Knowledge Bridge
#stadtplanung

Die Brücke der vielen Wege

Um eine Uni, Kultur und Erholung miteinander unter einen Hut zu bringen, präsentieren Kalbod Studio Design eine Brücke, die alle Stückerl spielt.

Es liegt wohl in der Symbolkraft von Brücken, die bei Architekten oft besonders kreative Kräfte freisetzt. Gerade in jüngerer Vergangenheit wird das wieder einmal offensichtlich. Da wäre etwa das Projekt im litauischen Vilnius. Unter dem Namen „Green Connect“ definieren Zaha Hadid Architects eine Bahnhofshalle neu. Und machen aus ihr einen umweltfreundlichen Knotenpunkt für Menschen.

Spektakuläre Brücken-Stadt

Noch spektakulärer der opulente und von den Medien in Deutschland gefeierte Entwurf von RKW Architektur. Weil die Theodor-Heuss-Brücke in Düsseldorf saniert gehört, haben sich die Architekten einen Neubau überlegt. Dieser kommt in Wahrheit schon einer eigenen und besonders nachhaltigen Kleinstadt nahe.

Knowledge Bridge

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Und nun präsentieren die kreativen Köpfe von Kalbod Studio Design ein Brückenkonzept für die iranische Stadt Isfahan, das mit den eben genannten locker mithalten kann. Unter dem Titel Knowledge Bridge soll auch ihr Bauwerk ganz offensichtlich weit mehr können, als bloß zwei voneinander getrennte Punkte miteinander zu verbinden.

Knowledge Bridge für Wissenstransfer

Vor allem aber stellen die Architekten in diesem Fall den Wissenstransfer in den Vordergrund. Das liegt vor allem an der international renommierten Technischen Universität von Isfahan. Die Brücke soll also nicht nur physisch sondern auch sinngemäß den Zugang zu universitärem Wissen möglich machen.

Dabei schwingen außerdem noch wirtschaftliche Elemente mit. Schließlich sei aufgrund der Uni eben auch viel einschlägige Industrie in der Region verankert, die von einer Brücke wie dieser profitieren soll.

Knowledge Bridge

„Es geht uns darum, die gegenseitigen Bedürfnisse zwischen dem Bereich des Technologiehandels und der Innovation mit Bildungseinrichtungen und Industrie zu erfüllen“, heißt es offiziell. Das Ziel dieser Region sei es schließlich, die Kommunikation und Interaktion zwischen den drei Bereichen Wissen, Kapital und Industrie zu fördern.

Meetings auf der Knowledge Bridge

Eben deshalb verstehen die Architekten ihre Knowledge Bridge vor allem als einen Ort der Begegnung. Eigens abgegrenzte und geschützte Bereiche sollen auf der Brücke zum Verweilen einladen. Die Vision geht gar so weit, dass die dafür vorgesehenen Giebel gar als Hörsäle oder Meeting-Locations genutzt werden sollen.

Knowledge Bridge

Knowledge Bridge

Diese erhabenen Hohlräume orientieren sich wiederum an historischen Bauten der Region, wie die Planer betonen: „In der Architektur der Brücken wurden Symbole und Bögen integriert, die es hier immer schon gegeben hat“, sagen sie. Nur eben nicht in einer Brücke verbaut, sondern eher in Palästen und Herrenhäusern.

Kultur und Natur werden integriert

Damit will man jedenfalls die Kultur der Region schon auf den ersten Blick fassbar machen. Gleichzeitig aber verlinkt man mit diesen überraschenden Elementen auch zur Natur. Und das gleich doppelt. Die umliegenden Bergketten werden so strukturell integriert.

Aber auch dem vorbeifließenden Zayandeh Rood-Fluss wird so eine besondere Rolle zuteil: In ihm spiegeln sich die Kuppeln. So ergibt sich ein symmetrisches Muster, das den im Iran allgegenwärtigen Ornamenten gleicht.

Knowledge Bridge

Womit auch schon die letzte Funktion dieses Brückenkonzepts dargelegt ist – die Kunstfacette. Ausstellungen und Bühnenstücke sollen innerhalb der geschaffenen Freiflächen oder den besagten Kuppeln stattfinden können.

Alles unter einem „Dach“

„Uns ging es darum, ein Maximum an dynamischen und flexiblen Räumen zu entwerfen. So dass der Nutzer neben der Nutzung von Ausstellungsräumen zu verschiedenen Zeiten auch verschiedene Räume wie zentrale Höfe, Cafés und Restaurants genießen kann“, führen die Architekten weiter aus.

Knowledge Bridge

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Einziges Manko an dem Projekt: Es ist genau so wie die Brücke von Düsseldorf vor allem eine kreative Kopfgeburt cleverer Architekten. Einen offiziellen Auftrag oder gar eine Finanzierung gibt es noch nicht.

Aber, so meinen die Projekt-Verantwortlichen, diese Brücke sei so imposant, dass sie über kurz oder lang schlichtweg gebaut werden müsse. Unsere Empfehlung dazu: mit der Vorfreude noch ein bisschen warten.

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Kalbod Studio Design

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