Naturhaus
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Urlaub hinter schwedischem Glas

Was der schwedische Architekt Bengt Warne in den 70er-Jahren erdachte, wird nun vom Wintergartenspezialisten Alco realisiert: Ein Haus im Glashaus. Allein, das neue so genannte Naturhaus wurde smart weiterentwickelt.

Dass der Norden Europas als Region der Vordenker und Pioniere gilt, liegt unter anderem an Menschen wie Bengt Warne. Ein schwedischer Architekt, der sich vor allem den baulichen Problemen im lichtarmen und kühlen Norden widmete.

Traum vom autarken Haus

Schon damals – in den 1970er-Jahren – träumte er davon, ein autarkes Haus zu bauen. In einer Zeit, als in der mitteleuropäischen Architektur noch ganz andere Themen Vorrang hatte. Plattenbauten und Brutalismus standen da eher im Vordergrund als Nachhaltigkeit.

Naturhaus

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Bengt Warne aber dachte anders. Und entwarf im Jahr 1974 in Schweden den Prototyp eines Naturhauses, das mit einem Gewächshaus ausgestattet war, um den kalten Wintern zu trotzen. Anstatt ein bestehendes Gebäude umzubauen und darin umzuziehen, baute er ein kleines Sommerhaus und überzog es mit Glas.

Naturhaus als grüne Lösung?

Das Ergebnis war verblüffend: Die wenige Sonne wurde in dem Glashaus so gut gebündelt, dass er im umliegenden Garten Gemüse reifen lassen konnte und gleichzeitig die Heizkosten minimierte. Außerdem nutzte er die vergrößerte Dachfläche, um Regenwasser zu sammeln und damit seinen saftig-grünen Garten zu bewässern. Tatsächlich sprach er damals davon, mediterrane Klimazonen in dem nordischen Heim geschaffen zu haben.

Naturhaus

Ein Konzept, das in Zeiten von hohen Energiepreisen und einem intensiven Trend zu regionalen – im Idefallfall selbst erzeugten – Lebensmitteln plötzlich wieder Aufwind bekommt. Zumal das Konzept des Naturhauses von dem in Österreich ansässigen Unternehmen Alco gerade wieder entdeckt wird. „Nachdem wir auf Wintergärten spezialisiert sind, können wir ein Konzept wie dieses mit besonders viel Know-how weiterentwickeln und umsetzen“, begründet Alco-Geschäftsführerin Monika Thurnher. Schließlich ist ein großes Glashaus aus baulicher Sicht nichts anderes als ein überdimensionaler Wintergarten.

Alte Idee, neue Impulse

Konkret hat man die ursprüngliche Idee aufgegriffen und mit den heute zugänglichen Technologien weiterentwickelt. „Das besondere Augenmerk lag natürlich darauf, die Idee der Nachhaltigkeit zu maximieren“, sagt Thurner.

Modulare Vollholz-Bauweise

Das fängt schon beim Kernhaus an. Dieses ist nicht wie im Original aus Beton und Ziegel gebaut, sondern wird in ökologischer Vollholz-Bauweise ausgeführt. Ziegel kommen nur an gewissen Stellen zum Einsatz und erfüllen dann die Aufgabe, Wärme zu speichern.

Wie im Holzbau heute üblich, wird das Objekt in Modulbauweise gedacht, wodurch sich viele unterschiedliche Grundriss-Optionen ergeben. Thurnher: „Egal ob man einen Singlehaushalt etablieren möchte oder Platz für eine Großfamilie schaffen will, auf diese Weise wird alles leicht realisierbar.“

Naturhaus

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Die spektakuläre Fassade – also das übergestülpte Glashaus – wird in Holz-Alu Pfostenriegelbauweise ausgeführt. Innen Holz für das perfekte Raumklima, außen Alu für die Wartungsfreiheit, heißt es bei Alco. Ein Batteriespeicher sorgt für Strom jederzeit.

Solarstrom für das ganze Haus

Doch hier steckt die Finesse im Detail: In den großen Glasfronten sind Photovoltaik-Zellen integriert, die den Strombedarf des Hauses nicht nur decken sollen, sondern im Ideallfall sogar Stromüberschuss erzeugen. Dieser wird wiederum in einem eigens abgestimmten Batteriespeicher jederzeit verfügbar gemacht.

„Ein weiterer Effekt der Solarzellen ist ein teilweiser Beschattungseffekt, der Überhitzung verhindert“, ergänzt Thurner. Dem wirkt außerdem ein High-Tech-Belüftungssystem entgegen, das über Dachschiebelüftungsfenster und eine automatische Temperatur-Steuerung samt Regensensoren gesteuert wird.

Romantik und Technik im Doppel

Umgekehrt sorgt eine Wärmepumpe mit Lüftungsfunktion sowie ein Kaminofen für die notwendige Beheizung, wenn die Sonneneinstrahlung in der kalten Jahreszeit nicht ausreicht.

Naturhaus mit Freiheits-Vision

Um im Sommer wiederum möglichst viel Freiheitsgefühl zu ermöglichen, hat man bei Alco die großen Glasfronten als gigantische Schiebelemente realisiert. Damit kann der Garten rund ums Haus in der heißen Jahreszeit wie ein klassischer Garten bewirtschaftet werden. Allein, sobald die Glasfronten geschlossen werden, entsteht ein großflächiger Glashauseffekt. So kann der. Garten ganzjährige für den Anbau von Obst und Gemüse genutzt werden.

Naturhaus

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Die Alco-Chefin schwärmt vor: „Mediterranes Klima sorgt für Italienfeeling und Urlaub zu Hause unter duftenden Orangen- und Zitronenbäumen. Schnee, Wind und Regen bleiben draußen. Der Garten drinnen kann selbstverständlich mit Schwimmteich, Biotop oder Swimmingpool ausgestattet werden und ist das ganze Jahr nutzbar!“

Traum der Erfinders wird Realität

Weil man auch die ursprünglichen Ideen von Bengt Warne weiterverfolgt hat, wird natürlich auch in der Naturhaus Version 2.0 das Regenwasser in einer Zisterne gesammelt, um es für die Bewässerung oder als Brauchwasser nutzen zu können. Und so kommt man dem Traum des Erfinders schon verdammt nahe: Ein autarkes Heim zu schaffen.

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Alco

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