Universal Investment ist der Ankermieter im Frankfurter Timber Pioneer. Ein Gespräch über die Holz-Hybrid-Bauweise, Nachhaltigkeit, EU-Taxonomie und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz.

Letztlich ging alles ganz schnell und unkompliziert. Nicht einmal vier Monate nach dem Richtfest unterzeichneten Universal Investment und UBM Development den Mietvertrag über fast 10.000 Quadratmeter im Timber Pioneer. Das sind mehr als zwei Drittel der insgesamt 14.100 Quadratmeter Bürofläche. Die Kapitalverwaltungsgesellschaft bezieht das im Frankfurter Europaviertel gelegene achtstöckige Gebäude im zweiten Quartal nächsten Jahres mit rund 750 Mitarbeitenden. Der in direkter Nachbarschaft zum ebenfalls von UBM Development entwickelten F.A.Z. Tower gelegene Timber Pioneer ist Frankfurts erstes Bürohaus in Holz-Hybrid-Bauweise. Axel Vespermann, Managing Director von Universal Investment, und UBM-CEO Thomas G. Winkler trafen sich im noch nicht für den Mieter ausgebauten Gebäude zum Gedankenaustausch.

In Frankfurt stehen derzeit mehr als eine Million Quadratmeter Büroflächen leer. Warum hat sich Universal Investment bei der Suche nach einem neuen Headquarter für den Timber Pioneer entschieden?

AXEL VESPERMANN: Der Haupttreiber für unsere Entscheidung waren die nachhaltigen Aspekte des Timber Pioneer. Die Holz-Hybrid-Bauweise hat uns sofort angesprochen, ebenso die Möglichkeit, das Gebäude zertifizieren zu lassen, sowie der „grüne“ Mietvertrag. Und natürlich passen auch der Standort und die Qualität des Gebäudes. 

Der Haupttreiber für unsere Entscheidung waren die nachhaltigen Aspekte des Timber Pioneer.

Axel Vespermann, Management Director von Universal Investment

UBM hat mit dem Timber Pioneer Neuland betreten, er ist das erste große Holzbau-Projekt des Konzerns. War das nicht riskant?

THOMAS G. WINKLER: Als wir diese Entscheidung getroffen haben, schrieben wir den März 2020 und steckten gerade im ersten Lockdown der Corona-Pandemie. Ursprünglich wollten wir an diesem Standort ein traditionell gebautes 350-Zimmer-Hotel entwickeln. Nachträglich können wir sagen, dass die Errichtung des Timber Pioneer genau die richtige Entscheidung war. Es wäre viel riskanter gewesen, den Timber Pioneer nicht durchzuziehen.

CO2-Speicher: Im Holz des Timber Pioneer sind auf beinahe unbegrenzte Zeit 1.800 Tonnen CO2 gebunden. 

Gab es bei Universal Investment Vorbehalte gegen die Holz-Hybrid-Bauweise?

VESPERMANN: Nein, ganz im Gegenteil. Wir haben selbstverständlich technisch prüfen lassen, ob die Bauweise unseren Anforderungen entspricht. Den Ausschlag hat schließlich aber die gute Atmosphäre gegeben, die das Gebäude ausstrahlt. 

Wie haben die Mitarbeiter auf diese Entscheidung reagiert?

VESPERMANN: Die Reaktionen waren rundum positiv, nicht nur seitens der Mitarbeitenden, sondern auch von den Kolleginnen und Kollegen aus der Geschäftsleitung sowie von den Gesellschaftern. Wir wollten einen weiteren, klaren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit tun. Und wir wollten auch das Wohlbefinden der Mitarbeitenden weiter fördern. Wir ringen am Arbeitsmarkt um die Besten und da ist es wesentlich, etwas Neues und Frisches zu machen, eine gute Atmosphäre anbieten zu können. Insofern setzen wir große Hoffnungen in den Timber Pioneer.

Gipfeltreffen. Axel Vespermann (re.) und Thomas G. Winkler im noch nicht für den Mieter ausgebauten Timber Pioneer.

Welche Rolle haben EU-Taxonomie und ESG bei der Entscheidung für den Timber Pioneer gespielt?

VESPERMANN: Das war ohne Zweifel eines der ganz wesentlichen Entscheidungskriterien für diesen Standort. Als größte Fonds-Service-Plattform Europas legen wir mit Asset Managern und institutionellen Investoren auch immer mehr nachhaltige Fonds auf, wir haben uns unter anderem auf die von den Vereinten Nationen initiierten Principles for Responsible Investment verpflichtet und haben ein eigenes ESG-Office, das unsere Reise zu einem nachhaltigen Unternehmen begleitet. Hier war der Timber Pioneer ein wichtiger Schritt. 

Bei UBM ist Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil unserer Strategie green. smart. and more.

Thomas G. Winkler, CEO der UBM Development AG

WINKLER: Bei der UBM ist Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil unserer Strategie green. smart. and more. Es ist keine Sideshow, sondern für uns mittlerweile zu einer Haltung geworden. Mit dem Timber Pioneer setzen wir einen neuen Standard für Bürogebäude. Wir sparen hier den CO2-Footprint eines 200-Einwohner-Dorfs ein, indem viel weniger Zement und kein Stahl eingesetzt wurden, deren Produktion diesen CO2-Ausstoß hervorgerufen hätte. Zusätzlich speichert das im Timber Pioneer verbaute Holz 1.800 Tonnen CO2auf beinahe unbegrenzte Zeit. Und schließlich kann dieses Holz in fünfzig, sechzig oder hundert Jahren nochmals verwendet werden, wenn die Lebenszeit des Gebäudes dann abgelaufen ist.

Interview. Universal Investment ist der Ankermieter im Frankfurter Timber Pioneer. Ein Gespräch über die Holz-Hybrid-Bauweise, Nachhaltigkeit, EU-Taxonomie und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz.
Produktion: Die massiven Brettschichtholzelemente wurden von der oberösterreichischen Firma Wiehag hergestellt.

Universal Investment ist der Ankermieter im Frankfurter Timber Pioneer. Ein Gespräch über die Holz-Hybrid-Bauweise, Nachhaltigkeit, EU-Taxonomie und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz.
Montage: Dank der industriellen Vorfertigung wurde der Rohbau in nur 100 Tagen hochgezogen.

Spätestens seit der Pandemie ist dem traditionellen Büroarbeitsplatz mit dem Homeoffice eine mächtige Konkurrenz erwachsen. Welche Konsequenzen hatte das bei der Suche nach einem neuen Büro?

VESPERMANN: Wir wollen in den Büros an unseren Standorten in Europa ein Arbeitsumfeld bieten, dass es den Teams ermöglicht, die bestmögliche Leistung zu erbringen. Und wir wollen die Büros so attraktiv gestalten, dass die Leute in Zeiten flexiblen Arbeitens ins Büro kommen wollen. Wir werden im Timber Pioneer viele Kooperations- und Kollaborationsflächen anbieten, aber auch Flächen, auf denen in Ruhe gearbeitet werden kann.

UBM setzt stark auf die Entwicklung von Bürogebäuden, aktuell sind 43 Prozent der Pipeline in dieser Assetklasse verortet. Was macht Sie so zuversichtlich, dass trotz des Megatrends Remote Working weiterhin eine entsprechende Nachfrage besteht?

WINKLER: Auf ein eigenes Büro kann kein Unternehmen verzichten, weil Büros extrem identitätsstiftend sind. Für mich persönlich war die wesentliche Erkenntnis aus der Pandemie, dass die Menschen nicht nur ins Büro kommen, um zu arbeiten. Sie kommen ins Büro, um zu fragen, ob die Kollegin bereits ihr Kind bekommen hat oder ob sich der Abteilungsleiter schon wieder vom Radunfall erholt hat.

VESPERMANN: Wir haben durchaus diskutiert, warum wir überhaupt ein Büro in dieser Größenordnung brauchen oder ob es nicht reicht, das Homeoffice der Mitarbeitenden entsprechend gut auszustatten. Wir haben uns aber ganz klar dafür entschieden. Auf Englisch würde ich sagen: Every brand needs a home. Dieser Ort der Zusammenkunft ist enorm wichtig für das Teamgefühl im Unternehmen, damit alle gut und produktiv zusammenarbeiten.

Text: Karl Abentheuer; Fotos: supersusi, Philipp Horak

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