Hängende Gärten von Paris
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Hängende Gärten von Paris

Bis 2020 sollen in Paris 100 Hektar Grünflächen neu geschaffen werden – ein Teil davon auf Hausdächern. Und auf einem solchen entsteht gerade die größte Dachfarm der Welt. Das Schlaraffenland der Zukunft?

Ein Obstgarten für jede Schule! Begrünungsmöglichkeiten für alle Einwohner! Und jetzt auch noch: Regionales Gemüse direkt von den Dächern! Paris mausert sich wahrlich zur grünen Vorzeigemetropole und lässt auf große Worte auch große Taten folgen. So hat die Pariser Stadtregierung erst kürzlich verkündet, bis 2020 zumindest 100 Hektar neuer Grünflächen schaffen zu wollen. Nun ist sie auch schon drauf und dran, dieses hehre Ziel tatsächlich zu erreichen!

Schlaraffenland am Dach

Zumindest ist bereits jetzt klar, dass man tatsächlich an der Vision festhält, Paris in eine grüne und emissionsarme Zukunft führen zu wollen. So werden nicht nur spannende Ideen wie das futuristisch anmutende „Konzept Paris 2050“ von Star-Architekt Vincent Callebauts ernsthaft verfolgt, sondern auch aktuell realisierbare Projekte – wie jenes der Firma Agripolis: Sie plant ein Schlaraffenland am Dach!

Hängende Gärten von Paris
Auf 15.000 Quadratmetern entsteht in Paris gerade die größte Dachfarm der Welt. Hier soll Gemüse und Obst für die nahen Supermärkte und Hotels produziert werden.

Deren Gründer Pascal Hardy hat sich nämlich in den Kopf gesetzt, möglichst alle ungenutzten Dachflächen der Stadt in viele kleine Garten Eden zu verwandeln. In seiner Vision werden schon in naher Zukunft die Kühlschränke der Pariser mit Dachfrüchten gefüllt werden.

1000 Kilo Dachfrüchte täglich

Konkret sogar schon ab Frühling des kommenden Jahres. Da soll sein Meisterwerk – die größte Dachfarm der Welt – auf dem 15.000 Quadratmeter großen Flachdach des Pariser Messegebäudes Paris Expo Porte de Versailles fertiggestellt sein. Und eben mächtig Ertrag bringen: 20 festangestellte Gärtnerinnen und Gärtner werden auf diesem außergewöhnlichen Acker täglich 1000 Kilogramm Obst und Gemüse ernten. „Damit wollen wir die umliegenden Supermärkte, Hotels und Kantinen beliefern“, erzählt Hardy, der seine erste Farm erst als Anfang einer gänzlich neuen Ära sieht: „Unser Ziel ist es, mit diesem Projekt einen Prototypen zu schaffen, der weltweit Nachahmung findet!“

Gemüse auf dem Dach
Die produzierten Früchte und Gemüsesorten sollen unter anderem gleich an die 300 Gäste des geplanten Panoramarestaurants „verfüttert“ werden …

Dafür stehen die Chancen in Zeiten von Klimakrise und Greta Thunberg-Effekten freilich gut. Zumal das „Dach-Acker“-Konzept nicht nur aus offensichtlichen Gründen wie Flächennutzung, Neubegrünung und Nahversorgung Sinn ergibt, sondern obendrein bis ins letzte Detail durchdacht ist!

Keine Erde, großer Ertrag

So wird mit der aeroponischen Anbaumethode die modernste Form des Ackerbaus genutzt, bei der die Pflanzen nicht etwa in Erde oder Substrat wurzeln, sondern in geschlossenen Behältnissen, in denen sich eine Lösung aus Nährstoffen und Wasser befindet. Dabei werden weit weniger Wasser und Düngemittel benötigt, als bei allen anderen Optionen. Außerdem kommen laut Agripolis-Chef auch keinerlei Pestizide oder Chemikalien zum Einsatz, um eine wahre „Oase der Biodiversität“ im Herzen der französischen Hauptstadt gedeihen zu lassen.

Und weil das Projekt schon heute, ein halbes Jahr vor seiner Fertigstellung, erstmals Früchte trägt, frohlockt Hardy: „Wir werden schon bald Qualitätsprodukte, die im Rhythmus mit der Natur im Herzen von Paris gewachsen sind, genießen können.“ Und das am besten gleich vor Ort – schließlich ist auch ein Panoramarestaurant samt Bar und 300 Sitzplätzen geplant.

Gute Bio-Rechnung

Glaubt man jedenfalls den Kalkulationen des „Grünen Männchens“, so wird die Rechnung nicht nur für Mutter Natur aufgehen – sondern auch für sein Unternehmen selbst. Hardy ist nämlich davon überzeugt, schon im ersten Geschäftsjahr schwarze Zahlen zu schreiben. Oder besser gesagt – grüne.

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Agripolis

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