Kürzlich öffnete die Lungau Arena ihre Tore und wurde sogleich mit dem Holzbotschafter für vorbildliches und nachhaltiges Bauen mit Holz ausgezeichnet. Ein Sportstättenbau, der über ökonomische und funktionale Anforderungen hinausgeht.

Während der nachwachsende Baustoff Holz im österreichischen Bildungsbau, insbesondere bei Kindergärten und Schulen, mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist, kommt er beim Bau von Sportstätten noch nicht sehr oft zum Einsatz. Für die Salzburger Gemeinde St. Michael im Lungau war es dagegen der explizite Wunsch im Wettbewerb zur neuen Sportarena, das Material Holz „konstruktiv und wirtschaftlich angemessen“ einzusetzen. „Daher haben wir uns für eine Kombination mit Beton im Sockelgeschoss und einen Holzbau im Obergeschoss entschieden“, sagt Architekt Tom Lechner von LP architektur über die Umsetzung der Lungau Arena in Holz-Hybrid-Bauweise.

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In der Mehrzweckhalle, wo der Stocksport untergebracht ist, sollen auch Konzerte und Festakte stattfinden.

Das Architekturbüro aus Altenmarkt im Pongau zeichnete für den Entwurf und die Planung verantwortlich, die Ausführung des Holzbaus übernahm Ehrenreich Bau aus Tamsweg.

Holzbau mit spannenden Geometrien

Entstanden sind zwei getrennte Baukörper, die zusammen mit den Außenanlagen das neue Familien-, Sport- und Freizeitzentrum bilden. Auf der einen Seite die von einem Holzdach überspannte Zuschauertribüne samt Umkleidebereichen und den angrenzenden Fußball-, Tennis-, und Beachvolleyballplätzen. Auf der anderen Seite eine Mehrzweckhalle, die neben dem Stocksport auch anderen Anlässen, wie Konzerten und diversen Festakten, dient. 

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Die vertikale Holzlattung über den verglasten Bereichen dient als konstruktiver Sonnenschutz und bildet einen spannenden Kontrast zur horizontalen Fassadenlattung.

Die Halle mit einer Nutzfläche von über 700 Quadratmetern wird von massiven Leimbindern überspannt. Die Glasflächen an den Seiten bringen viel natürliches Tageslicht ins Innere. Eine vorgelagerte Holzlattung dient dem konstruktiven Sonnenschutz und wirft unterschiedliche Schraffuren aus Licht und Schatten auf den Hallenboden. Zusammen mit dem Fachwerk an den Wänden ergeben sich unterschiedliche Geometrien, die dem homogenen Gesamtbild aus Holz strukturelle Spannung verleihen.

Holz erzeugt eine Atmosphäre, die viele von uns emotional berührt und in hohem Maße identitätsstiftend wirkt.

Tom Lechner, LP architektur

An der Fassade wird die vertikale Sonnenblende durch eine horizontale Fassadenlattung kontrastiert. Zusammen mit dem asymmetrischen Giebel ergibt sich sowohl innen als auch außen ein elegantes Erscheinungsbild. Somit lässt sich die Halle nicht nur für sportliche, sondern auch für repräsentative Zwecke nutzen.

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Die Form der Leimbinder, die den Tribünenbereich überspannen, folgt dem Verlauf der Kräfte.

Identität in Form und Inhalt

Der Tribünenbau fällt besonders durch das weit auskragende Dach und die charakteristische Form der tragenden Leimbinder auf, die den Zuschauerbereich überspannen. „Die geschwungene Form der Dachbinder folgt dem statischen Verlauf der Kräfte. Damit wollten wir so etwas wie eine Wiedererkennung und eine Identität für das Projekt schaffen“, erklärt Lechner.

Die geschwungene Form der Dachbinder folgt dem statischen Verlauf der Kräfte. Damit wollten wir so etwas wie eine Wiedererkennung und eine Identität für das Projekt schaffen.

Tom Lechner, LP architektur

Neben den vielen Vorteile, die das Bauen mit Holz mit sich bringt, wie die verkürzte Bauzeit und die verbesserte CO2-Bilanz, unterstreicht der Architekt auch die immaterielle Ebene des nachwachsenden Baustoffs. „Holz erzeugt eine Atmosphäre, die viele von uns emotional berührt und in hohem Maße identitätsstiftend wirkt.“

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Funktionell und elegant präsentiert sich der Tribünenbau auch im Inneren.

Ein Faktor, der auch bei anderen Projekten des Architekturbüros zum Tragen kommt. So etwa bei der geplanten Erweiterung des Salzburger Hotels Zum Hirschen um zwei Apartmenthäuser in Holz-Hybrid-Bauweise. Oder beim Bau der Volksschule in Hallwang, die Kindern eine positive Lernumgebung und sinnstiftende Architektur bietet. Und das Wohnhaus Herzgsell in einem Hochtal zwischen Radstadt und Schladming schaffte es in das Ranking der Häuser des Jahres 2021.

Prämiert mit dem Holzbotschafter

Rund um die Lungau Arena hat man Geh- und Radwege angelegt, die um das Naherholungsgebiet an der Murinsel führen und dafür sorgen sollen, dass das Sportzentrum bequem zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar ist. Bewegungs- und Spielstationen entlang dieser Wege ergänzen das neue Freizeitangebot. 

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Das neue Sportzentrum wurde für das vorbildliche und nachhaltige Bauen mit Holz ausgezeichnet.

Der Sportarena wurde von proHolz Salzburg der Holzbotschafter verliehen. Ein Preis, mit dem die Salzburger Forst- und Holzwirtschaft regelmäßig öffentliche Objekte auszeichnet, die für vorbildliches und nachhaltiges Bauen mit Holz stehen. „Holz im Sportstättenbau ist nicht alltäglich, dafür beim Bau in St. Michael umso eindrucksvoller eingesetzt“, betonte Landesinnungsmeister Fritz Egger bei der Preisverleihung.

Text: Gertraud Gerst
Fotos: Markus Rohrbacher

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