New York bekommt sein „Little Island“ (Bild: Heatherwick)
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New York bekommt sein „Little Island“

Ein rund 10.000 Quadratmeter großer Park, der auf Stelzen im Hudson River thront: Bald wird Top-Designer Thomas Heatherwicks Projekt für New Yorks Pier 55 den Bewohnern des Big Apple eine grüne Erholungszone eröffnen – nach langem Hin und Her und unterm neuen Namen „Little Island“.

Briten verstehen viel von schönen Parkanlagen. Dies beweist auch das Konzept für den New Yorker Pier 55, das der britische Star-Designer Thomas Heatherwick entwickelt hat. Jetzt laufen die Arbeiten für die „schwimmende“ Erholungslandschaft im Hudson River nah am Chelsea-Ufer auf Hochtouren. Im Frühjahr 2021 soll „Little Island“ eröffnet werden. Endlich. Denn der Weg zur Verwirklichung des 2014 erstmals vorgestellten, faszinierenden Projekts war steinig.

Gut Ding braucht Weile

Finanziert von Milliardär Barry Diller und seiner Frau, Modedesignerin Diane von Fürstenberg, hätte Heatherwicks grüne Oase eigentlich viel früher errichtet werden sollen. Doch Gerichtsverfahren, Widersprüche und das Ringen um die nötigen Genehmigungen zwangen das Projekt immer wieder in eine kostspielige Warteschleife. Was ursprünglich mit rund 35 Millionen US-Dollar beziffert war, soll inzwischen gar stolze 250 Millionen verschlingen. 

„Little Island“ wird eine grüne Oase an Manhattans Ufer setzen. (Bild: Heatherwick)
„Little Island“ wird eine grüne Oase an Manhattans Ufer setzen.

Ein teurer Spaß also, der den Bewohnern des Big Apple allerdings viel Freude machen dürfte. Und zwar ohne auch sie selbst groß zur Kasse zu bitten. Schließlich ist „Little Island“ ganz darauf ausgerichtet, stressgeplagten Städtern ein öffentliches Stück erholsamer Natur zu schenken. Eines, das obendrein mit leistbarem Kultur- und Freizeitangebot aufwartet.

Erholungsinsel mit Kulturprogramm

So wird es hier etwa auch ein Amphitheater mit 700 Sitzen und buntem Ganzjahresprogramm geben, das sogar kostenlosen oder New-York-untypisch günstigen Genuss verspricht: Das Finanzier-Ehepaar Diller-Fürstenberg versicherte laut „Timeout“-Magazin, dass 51 Prozent der Tickets entweder gratis oder für Preise unter 30 Dollar zur Verfügung stehen werden. 

Im Amphitheater soll ganzjährig Kultur geboten werden. (Bild: Heatherwick)
Im Amphitheater soll ganzjährig Kultur geboten werden.

„Little Island“ ist als ideale Freizeitanlage geplant. (Bild: Heatherwick)
„Little Island“ ist als ideale Freizeitanlage geplant.

Was „Little Island“ so besonders macht, beginnt jedoch lang vor dem ersten Event. Denn das von Studio Heatherwick in Kooperation mit der französisch-stämmigen New Yorker Landschaftsarchitektin Signe Nielsen (Mathews Nielsen Landscape Architects) realisierte Projekt ist ebenso innovativ wie bedarfsorientiert. 

Wiesen, Hügel, üppiges Grün – auf Stelzen überm Fluss. (Bild: Heatherwick)
Wiesen, Hügel, üppiges Grün – auf Stelzen überm Fluss.

Wie von der Natur geschaffen: „Little Islands“ Landschaftsbild. (Bild: Heatherwick)
Wie von der Natur geschaffen: „Little Islands“ Landschaftsbild.

Die Inseloase wird über Gehwege von der 13. und 14. Straße Manhattans zugänglich sein. Am verwaisten Steg des einst von Kreuzfahrt- und Kriegsschiffen genutzten Pier 55, wo nun jahrelang nur verrottete Pfeiler aus dem Wasser ragten, entsteht jetzt das neue Paradies. Als Teil des beliebten Hudson River Parks, der das Ufer säumt. Mit grünen Hügeln, Spazierwegen, Wiesen und üppiger, vielfältiger Vegetation verschiedenster Baum- und Pflanzenarten. 

Bequem raus aus der Mega-City: „Little Island“ wird von Manhattan aus über Gehwege erreichbar sein. (Bild: Heatherwick)
Bequem raus aus der Mega-City: „Little Island“ wird von Manhattan aus über Gehwege erreichbar sein.

Aktuelle Videos von der Baustelle zeigen, wie das wächst, was Heatherwicks beeindruckende Renderings in Aussicht stellen. Kräne setzen tulpenförmige Betonstrukturen auf im Fluss platzierte, massive Träger. Durch die unterschiedlich hohen Säulen – zwischen rund fünf und 19 Metern über der Wasseroberfläche – entsteht eine abwechslungsreiche Insellandschaft.

Zufluchtsort für Stress-Geplagte

Für Besucher wird „Little Island“ wie ein natürliches Eiland im Hudson River wirken und famose Blicke auf die Skyline der Metropole bieten. Von der Stadt aus gesehen wird es ein grünes Highlight abseits gewohnter Hochhäuser aus Stahl, Beton und Glas sein. Ein blühendes Refugium, das zu Entspannung, Sport und anderen Freizeitaktivitäten lockt.

Auch nachts soll die künstliche Insel wahlweise Freizeitspaß, Ruhe oder Kulturgenuss ermöglichen. (Bild: Heatherwick)
Auch nachts soll die künstliche Insel wahlweise Freizeitspaß, Ruhe oder Kulturgenuss ermöglichen.

Die schöne Insel ist nicht das einzige Projekt, mit dem das Studio Heatherwick New York beglückt. Unweit des High Line Parks laufen die finalen Arbeiten an den beiden „Lantern House“-Türmen – dem ersten Wohnbau des vielfach preisgekrönten Architekturbüros auf US-amerikanischem Boden. Und sein „The Vessel“ genanntes Treppen-Bauwerk in den Hudson Yards wurde 2019 eingeweiht: Ein futuristisch anmutendes Konstrukt mit fast 2.500 Stufen und 80 Plattformen, von denen aus man die Stadt überblicken kann. 

Von „Little Island“ bis „1.000 Trees“

Seinen Hang zu visionären Grün-Projekten demonstriert Heatherwick indes aktuell nicht nur mit Manhattans „Little Island“, sondern auch andernorts: An Shanghais Suzhou Creek wächst der „1.000 Trees“-Komplex, der heuer teileröffnet werden soll. Der unfertige Mixed-Use-Gigant sorgt bereits jetzt für Aufsehen und Staunen, wurzeln in seiner Fassade doch in der Tat unzählige junge Bäume.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Heatherwick

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