Die Architekten von Luigi Rosselli sind für eine Familie in Australien unübliche Wege gegangen. Sie haben mit dem Above Board Living Haus ein außergewöhnliches Wohngefühl geschaffen.

Australien kennt man als Surfer-Destination par excellence. Das liegt zum einen an den 26.000 Kilometern Küste mit mehr als 7.000 Stränden. Und zum anderen sind die Wellenbedingungen für Surfer paradiesisch – werden sie doch von zwei Ozeanen und ihren unterschiedlichen Strömungen geprägt.

Australische Architektur dafür ist vielen Menschen weniger präsent. Australische Häuser wurden – architektonisch gesehen – früher gerne angelehnt an viktorianische Vorlagen aus dem Vereinigten Königreich errichtet. Oder man orientierte sich an nordamerikanischen Stile und an kalifornische Bungalows.

die Planung für das Above Board Living House von Luigi Rosselli Architects
Erste Skizzen: In den oberen Etagen spielt sich das Leben ab, umgeben von Bäumen, mit freiem Blick auf das Meer.

Above Board Living: Oben leben, unten schlafen

Selten waren bisher die Wohnräume von Einfamilienhäusern in Australien in die oberen Etagen verlegt – anders als in anderen Teilen der Erde, wo sich in den unteren Geschoßen häufig Technik-, Heiz- oder diverse Lagerräume befinden und oben der Wohnbereich.

Für das Above Board Living haben sich die Architekten von Studio Luigi Rosselli etwas Neues überlegt. Denn die Auftrag gebende Familie mit erwachsenen Kindern wollte etwas anderes. Und so kam es, dass die Welt dieser Familie sozusagen auf dem Kopf steht.

Viel Meerblick beim Above Board Living Haus nahe bei Sydney
Die frische Meeresbrise ist im Above Board Living Haus nahe bei Sydney überall spürbar.

Luigi Rosselli Architects: Spiel mit Drinnen und Draußen
Die vielen Oberlichter und verglasten Flächen lassen viel natürliches Licht hinein.

Suburbanes Wohnen am Meer

Statt dass der Wohnbereich mit dem Garten auf einer Ebene ist, können die Bewohner des Above Board Living Hauses einerseits oben inmitten der Baumkronen die kühlere Luft genießen. Und andererseits bietet sich ein fantastischer Blick auf eben jene Wellen, die das Herz jedes Surfers höher schlagen lassen.

Außerdem lebt es sich weiter oben irgendwie entkoppelter vom geschäftigen Treiben der Straßen des Strandviertels. Denn das Above Board Living steht in den östlichen Vororten Sydneys, nur wenige Kilometer vom zentralen Geschäftsviertel entfernt.

Eingang
Viele natürliche Materialien: Stamplehm, Eisen und Holz dominieren.
Küche 1 im Above Board Living House

Wohnzimmer im Above Board Living House
Luftiges Wohnen ist in Australien wegen der häufig hohen Temperaturen keine Selbstverständlichkeit.
Küche 2 im Above Board Living House

Eintauchen in die ozeanische Sinneswelt

Wer das Meer liebt, will ihm so nah wie möglich sein, will die Morgensonne aus den Tiefen des Blaus aufsteigen sehen, die Brandung hören, die frische Meeresbrise an der Haut spüren, die salzige Luft einsaugen können. Der nahe gelegene Bronte Beach und der Ausblick auf den Horizont des Pazifischen Ozeans gibt den Familienmitgliedern genau das Lebensgefühl, wonach sie sich sehnen.

Schlafzimmer
Die Schlafzimmer befinden sich unten.

Torbögen als Türe
Die gewölbte Tür ist byzantinisch inspiriert.

Die Rückzugsräume wiederum befinden sich auf den unteren Ebenen, was ein Gefühl von Abgeschiedenheit und Intimität

Ein fantastisches Haus für Surfer- und Meeresbegeisterte steht auch an der portugiesischen Algarve, das von Vitor Vilhena Architekten realisierte Casa Dorfler.

riesiger Rauchfang
Ein riesiger Schornstein verleiht dem Baukörper fast so etwas wie vertikalen Halt.

Viel Licht durch Oberlichte, große Fenster

Natürlicher Lebensstil – natürliche Materialien

Die Materialien des Above Board Living – Stampflehm, Holz, Zink und Eisen – wurden entsprechend dem Wunsch nach einem natürlichen Lebensstil ausgewählt und bearbeitet.

Und die Stampflehmwände sorgen für thermische Masse, haben kühlende Wirkung und regulieren die Raumluftfeuchte und binden Gerüche und Schadstoffe. Das Above Board Living weist große Fenster auf, die sich öffnen lassen. Mit den Oberlichtern und Fensterläden kann das Ausmaß an natürlichem Sonnenlicht gesteuert werden. Der Dachgarten wiederum steigert den Anteil an Grünflächen und Natur.

Stampflehmwände
Stampflehmwände schaffen ein angenehmes Wohnklima.

Mosaikboden
Der Mosaikboden ist venezianisch inspiriert, die Eisenelemente aus dem Mittelalter entlehnt.

Unverwechselbarer Design-Mix mit europäischen Einflüssen

Daneben haben die Familienmitglieder offenbar ein Faible für gutes Design. Dies zeigt sich an den Kreationen und Details im Haus. So entstand eine unverwechselbare Signatur. Der Steinmosaikboden etwa ist mit seinen venezianischen Strukturen eindeutig vom in Venedig geborenen Architekten Carlo Scarpa, einem der wichtigsten Vertreter der „organischen Architektur”, beeinflusst. Die gewölbte Tür des Hauptschlafzimmers ist byzantinisch inspiriert. Die Eisenbalustraden muten mittelalterlich an. Und das Gitterwerk der Fensterläden erinnert an feiner Klöppelarbeit.

Der Pool und Dachgarten des Above Board Living Haus
Pool und Dachgarten: Herz, was willst du mehr?

Üppig begrünter Garten
Der sorgfältig und üppig begrünte Garten des Above Board Living House.

Der zurückgesetzte Eingang wird nach außen hin von Vorsprüngen auf beiden Seiten eingerahmt. Die Balkonform im ersten Stock streckt sich sehnsüchtig dem Meer entgegen. Im Kontrast dazu steht der aufstrebende Schornstein aus Stampflehm, der auf die gegenüberliegenden Seite gleichsam den gesamten Baukörper gut verankert.

Spiel mit Drinnen und Draussen

Während der Grünraum unten mit seiner üppigen Bepflanzung die Hausbewohner immer wieder dazu verführt, hinaus zu treten, laden genauso jede Ebene und jede Terrasse oben dazu ein, nach draußen zu gehen und den Wohnbereich nach außen zu erweitern.

Insgesamt ermöglicht das Above Board Living Haus von Luigi Rosselli Architects den Bewohnern, sich gleichzeitig von der Natur eingehüllt zu fühlen und einzutauchen und sich sowohl architektonisch-historisch verbunden zu fühlen, als auch mit der Natur.

Text: Linda Benkö
Fotos: Luigi Rosselli Architects / Prue Ruscoe

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