Der japanische Architekt Sou Fujimoto hat ein kreisrundes Objekt entworfen, das sich zwar als Hotel entpuppt, aber dann doch irgendwie keines ist. Verwirrend, jedenfalls. Und das macht freilich neugierig …

Wir leben in einer Welt, in der alles benannt sein will. Menschen nach ihrem Status – Stichwort Titel. Gegenstände nach ihrem Nutzen. Und Bauten nach ihrem jeweiligen Einsatzbereich. So ist ein Bürogebäude klar definiert. Ein Einfamilienhaus auch. Und natürlich will ein Gebäude, auf dem Hotel draufsteht, Gäste empfangen.

Not A Hotel oder doch ein Hotel?

Geht es aber nach einem japanischen Hotel-Betreiber, so kann man eben diese Art der Definition bewusst in Frage stellen, um damit wiederum auf sich aufmerksam zu machen. Also heißen die schicken Gästehäuser seiner Unternehmen – Not A Hotel. Sind aber in Wahrheit echte Luxushütten für gut betuchte Gäste.

Das Haus ist nach innen und außen offen, mit Blick auf das Meer, und man kann eine entspannte Zeit verbringen, während man den ganzen Tag das Gefühl hat, in der Natur zu sein.

Sou Fujimoto, Architekt

Nun wurde der japanische Architekt Sou Fujimoto damit beauftragt, ein weiteres Not A Hotel auf der japanischen Insel Ishigaki zu konzipieren. Und der hat offenbar richtig viel Spaß daran gefunden, diese Sprachspielerei aufzugreifen – und die Gedanken der zukünftigen Gäste zusätzlich zum Rotieren zu bringen: Das ganze Nicht-Hotel dreht sich im Kreis!

Einmal im Kreis drehen, bitte

Auf den ersten Blick sieht man von dem Objekt nicht viel: Eine kreisrunde Form mit einem schalenförmigen Wellendach, die auf einer Anhöhe über dem Meer thront und von Wald umringt ist. Die Visualisierungen der Hotelvilla zeigen zudem große runde Öffnungen, die das begehbare, von einer Wiese gesäumte Dach des Gebäudes unterstreichen und einen Baum und einen Teich am tiefsten Punkt des Daches umgeben.

Grenzen verschwimmen

Das sei das Ergebnis von Fujimotos Bestrebungen, ganz bewusst darauf zu verzichten, eine Vorder- und Rückseite zu entwerfen. Um jegliche optische Logik, wie ein Hotel auszusehen hat, gar nicht erst aufkeimen zu lassen. Gleichzeitig aber gelingt ihm damit ein für die Bewohner in spe spektakulärer Clou: Der Blick in die Umgebung ist im Not A Hotel von überall und jederzeit außergewöhnlich.

Not A Hotel

Not A Hotel

Der japanische Meisterplaner dazu: „Das Haus ist nach innen und außen offen, mit Blick auf das Meer, und man kann eine entspannte Zeit verbringen, während man den ganzen Tag das Gefühl hat, in der Natur zu sein.“ Die Architektur ziehe auf diese Weise nur noch eine vage Grenze zwischen innen und außen und ist mit der Erde verbunden.

Luken zum Gucken

Diese Überlegungen werden von den kreisrunden Öffnungen im Dach unterstützt. Sie bieten vom Innenraum aus Ausblick auf die Umgebung – und verdecken gleichzeitig die Sicht auf die umliegenden Gebäude.

Not A Hotel

Das Innere des Hauses befindet sich unter dem schrägen Wiesendach und folgt freilich der geschwungenen Form des Raumes und dem runden Grundriss des Not A Hotels. Ebenso wie der großzügige und gemeinschaftlich genutzte Wohn- und Essbereich. Hier wird der Vorteil der kreisrunden Form besonders offensichtlich. Der Blick auf das darunterliegende Meer öffnet sich dank gigantischer Glasfronten auf fast 180 Grad.

Not A Hotel aber Urlaub in Endlosschleife

Im dahinter liegenden Halbrund verstecken sich hingegen die vier Schlafzimmer in denen bis zu zehn Not A Hotel-Gäste Schlaf finden werden. Und von dort aus auch Zugang zu einem runden Pool – natürlich von der Bauart Infinity. Damit am Ende jeder Not A Hotel-Gast das Gefühl hat, endlich in einem Urlaub in Endlosschleife angekommen zu sein. Und das, ohne in einem Hotel zu wohnen …

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Sou Fujimoto

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