Türen findet man die Sanitäranlagen. Die Wand davor ist mit einer maßgefertigten Tapete geschmückt. Dass als Motiv Federn gewählt wurde, überrascht beim Speisenangebot dann wohl niemanden mehr.

Private Dining. Kein Problem.

Zu bieten hat das Fast-Food-Lokal zudem einen privaten Essbereich, der den Namen „Hens Den“ (Hühnerverschlag) trägt. Auch in diesem Raum, mit Vorhängen vor neugierigen Blicken geschützt, spielt man mit dem verruchten Image: Der Esstisch ist in der Mitte, ganz im Pole- bzw. Table-Dance-Style, mit einer Messingstange ausgestattet. Allerdings dreht sich hier eine Servierplatte auf dem Tisch, damit Speisen wie „Pickle Tickle“ auch ja gerecht geteilt werden können.

Bunte Farben und Neon-Licht sind gerade stark im Trend. So findet man ähnliche Konzepte in dem Nachtclub „Supernova“ in Seattle und der Musikstätte „Resonant Head“ in Oklahoma City. In der Fusion von Vergangenheit und Moderne schafft Amanda Hamilton Interior Design eine lebendige und einladende Atmosphäre, die weit über das kulinarische Erlebnis hinausgeht und zu einem Hingucker für Besucher:innen wird. Und wenn es gut aussieht, schmeckt es doch auch gleich besser.

Text: Resi Reiner
Fotos: Amanda Hamilton Interior Design

Jetzt Newsletter Bestellen <>