„Nachhaltigkeit muss als Business-Modell gedacht sein!”
Die Brüder Aleksandar und Daniel Gros haben vor drei Jahren das „Green Peak Festival“ in Wien ins Leben gerufen. Heute sehen sie sich als nachhaltige Vernetzer. Ein Gespräch über wirtschaftliche Nachhaltigkeit, ambitionierte Visionen und pragmatische Einschätzungen.
Was macht das Green Peak Festival anders als alle anderen Nachhaltigkeits-Kongresse?
Aleksandar Gros: Wir sind zwei Jungväter und haben deutlich gesehen, dass der Klimawandel wirklich eine Bedrohung darstellt. Und wir haben erkannt, dass es im Bereich des Wissenstransfers in Sachen Nachhaltigkeit zwar viel gibt, aber nichts, das wirklich die wirtschaftlichen Aspekte integriert und in den Vordergrund stellt. Wir wollen zwar genauso wie andere auch die Zivilgesellschaft und die Wissenschaft mitnehmen, als Speerspitze verstehen wir allerdings das Zusammenspiel aus Umweltschutz bzw. Klimaschutz und der Wirtschaft. Wir wollen darauf aufbauend einen ehrlichen Diskurs schaffen, Entscheidungsträger zusammenbringen und den Austausch fördern. Genau das ist unser Ziel.
Ihr geht also davon aus, dass Klimaschutz nur funktioniert, wenn er Geld bringt?
Daniel Gros: Das muss die Nummer-eins-Priorität sein. Aus dem einfachen Grund, dass es sonst nicht passieren wird, dass sonst die Motivation der Menschen, der Wirtschaft und der Industrie zu gering ist. Nur mit gutem Willen werden wir den Planeten nicht retten!
Ihr hebt gern die außergewöhnlich vielen internationalen Speaker beim Green Peak Festival hervor. Ist es nicht schwierig, diese zu kuratieren? Was ist Greenwashing, was ist ernst gemeint?
Daniel Gros: Unsere Partner sind allesamt Top-Unternehmen oder große Organisationen, die sich sehr aktiv und somit sehr transparent verhalten. Nur aus diesen rekrutieren wir Speaker. Und da sind uns in der Tat internationale Persönlichkeiten besonders wichtig, weil nur solche einen für uns neuen Blick auf die Dinge lenken können.
Hier werden österreichische und internationale Nachhaltigkeitsinnovatoren sowie Veränderungsträger aus Wirtschaft, Finanzen, Politik und Zivilgesellschaft zusammengebracht, um ihre Arbeit vorzustellen, den internationalen Austausch zu fördern und Maßnahmen für eine bessere, grünere Zukunft anzustoßen.
Was sind aktuell die brennendsten Themen, die die grüne und nachhaltige Zukunft betreffen?
Aleksandar Gros: Da stehen vor allem Bau, Mobilität, generell die Frage, wie es mit klassischen Industriebetrieben weitergehen soll, und natürlich Energiethemen im Fokus. Besonders schwierig macht es den Unternehmen in allen Belangen die Tatsache, dass die EU zumindest keine, unserer Ansicht nach, klare rote Linie verfolgt und immer wieder überraschende Änderungen vornimmt. Deshalb zögert die Wirtschaft natürlich bei vielen Maßnahmen, weil niemand weiß, wohin die Reise geht.
Ist das das Kernproblem in Bezug auf Klimaschutz?
Aleksandar Gros: Richtlinien aus Brüssel gibt es ja schon, vor allem die ganz großen Industriebetriebe können sich da schon langfristig bewegen. Aber viele, vor allem mittelgroße Unternehmen, wissen nicht, was das für sie bedeutet. Hier sehen wir das größte Problem. So ist etwa bei größeren Konzernen das Thema ESG schon angekommen. Da holt man sich Berater rein und dann wird daran gearbeitet. Kleinere können sich das nicht leisten und stehen da meist recht ratlos vor den Gegebenheiten.
Was könnte da ein Lösungsansatz sein?
Aleksandar Gros: Ein maßgeschneidertes Modell für den Mittelstand. Man müsste die Größe und die Kapazität der einzelnen Branchen und Betriebe berücksichtigen und eine klare Linie entwickeln, an der sich alle ernsthaft orientieren können.
Das würden auch jene brauchen, die in grüne Ideen investieren wollen, oder?
Daniel Gros: Das ist ein interessantes Thema. Wie schafft man Anreize, damit Menschen oder Systeme in grüne Technologie investieren oder Betriebe Neuinvestitionen im Green-Bereich tätigen? Es muss auf alle Fälle irgendwelche Anreize geben, sonst wird es schwierig. Und: Es darf auf keinen Fall teurer werden. Da bin ich selbst auch gespannt, was es auf unserem Green Peak Festival dazu Neues geben wird.
Wohin geht die Reise mit dem Festival, was ist eure Vision?
Daniel Gros: Wir wollen das ursprüngliche Green Peak Festival hier in Wien weiter ausbauen, weiterentwickeln, immer besser werden. Aber wir wollen mit dem Festival auch weiter planen, expandieren und Green Peak Festivals im Ausland Realität werden lassen.
Interview: Johannes Stühlinger
Bilder: Green Peak Festival