BMW Stammwerk München, Mastersplan, OMA, 3XN/GXN
#stadtplanung

Autos aus der grünen Fabrik

Im Zuge von E-Mobilität und Digitalisierung sollen die Autos künftig auch klimaneutral vom Band laufen. Der neue Masterplan für das BMW-Stammwerk in München kommt von OMA und 3XN/GXN und setzt auf eine Architektur, die Mensch und Maschine in Einklang bringt.

Seit 1922 betreibt der deutsche Automobilhersteller BMW sein Stammwerk im Münchner Stadtteil Milbertshofen-Am Hart. Die Geschichte des Areals reicht bis in das Jahr 1913 zurück. Am Oberwiesenfeld wurden ursprünglich Flugmotoren gebaut, später dann Motorräder und schließlich Automobile und Fahrzeugmotoren. Zum hundertsten Jubiläum will sich das Werk einen gründlichen Overhaul verpassen. BMW lobte dazu einen Architekturwettbewerb aus, aus dem gleich zwei siegreiche Entwürfe hervorgingen. Das Rotterdamer Büro OMA und die dänischen Architekten von 3XN/GXN liefern nun gemeinsam den Masterplan für die Neugestaltung des Areals.

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BMW bekennt sich zur Kreislaufwirtschaft und möchte künftig zirkuläre Autos bauen.

Öffnung nach außen

Der Betriebsstandort östlich des heutigen Olympiaparks will sich künftig nach außen hin öffnen und sich stärker mit seiner Umgebung vernetzen. Aus einer hermetisch abgeriegelten Produktionsstätte soll ein zugänglicher Ort werden, der über transparente Fassaden direkt in die Fertigungsstraßen blicken lässt. Parkanlagen bilden einen grünen Puffer zum Wohngebiet hin und werten die Gegend qualitativ auf. 

Im Stammwerk arbeiten rund 7.800 Mitarbeiter aus mehr als 50 Ländern. Pro Tag laufen hier rund 950 Fahrzeuge der 3er- und 4er-Reihe sowie über 3.000 Motoren vom Band. Im Zuge der Umstellung in der Produktion auf E-Mobilität und Digitalisierung will man künftig möglichst effizient produzieren und das BMW-Werk zur grünen Fabrik machen.

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Transparente Fassaden sollen künftig einen Einblick in die Fertigungsstraßen bei BMW bieten.

Mehr Grün durch effizientere Struktur

Durch die über Jahrzehnte gewachsene Struktur ist das Gelände stark verschachtelt. Eine neue Achse in der Mitte soll Ordnung ins System bringen und die Produktionsprozesse optimieren. Dabei möchte man künftig den Personen- und Logistikverkehr klar trennen. Ganz nebenbei entstehen durch die gestraffte Organisation neue Freiräume, die als Grünzonen dabei helfen sollen, das Mikroklima im Werk zu regulieren.

„Unser Ziel ist es, ein zukunftsfähiges Arbeits- und Produktionsumfeld zu gestalten, das gleichsam die Aspekte der Nachhaltigkeit, der Stadtplanung, von Verkehr und Logistik sowie der Nachbarschaft fest im Blick hat“, so Ilka Horstmeier, Mitglied des Vorstands der BMW AG.

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Der neue Masterplan sieht eine zentrale Achse vor und soll die Produktionsprozesse optimieren.

Symbiose zwischen Mensch und Maschine

Der Masterplan freut auch die Stadt, denn er ist ein klares Bekenntnis zum Standort in München und sichert die Arbeitsplätze der Zukunft. Das neue Umfeld soll eine möglichst symbiotische Beziehung von Mensch und Maschine fördern. 

Das Projekt gibt uns die Möglichkeit, eine natürliche Verbindung zwischen Werk und Stadt herzustellen, und dabei Überlegungen anzustellen, wie die Architektur die sich verändernde Zusammenarbeit von Mensch und Maschine unterstützen kann.

Rem Koolhaas, Gründungspartner von OMA

“Das Projekt gibt uns die Möglichkeit, eine natürliche Verbindung zwischen Werk und Stadt herzustellen, und dabei Überlegungen anzustellen, wie die Architektur die sich verändernde Zusammenarbeit von Mensch und Maschine unterstützen kann“, erklärt dazu Rem Koolhaas, Gründungspartner von OMA.

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Das begrünte Dach und die Solarzellen machen die grüne Fabrik schon von weithin sichtbar.

Klimaneutralität bis 2050

Der Masterplan soll dabei helfen, die Nachhaltigkeitsziele der BMW Group umzusetzen und die Elektrifizierung der Flotte voranzutreiben. Bis 2030 soll mindestens jedes zweite verkaufte Auto vollelektrisch sein. „Nachhaltigkeit bedeutet für die BMW Group aber weit mehr als nur elektrisch angetriebene Fahrzeuge zu bauen und zu verkaufen“, sagt Thomas Becker, Leiter Nachhaltigkeit und Mobilität bei der BMW Group. „Nur ein umfassender Nachhaltigkeitsansatz von der Ressource bis zum Recycling reduziert die CO2-Emissionen unter dem Strich tatsächlich.“

Bis spätestens 2050 will das Unternehmen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg klimaneutral sein und bekennt sich dabei zur Kreislaufwirtschaft. Dass es auch bei Automobilen möglich ist, zirkulär zu designen zeigt der BMW i Vision Circular. Die einzelnen Bauteile lassen sich bei einem späteren Recycling auf einfache Weise voneinander trennen und sortenrein verwerten.

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Die Dichte an architektonischen Signature-Bauten ist um das Münchner Olympiagelände besonders hoch.

Architektur in bester Gesellschaft

Zu den Bauvorhaben am Gelände zählen neue Montage-Logistikhallen und eine neue Anlage für den Karosseriebau. Architektonisch gesehen befinden sich die geplanten Neubauten in illlustrer Gesellschaft. Neben dem markanten Vierzylinder-Hochhaus von Karl Schwanzer zählt dazu auch die Olympiaarchitektur von Behnisch & Partner, Frei Otto und Günther Grzimek. Neben der hochpolierten BMW-Welt von Coop-Himmelb(l)au aus dem Jahr 2007 werden sich nun also zwei weitere bekannte Architekturbüros hier verewigen. 

Für die dänischen Architekten von 3XN/GXN wird es bereits der zweite Wurf im Münchner Norden werden. Sie bauen bereits eine neue Sportarena im angrenzenden Olympiapark. Das Büro mit Hauptsitz in Kopenhagen betreibt eine eigene Forschungsabteilung für grüne Ideen und setzt seine nachhaltigen Konzepte weltweit um, vom klimapositiven Hotel auf der dänischen Insel Bornholm bis zum upgecycelten Hochhaus in Sydney.

Text: Gertraud Gerst
Visualisierungen: BMW Group 

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