So gesund ist Holz
Holz macht uns nicht nur kreativer und leistungsfähiger, es stärkt auch unser Immunsystem und senkt das Stresslevel. Dank des Forschungsprojektes HOMERA der TU München gibt es dafür auch zahlreiche wissenschaftliche Belege.
Möglichst biophile Umgebungen für den Menschen zu schaffen, ist das neue Mantra von Architekten, Bauträgern und Stadtplanern. Waren Bürogebäude einst eher funktionale Aufbewahrungsorte für Möbel und technische Geräte, so will man heute in erster Linie Arbeitsumgebungen schaffen, in denen sich der Mensch wohl fühlt. Und das tut er trotz allen technologischen Fortschritts immer noch dort, wo er eine Verbindung zur Natur herstellen kann. Vom Einsatz biobasierter Materialien wie Holz in Wohnräumen, Büros und öffentlichen Einrichtungen profitiert der Mensch vor allem auch gesundheitlich.
1. Holz stärkt das Immunsystem
Der Duft von Waldhölzern stärkt nachweislich das Immunsystem, wie ein Test der Nippon Medical School in Japan zeigte. Als man Testpersonen drei Nächte lang den ätherischen Ölen der Hinoki-Scheinzypresse aussetzte, konnte man eine erhöhte Aktivität der natürlichen Killerzellen feststellen. Diese können beispielsweise Tumorzellen zerstören und gelten als Indikator für ein gestärktes Immunsystem.
Dies ist nur eine der gesammelten Erkenntnisse, zu denen eine Metastudie der TU München unter der Leitung von Professor Stefan Winter kommt. Im Rahmen eines Forschungsprojektes über die gesundheitliche Interaktion von Holz-Mensch-Raum (HOMERA) analysierte man mehr als 42 Studien, die sich mit den Auswirkungen von Holz auf das Raumklima und den Menschen befassen. Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Studien sind hier zusammengefasst.
2. Holz senkt das Stresslevel
Wie sehr sich Raumumgebungen auf das Stressempfinden auswirken, wurde in den letzten Jahren vielfach untersucht. Gleich mehrere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Räume mit natürlichen Holzoberflächen Blutdruck, Herzfrequenz und Stressempfinden senken. Holz hat also eine nachweislich beruhigende Wirkung auf den Menschen und erhöht das individuelle Wohlbefinden.
Um herauszufinden, ob die neue Holzausstattung auch hält, was sie verspricht, machte man im neu renovierten Wartezimmer des Nationalen Onkologie-Instituts in Bratislava die Probe aufs Exempel. Besucherinnen und Besucher wurden dazu vor, während und nach ihrem Aufenthalt im biophilen Ambiente des Wartezimmers untersucht. Und zwar nicht nur auf ihre Vitalwerte hin, sondern auch im Hinblick auf ihren Cortisolspiegel, also den aussagekräftigen Pegel des Stresshormons. Dieser Wert sank im Lauf des Aufenthalts um 7,5 Prozent.
3. Holz hebt die Stimmung
Dass Holz in Innenräumen auch die Laune bessert, könnte vor allem für Montag-Morgenmuffel interessant sein. Wer seine Arbeit in einem Büro mit natürlichen Holzoberflächen verrichtet, profitiert nämlich von der positiven Wirkung auf die Sinneswahrnehmung, die der Werkstoff dank Geruch und Haptik auslöst.
Teilnehmer einer psychologischen Studie fühlten sich beim Anblick einer natürlichen Umgebung positiv bestärkt und konnten eine Aufhellung ihrer Stimmungslage feststellen. Laut der Biophilie-Hypothese von Edward O. Wilson liegt das daran, dass der Mensch nicht nur ein kognitives Verständnis der Natur hat, sondern auch eine angeborene emotionale Verbindung zu allen Lebensformen.
4. Holz steigert Leistungsfähigkeit und Kreativität
Zum gesteigerten Wohlbefinden, das Holz bei uns auslöst, kommt außerdem eine erhöhte Leistungsfähigkeit hinzu. Eine Studie beschäftigte sich mit der Auswirkung natürlicher Umgebungen auf die Impulskontrolle des Menschen. Diese bezeichnet die Fähigkeit, emotionale Impulse und spontane Reaktionen zu kontrollieren und damit die Konzentration bei einer Aufgabe zu halten. Probanden dieser Untersuchung zeigten beim Anblick von naturnahen Umgebungen schnellere Reaktionszeiten und höhere Aufmerksamkeit als etwa beim Blick auf Asphalt und Beton.
Dass Holz auch die Kreativität positiv beeinflusst, haben bereits unterschiedliche Forschergruppen festgestellt. Eine slowakische Studie aus dem Jahr 2019 kam zu dem Ergebnis, dass Räume mit natürlichen Holzoberflächen und Textilien die Kreativität eher anregen als solche mit künstlichen Holzimitaten und synthetischen Textilien.
Auch die Auffassungsgabe und das logische Denken profitierten davon. Diese Erkenntnisse sind vor allem für den Bau und die Gestaltung von Arbeits- und Lernräumen von Bedeutung. Immer mehr Schulen und Bürogebäude werden heute in Holzbauweise errichtet oder mit maßgefertigten Holzmöbeln ausgestattet.
5. Holz ist antimikrobiell
Dass das Material Holz immer öfter auch in Krankenhäusern zum Einsatz kommt, liegt an der gesundheitsfördernden und antimikrobiellen Wirkung des Naturbaustoffes. Eine Studie des Universitätsklinikums Freiburg untersuchte beispielsweise die Eignung von Holzoberflächen in Patientenräumen mit entsprechend hohen Hygieneansprüchen.
Sie kam zu dem Schluss, dass krankenhaustypische Keime auf unbehandeltem Kernholz der Kiefer (Pinus sylvestris) schneller absterben als auf Kunststoffoberflächen wie Polyethylen und Melamin. Ein starkes Argument also für mehr Holz in Gesundheitseinrichtungen, wo natürliche Materialien oft schwer zu finden sind.
6. Holz verbessert das Raumklima
Verarbeitetes Holz kann, so wie andere Materialien auch, flüchtige organische Verbindungen (VOC) emittieren. In einer Studie fand man allerdings heraus, dass Holzwerkstoffe wie MDF, OSB und Spanplatten mindestens 50 Prozent dieser – mitunter schädlichen – Verbindungen an ihre Oberfläche binden und somit die Konzentration von VOC in Innenräumen maßgeblich reduzieren.
Besonders wichtig für ein gesundes Raumklima ist auch die Luftfeuchtigkeit, die zwischen 40 und 70 Prozent liegen sollte. Nur dann werden Allergien, Atemwegsinfektionen sowie die Übertragung von Viren und Bakterien auf ein Minimum reduziert. Naturbelassene Holzoberflächen bilden einen Feuchtigkeitspuffer und können Schwankungen der relativen Luftfeuchtigkeit um bis zu 70 Prozent reduzieren, so das Ergebnis eines Forschungsprojekts.
Text: Gertraud Gerst
Fotos: Philipp Horak, SuperSusi