Erdverbundenheit im wahrsten Sinne des Wortes zeigt ein Wohnhaus im Naturschutzgebiet, das von der Umgebung förmlich aufgenommen wird: Das Haus unter der Erde, entworfen von Willemsen U im niederländischen Eindhoven.

Eindhoven im Süden der Niederlande gilt als Technologiezentrum des Landes – und das nicht nur aufgrund des langjährigen Standortes des Elektronikunternehmens Philips. Eindhoven ist allerdings auch als Design-Hauptstadt der Niederlande bekannt. Jedes Jahr besuchen Hunderttausende Menschen die Dutch Design Week, das größte Design-Festival der Niederlande. 

Design und Eindhoven. Ein Spitzenteam, wenn es um Innovation, Kreativität und Zukunft geht. Willemsen U, ein lokal ansässiges Architektenbüro, bleibt dieser Linie treu. So wurde ein außergewöhnliches Wohnhaus nicht nur entworfen, sondern auch zukunftsorientiert designt. 

Haus statt Höhle

18 m über dem Meeresspiegel baute Willemsen U ein Haus in die Erde. Die erste Assoziation bei einem derartigen Konzept könnte eine dunkle, kalte Höhle sein. Doch schon ein Blick auf den Entwurf genügt, um zu erkennen: Hier handelt es sich um ein helles, gemütliches Zuhause. 

Die Architekten sollten einen Rückzugsort schaffen und die Schönheit der Landschaft mit einbeziehen. Und so planten sie ein Haus, das sich selbst in die Erde zurückzog und Teil der Landschaft wurde. Eben das Haus unter der Erde. 

Eingebettet

Der Weg zum Haus führt durch ein Feld – bis man schließlich zu einem Gang aus Witterungsstahl gelangt. Er schneidet durch einen Hügel, in den das Gebäude eingebettet liegt, von ihm aus gelangt man zum Haupteingang, durch den man die oberste Ebene des Hauses betritt.

Hier befindet sich der Koch- und Essbereich samt kleiner Außenterrasse. Der oberirdische Teil des Hauses setzt die sanfte Rundung des Hügels fort und verschmilzt so mit der Landschaft. Auf der anderen Seite zeigt sich die Fassade des Hauses mit großen Fenstern, holzverkleidet, eingebettet in Feldblumen und Gräser. Material, Farben und Beschaffenheit des Hauses gehen eine Symbiose mit der Umgebung ein, ganz so, als wäre eine Landschaft ohne dieses Haus schier undenkbar.

Traditionelle Materialien 

Die Grundstruktur des dreigeschossigen Wohnhauses wurde direkt vor Ort aus Beton gegossen. Nur so konnte die nahtlose Einbettung in die Natur garantiert werden. Für die freistehende Fassade wurden Holzlatten mit verschiedenen Mustern verwendet; eine Hommage an den Ziegenstall, der sich früher auf dem Grundstück befand und für den dieser Stil typisch war.

„Die Verwendung von Holz ist inspiriert von den traditionellen Materialien, die in dieser Gegend für Ställe und Scheunen verwendet werden, und wird sowohl im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt“, erklärt Projektleiterin Marrit Winkeler von Willemsen U.

Beton und Glas 

Zentrum des Hauses unter der Erde ist eine Art Hohlraum, der sich vom Dach bis zum Keller erstreckt. Hier befindet sich ein gläserner Plattformlift, der das Haus barrierefrei macht. Gläserne Aussparungen auf dem geschwungenen Dach über dem Lift und der Treppe sorgen im Haus für natürlichen Lichteinfall. Zudem wird sowohl der Blick von ganz oben bis in den Keller ermöglicht – und vor allem umgekehrt: Sogar von ganz unten aus kann man „in den, von auf dem Dach wachsenden Feldblumen, eingerahmten Himmel schauen“, wie es vom Architekturbüro heißt.

Wände, Böden und Decken aus Beton prägen das stilistisch einfache Erscheinungsbild im Inneren des Hauses. Glaselemente sowie leichte und lichtdurchlässige Materialien ergänzen den klaren Stil im Innenbereich und ermöglichen Sonneneinstrahlung  bis in die unterste Etage. 

Six Meters Under

Vom obersten Stock des Gebäudes, dem eigentlichen Erdgeschoss, bietet sich ein weiter Blick in die Landschaft. Darunter, in der Zwischenebene, findet man eines der beiden Schlafzimmer sowie den Wohnbereich. Von hier aus gelangt man auf die große Terrasse inmitten eines Wildblumengartens. Der Aufenthalt mitten in der unberührten Natur schafft laut dem Studio zusätzlich eine gemütliche, private Atmosphäre. 

Sechs Meter unter der Erde, im untersten Stockwerk, befindet sich das Hauptschlafzimmer. „Durch die natürliche Abgrenzung zur Außenwelt und dem von oben einfallenden Licht füllen Ruhe und Harmonie den Raum“, so Willemsen U. „Die Klarheit des Designs im Inneren des Hauses lässt es so unberührt wirken wie die Landschaft, die es umgibt.“ Der Fokus liegt auf dem Wesentlichen, auf natürlichen Materialien und auf natürlichem Licht.

Aber die Architekten von Willemsen U haben Haus und Landschaft nicht nur aus ästhetischen Gründen miteinander verbunden. Durch das Einbetten in die Erde wird das Haus im Winter warm und im Sommer kühl gehalten. Kurz: Es wird für eine hervorragende Energiebilanz gesorgt. Und damit bekommt der Begriff „erdverbunden“ eine doppelt nachhaltige Bedeutung.

Text: Eva Schroeder
Bilder: Willemsen U

Jetzt Newsletter Bestellen <>