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Ein Museum für den Hugo

Wenn Zaha Hadid Architects damit beauftragt werden, das Chengdu Science Fiction Museum zu entwerfen, weiß man, dass etwas Spektakuläres entsteht. Spektakulär ist aber auch die erste Veranstaltung, die im Museum stattfinden wird …

Chengdu ist eine der bedeutendsten Wirtschaftsmetropolen der Volksrepublik China. Die viertgrößte Stadt des Landes gilt zudem mit ihren zahlreichen renommierten Universitäten als Zentrum von Wissenschaft und Forschung. Im Oktober 2023 rückt all das in den Hintergrund. Denn dann wird Chengdu zum Mekka von Science-Fiction-Fans.

Sci-Fi-Oscars

Im Rahmen der 81. World Science Fiction Convention (Worldcon), einer Veranstaltung der World Science Fiction Association, werden die diesjährigen Hugo Awards in Chengdu verliehen. Was die Oscars für die Filmbranche, die Emmys für die TV-Welt, die Tonys für Theater und Musical sind, das sind die Hugos für Science-Fiction- und Fantasy-Literatur. Benannt nach Hugo Gernsback, Gründer des legendären Science-Fiction-Magazins „Amazing Stories“, werden sie seit 1955 Jahr für Jahr auf der Worldcon verliehen.

Hugo Awards

Was es dazu noch braucht: Eine geeignete Veranstaltungsstätte. Und ebendiese wird aktuell errichtet. Entworfen von Zaha Hadid Architects (ZHA), entsteht auf 59.000 Quadratmetern das Chengdu Science Fiction Museum im Science and Innovation Business District der Metropole am dortigen Jingrong See. „Das Design des Museums fügt sich in die natürliche Landschaft entlang des Seeufers ein“, erklärt ZHA dazu.

Schwebender Stern

Das Gebäude soll einen Knotenpunkt für Aktivitäten inner- und außerhalb darstellen, so ZHA. Menschen werden, aus der Stadt beziehungsweise von den nahegelegen U-Bahnstationen kommend, auf eine Entdeckungsreise eingeladen. Durch die umliegende Parklandschaft bis ins Herz des Museums: die Galerien, die Bildungseinrichtungen, die Cafés.

Science Fiction Museum

Chengdu Science Fiction Museum

„Das Museum vereint programmatische und funktionale Klarheit und reagiert gleichzeitig auf seine einzigartigen Standortbedingungen“, heißt es seitens des Studios weiter. Es wurde so designt, dass es über der Wasseroberfläche zu schweben scheint.

Die für Zaha Hadid so typischen fließenden Formen des Daches stellen eine stellaren Nebel mit einem zentralen Stern dar – und verwandeln das Museum in eine „Sternenwolke“, die Energiefelder in ihre unterschiedlichen Bereiche aussendet. ZHA: „Besuchende werden durch ein Portal geführt, das unsere Erinnerung mit unserer Vorstellungskraft vereint.“

Science Fiction Museum, Zaha Hadid Architects

Vielseitig

Flexibilität stand beim Entwurf des Chengdu Science Fiction Museums im Vordergrund. Hier werden die unterschiedlichsten Ausstellungen, Konferenzen und Veranstaltungen stattfinden, der Komplex umfasst Ausstellungsgalerien, ein Theater, einen Konferenzsaal und zahlreiche Nebenräume.

Das zentrale Atrium unter einem gewaltigen Oberlicht ermöglicht durch die großen Fenster einen Blick auf den mehr als 5.000 Meter hohen Xiling Schneeberg. Neuerlich wird hier die Verbindung mit der Umgebung betont.

Chengdu Museum, ZHA

Zaha Hadid, Science Fiction Museum

Energie-Effizienz

Das Museum erfüllt die höchsten Standards des chinesischen Green-Building-Programms. Natürliche Lüftung sorgt im milden, subtropischen Klima von Chengdu für Komfort der Gäste und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die in das große Dach des Museums eingebettete Photovoltaik trägt ebenso zur Energieeffizienz bei wie im Vorfeld erstellte digitale Modelle.

Aus ihnen entstand eine optimierte Gestaltung und Platzierung des Gebäudes. So wurden die Abmessungen des Daches derart berechnet, dass die verglasten Fassaden im Sommer vollständig beschattet werden. Lokale Pflanzen auf dem ganzen Gelände speichern Regenwasser, das wiederverwertet wird.

Chinese Fiction

Die Ausrichtung der Worldcon inklusive Verleihung der Hugo Awards im Chengdu Science Fiction Museum wird das erste Mal sein, dass die Convention in China stattfindt. Chengdu ist in China ohnehin ein Hotspot der Science-Fiction-Literatur: Im Magazin „Science Fiction World“, das seit 1979 hier erscheint, veröffentlichten zahlreiche der später renommiertesten Autoren des Landes ihre ersten Geschichten.

2015 gewann „Die drei Sonnen“ des chinesischen Autors Liu Cixin den 73. Hugo Award für den besten Roman, 2016 erhielt das Werk „Peking falten“ der Autorin Hao Jingfang den Hugo Award für die beste Novelette.

Text: Michi Reichelt
Bilder: Atchain, ZHA

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