Ein Leuchtturm für die Stadt von morgen
Ein Bestandsbau in Amsterdams neuem Stadtgebiet Sloterdijk wurde saniert und durch einen markanten Holzbau ergänzt. DW02 Lighthouse ist ein Leuchtturmprojekt für nachhaltige Stadtentwicklung und einen achtsamen Umgang mit Ressourcen.
Die Stadt Amsterdam ist im Wandel, zumindest rund um den Bahnhof Sloterdijk im Nordwesten des Stadtzentrums. Wo früher eine nutzungsbedingte Monokultur von Bürogebäuden herrschte, soll künftig ein vielfältiges Viertel entstehen, das von einer guten Durchmischung geprägt ist. Am Basisweg liegt das Teil-Entwicklungsgebiet District West, in dem auch in Zukunft die Büronutzung im Vordergrund steht. Der Plan ist, die drei Bestandsgebäude baulich zu ertüchtigen und um Neubauten, vorwiegend in Holzbauweise, zu ergänzen. Der erste Teilabschnitt des Projektes ist nun fertig und trägt den Namen DW02 Lighthouse.
DW02 Lighthouse wurde für die neue Art des Arbeitens geschaffen: maximales Tageslicht, offene Büroflächen und spürbar nachhaltig mit einem markanten Holztragwerk.
Daniel Jongtien, Architekt und Teilhaber von Benthem Crouwel Architects
In einem Joint Venture zwischen Angelo Gordon and APF International ist ein konstruktiver Holzbau entstanden, der den sanierten Bestand aufwertet und um eine neue Eingangssituation erweitert. „Wir haben DW02 Lighthouse als ersten Schritt in der Entwicklung des Stadtviertels District West entworfen“, sagt Daniel Jongtien, Architekt und Teilhaber von Benthem Crouwel Architects, die den vorangegangenen Wettbewerb für sich entscheiden konnten. „Geschaffen wurde er für die neue Art des Arbeitens: maximales Tageslicht, offene Büroflächen und spürbar nachhaltig mit einem markanten Holztragwerk.“
Industrieller Charme mit wohnlichem Ambiente
Das Architekturbüro mit Sitz im Südosten von Amsterdam hat auch den zugehörigen Masterplan für die Transformation des Areals nahe des Bahnhofs Sloterdijk entwickelt. District West soll in den kommenden Jahren zu einem dynamischen Stadtquartier werden, mit über 100.000 Quadratmeter Büro- und Versorgungsflächen.
Den industriellen Charakter des Viertels will man durchwegs erhalten und durch eine hohe Aufenthaltsqualität ergänzen, wie es in der Projektbeschreibung heißt. „Das Viertel wird smart und modular entwickelt, mit Holz und anderen nachhaltigen Baustoffen. Es wird charaktervolle, innovative Gebäude mit abwechslungsreicher Architektur geben.“
Holzbau im Tarnkleid
Der durchwegs in Holzbauweise errichtete Neubau fügt sich mit dem strengen Raster seiner Fassade gut in die Umgebung ein. Dabei lässt die mit dunklem Stein verkleidete Außenhülle nicht auf das helle, organische Innere schließen. Lediglich an der Laibung des Eingangsportals tritt die Holzoberfläche der Leimbinder hervor und gibt so einen Anhaltspunkt, was die Bauweise des Gebäudes angeht.
Das Viertel wird smart und modular entwickelt, mit Holz und anderen nachhaltigen Baustoffen.
Benthem Crouwel Architects
Das Raster der Holz-Skelettbauweise erstreckt sich zum Teil auch über die Terrassenflächen, die in unterschiedlichen Höhen gestapelt sind. Auf diese Weise entsteht eine Struktur, die durchwegs industriell anmutet und gestalterisch an das Erbe des Bahnhofsviertels anschließt. „Im Gegensatz zum massiven Erscheinungsbild der Fassade ist die Konstruktion des neuen Anbaus durchwegs nachhaltig und zur Gänze aus Holz gefertigt“, heißt es von Benthem Crouwel Architects.
Transparenz schafft Interaktion
Die geschlossenen Flächen der Holzstruktur sind mit geschosshohen Verglasungen versehen, was den Tageslichteintrag maximiert. Zusammen mit den Holzoberflächen, die vom Boden bis zur Decke reichen, ergibt sich im Inneren eine freundliche, warme Atmosphäre. Über das neue Eingangsportal gelangt man in ein großzügiges Atrium, das über alle vier Stockwerke reicht.
Eine kommunikative Holztreppe verbindet die einzelnen Geschosse und schafft spannende Blickbezüge nach innen und außen. Die Wände in den anschließenden Erschließungsgängen sind mit einer Holzlattung versehen, die wohl der Akustik geschuldet ist, aber dennoch zum wohnlichen Raumcharakter des neuen Traktes beiträgt. „Die transparente Architektur verstärkt die räumliche Qualität, verbindet Innen- und Außenräume und fördert so spontane Interaktionen und Dynamik.“
Ein grünes Herz
Da die Natur in der resilienten Stadt von morgen eine zentrale Rolle spielt, soll das neue Viertel ein grünes Herz samt zahlreichen Spazierwegen und öffentlichen Plätzen bekommen. Beim DW02 Lighthouse selbst setzt man auf intensiv begrünte Außenräume, Dachflächen und Terrassen. Auf diese Weise will man nicht nur die Biodiversität im Viertel fördern, sondern auch das Wohlbefinden der Nutzerinnen und Nutzer des Gebäudes.
Was die Nachhaltigkeit des neuen Quartiers angeht, so geben die ESG-Kriterien den Ton an. Das Ziel sei, Netto-Null-Emissionen zu erreichen, wie in der Beschreibung der Architekten zu lesen ist. Das bedeutet, dass abzüglich des im Holz gespeicherten Kohlenstoffs keine weiteren Emissionen anfallen. „Der Holzbau ist für seine Langlebigkeit und seine Nachhaltigkeit bekannt und trägt dazu bei, den ökologischen Fußabdruck des Gebäudes zu verringern.“
In der CO2-Bilanz spiegelt sich auch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen wider, ebenso wie smarte Technologie, die den Energiebedarf minimiert. Durch die Kombination von saniertem Bestandsgebäude und ergänzendem Holzbau wird das Lighthouse zu einem Leuchtturmprojekt für das neue Stadtviertel.
Text: Gertraud Gerst
Fotos: Jannes Linders / Benthem Crouwel Architects