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Die Insel der Gesundheit

Dubai lässt sich immer wieder etwas einfallen, um Touristen anzulocken. Nun soll dort das größte medizinische Zentrum im Persischen Golf gebaut werden, geplant vom Studio Kalbod.

Dubai, ein Ort der Extreme und der Kontraste. Während Influencer:innen, Geschäftsleute und Tourist:innen hier Luxusreisen und exklusive Erlebnisse genießen, leisten Gastarbeiter, meist Männer, schwere Arbeit und stehen oft vor großen Herausforderungen, wenn es um ihre Rechte geht. In puncto Menschenrechte und Gleichberechtigung gibt es in den Vereinigten Arabischen Emiraten ohnehin noch viel Verbesserungsbedarf.

Dennoch, oder gerade deswegen, hat sich Dubai in den letzten Jahren einiges einfallen lassen, um sich als Tourismusmagnet zu etablieren. Nach wie vor dient zum Beispiel der Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt, als Symbol des Fortschritts und der Innovation. Jetzt wurde ein weiteres Projekt vorgestellt: Ring Island Dubai. Ein multifunktionaler Komplex entlang der Meeresküste, der sich auf den medizinischen Tourismus konzentriert. Entworfen wurde er vom renommierten Studio Kalbod.

Gesundheit in Dubai

Für sein exzellentes Gesundheitssystem ist Dubai schon länger bekannt. In den letzten Jahren hat es sich zu einem führenden Ziel für medizinische Reisen entwickelt, mit modernen Krankenhäusern und erstklassigen medizinischen Einrichtungen. Vor diesem Hintergrund strebt der Ring Island Dubai-Komplex an, das größte touristische medizinische Zentrum im Persischen Golf zu werden.

Medizinischer Tourismus ist keine neue Sache. Menschen fliegen mittlerweile oft für Schönheitsoperationen oder andere medizinische Eingriffe in andere Länder. Die Einnahmen aus diesem Sektor in den Vereinigten Arabischen Emiraten beliefen sich im Jahr 2018 bereits auf 12,1 Milliarden VAE Dirham (umgerechnet rund 3 Milliarden Euro). Bis 2023 werden sie voraussichtlich 19,5 Milliarden Dirham (knapp 5 Milliarden Euro) erreichen.

Aller guten Dinge sind drei

Doch was genau ist Ring Island Dubai? Das gesamte Projekt ist in erster Linie auf Fußgänger:innen ausgelegt. Man soll sich – neben dem Zufußgehen – ausschließlich mit verschiedenen Transportmitteln wie Monorails oder Elektroautos auf der Insel fortbewegen. Die Anreise findet im Tunnel statt: Der Eingang befindet sich unter Wasser, wo es auch grüne Oasen zum Verweilen gibt.

Das Gelände ist in der Form eines Halbmondes gestaltet, wodurch die regionale Architektur Dubais, die geometrischen Elemente des Burj al Arab, eines der teuersten Hotels der Welt, sowie islamische Symbole in die Gestaltung aufgenommen werden. Insgesamt gibt es drei Zonen. Eine für die Forschung, eine für medizinische Dienstleistungen und eine für Hotels und Unterkünfte. Der Entwurf sieht vor, die Gebäude mit Brücken zu verbinden, auf denen man spazieren und gleichzeitig die Aussicht auf Dubai und den Persischen Golf genießen kann. Auf den vielen Terrassen und Dächern werden verschiedene Pflanzen angepflanzt, um nicht nur die Luftqualität zu verbessern, sondern auch um den Besucher:innen Schatten zu spenden.

Ein Turm, zwei Teile

Der zentrale Turm der Insel, mit einer Fläche von einer Million Quadratmetern, besteht aus zwei Teilen. Der Gebäudesockel mit einer Fläche von 670.000 Quadratmetern ist den Bildungs- und Forschungsaktivitäten gewidmet. Der darauf befindliche Halbmond mit einer Fläche von 330.000 Quadratmetern beinhaltet eine Ausstellungshalle, eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung, einen Wissenschafts- und Technologiepark, eine Bibliothek und eine Ausstellung digitaler Errungenschaften.

Neben dem zentralen Wolkenkratzer sieht das Design vierzehn Türme vor, in denen die medizinischen Dienstleistungen untergebracht werden sollen. An den beiden Enden der Halbmondinsel befinden sich die Hotels. Alle Gebäude sind symmetrisch auf beiden Seiten des zentralen Wolkenkratzers angeordnet.

Das Projekt soll laut dem Architekturbüro nicht nur den Bedürfnissen der Besucher:innen gerecht werden, sondern auch einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität in Dubai leisten. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieses Konzept in die Skyline der Stadt einfügen wird und welche Auswirkungen es auf den medizinischen Tourismus in der Region haben wird. Eines ist sicher: Dubai überrascht immer wieder mit Projekten und Meldungen, die die Welt in Staunen und auch Sorgen versetzen.

Text: Resi Reiner
Fotos: Kalbod

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