Nachhaltige Bel Air-Villa im Sci-Fi-Stil
RO54 ist ein hochmodernes Einfamilienhaus mit einem stromlinienförmigen, futuristischen Profil. Das Haus steht auf einer Anhöhe im Stadtteil Bel Air in Los Angeles und (über)erfüllt die strengen Vorgaben Kaliforniens für umweltfreundliches Bauen.
Anders als beim Sci-Fi-Drama „Spaceman”, dessen Erscheinung Netflix offenbar noch bis zum Jahr 2024 zurückhält, steht das RO54 bereits und ist bezogen worden. Und während man sich beim Streaming-Konzern offenbar noch uneins ist, ob Schauspieler und Komiker Adam Sandler als Hauptfigur Jakub Procházka nicht doch die perfekte Besetzung war, räumt das von Arshia Architects entworfene hochmoderne Einfamilienhaus RO54 im Nobel-Stadtteil Bel Air in Los Angeles bereits einen Award nach dem anderen ab.
RO54: Stromlinienförmige, spacige Luxus-Residenz
Mysteriöse Kreaturen aus dem Weltall dürften sich im stromlinienförmigen Luxus-Wohnhaus dem Vernehmen nach nicht aufhalten. Sie könnten sich dort allerdings wohlfühlen. Denn das aerodynamische Design verleiht dem – vom Planerischen her grundsoliden – Bau mehr als nur einen Hauch von Science-Fiction.
Zur Lage muss man nicht viele Worte verlieren. Bel Air ist touristisch gesehen uninteressant – zumal die Bewegungsfreiheit durch die vielen Wachdienste der Privathäuser stark eingeschränkt ist. Aber dank der vielen Berühmtheiten, die dort ihre Villen haben, wird die Gegend auch als Teil des sogenannten „Platin-Dreiecks” (zusammen mit Beverly Hills und Holmby Hills) bezeichnet.
Zu jenen, die dort gewohnt haben oder immer noch in Bel Air ihr Domizil haben, zählen so illustre Personen wie etwa die Schauspielerin Jennifer Aniston, die Sängerin Beyoncé, der Regisseur Alfred Hitchcock, der Rapper Jay-Z, der Musiker Tom Kaulitz, und Banker Steven Mnuchin.
Viele der Wohnhäuser der Stars und Berühmtheiten stechen mehr durch ihre Größe denn durch räumliche Qualitäten hervor. Aber die von Arshia Architects aus Los Angeles entworfene Residenz RO54 für Developer Mike Parsee braucht sich bestimmt nicht verstecken.
RO54 erfüllt strengste Energieeffizienzstandards
Vielmehr wurde beim Projekt RO54 viel Fläche geschickt verteilt, sodass sich das Haus proportional gut und unauffällig in die Umgebung einfügt – und den heute geltenden strengen Bauvorschriften vollumfänglich entspricht. Auf einer Grundstücksfläche von 960 Quadratmetern wurde eine Wohnfläche von 629 Quadratmetern herausgeholt.
Im Rahmen des Klimaschutzplans des Bundesstaates Kalifornien gelten für neu errichtete Gebäude sehr strenge Energieeffizienzstandards. Das Projekt RO54 erfüllt diese strengen kalifornischen Maßstäbe für umweltfreundliches Bauen und Energiesparen oder übertrifft sie sogar.
Durchdachtes Split-Level-Design
Dies wird erzielt beispielsweise mit den Sanitärsystemen mit geringem Durchfluss, der trockenheitstoleranten Bepflanzung, der Regenwasserfilterung, der Integration von Photovoltaikanlagen, der hocheffizienten Gebäudehülle und Verglasung sowie der HERS-Bewertung der mechanischen Systeme (der HERS-Index steht für „Home Energy Rating System”) und vielem mehr.
RO54 verfügt über ein Split-Level-Design, das bedeutet, die Wohnebenen sind gegeneinander um eine halbe Geschoßhöhe versetzt. Damit folgt der Baukörper dem allmählichen Anstieg entlang der Topographie des Hügels. Auf der anderen Seite gelingt es genau damit, möglichst viel Wohnfläche zu schaffen.
Gut versteckte Haustechnologie
Die Ästhetik des Projekts orientierte sich an einem stromlinienförmigen Automobildesign, die Haustechnologie ist darin gut versteckt. Ein Innenhof, der für natürlichen Lichteinfall der unteren Schlafzimmer sorgt, dient gleichzeitig als Filtersystem für das Regenwasser des gesamten Geländes.
Den Unterbau des Gebäudes bilden Sichtbeton-Stützmauern. Der Überbau besteht aus Stahl mit einer leichten Stahlrahmenausfachung und einem Holzbalkengerüst. Die Außenhülle besteht aus HDU-Platten (High-Density Urethane), die computergesteuert gefräst wurden.
HDU: Ideal für Außenanwendungen
Hochdichtes Polyurethan gilt als Holzsubstrat. Das Material ist robust, witterungsbeständig und leicht. HDU-Platten sind besonders vorteilhaft in Klimazonen mit hohen Temperaturen. Die geschlossene Zellstruktur macht es völlig wasserdicht. Und so halten die Platten nicht nur allen Wetterbedingungen stand, sondern es kann auch fast jede Art von Farbe aufgetragen werden. Die Platten des RO54 sind mit Mineralputz beschichtet.
Mit der Realisierung des Entwurfs hat Arshia einen zentralen „Hohlraum” mit Brückentreppen geschaffen, um Sonnenlicht und eine visuelle Verbindung zu den untersten Ebenen des Gebäudes zu ermöglichen. Bei der Gestaltung der Innenräume des Hauses ist das Team unter der Hauptverantwortung von Arshia Mahmoodi einem utilitaristischen Ansatz – im Gegensatz zum allgemeinen, atmosphärischen Ansatz des Entwurfs – gefolgt, auch wiederum insbesondere bei den Materialien.
Schlanke Designpalette
Die Designpalette ist auf ein Minimum reduziert und umfasst ausschließlich natürliche Materialien wie Glimmerputz, Hartholzböden und Naturstein. Für das Projekt RO54 haben die Experten von Arshia umweltfreundliche und bewährte Materialien ausgewählt und so eine Balance zwischen Langlebigkeit, Wartungsfreundlichkeit und verantwortungsbewusstem Design hergestellt.
Die Wandoberflächen innen bestehen aus gestrichenen Trockenbauwänden, Walnussholzfurnier, pigmentiertem Sichtbeton und Marmorplatten. Die Beleuchtung wird ausschließlich über LED hergestellt – diffuse LED-Lichtfelder, lineare LED-Leuchten sowie Pinhole-LED-Leuchten.
Fast 20 internationale Architektur-Awards
Beim Bodenbelag findet sich das Walnussholz in Form des Parketts wieder. Für die Terrassendielen wurde Cumaru-Holz gewählt, das ist das besonders harte Holz der Tonkabohnen-Bäume, daneben silberner Granit, und Steinfliesen aus Arizona.
Bislang hat das Projekt 18 internationale Designpreise gewonnen, darunter den A Design Award 2023, Architect of the Year Award 2022, den Credaward 2023, die LIT Auszeichnung für Lichtdesign 2022, den UDAD Urban Design & Architektur Designpreis 2022.
Im elitären Kreis der Teilnehmer der MOCA-Retrospektive
Das 2006 gegründete Architektur- und Designbüro Arshia Architects mit Sitz in Los Angeles engagiert sich für neue Wege des Denkens im Raum. Man sucht einzigartige Lösungen für die komplexen Herausforderungen und Parameter der Architektur, heißt es.
Der interdisziplinäre Ansatz soll es ermöglichen, in den Dialog mit der Umwelt einzutreten. Das Studio wurde vom Museum of Contemporary Art (MOCA) als einer der Teilnehmer der ersten Retrospektive über zeitgenössische Architektur in Südkalifornien ausgewählt.
Text: Linda Benkö
Fotos: Paul Vu, Renee Parkhurst, Yuheng Huan (alle: v2com)
