Weil ein portugiesischer Surfer stets das Meer zu Füßen haben möchte, entwickelte Yakusha Design dieses Surfer-Paradies: Eine über den Wellen hängende Wohnkabine aus Glas.

Es ist für Betroffene zwar bitter, aber es ist Realität: Auch Surfer müssen ab und an einmal runter vom Brett und ab ins Bett. Eine Tatsache, mit der sich ein portugiesischer Profi-Surfer offensichtlich nicht so ganz anfreunden will. Der Mann wünscht sich ein Surfer-Paradies, in dem er stets über den Wellen thront!

Surfer-Paradies über den Wellen

Zumindest kommt man in Anbetracht des aktuellen Entwurfs seines zukünftigen Feriendomizils an der portugiesischen Atlantikküste zu diesem Schluss. Die ukrainischen Architektin Victoria Yakusha kreierte für ihn eine gläserne Kabine, die förmlich über den Wellen schwebt. So, dass der Bewohner dieser außergewöhnlichen Bleibe stets mit dem Meer in Kontakt ist, ohne nass zu werden. Ganz nach dem Motto: Wenn man gerade nicht auf den Wellen reiten kann, so soll man sie zumindest sehen können.

Das klingt aus dem Mund der Architektin freilich weit weniger flapsig. Sie sagt wörtlich: „Dieses Projekt wurde als Ferienhaus für einen Surfer entwickelt. Für einen Menschen also, dem die Konfrontation mit einem mächtigen Element der Natur – der Luft – nicht fremd ist.“

Kurz gesagt: Wer hier einzieht, sollte nicht nur das Meer vergöttern, sondern zusätzlich auch auf luftige Höhen abfahren.

Bloß keine Höhenangst

Denn festen Boden hat man in dieser Wohnbox definitiv keinen unter seinen Füßen. Die sterile Glaskonstruktion steht gar ein Stück weit über die Klippe hinaus, was das Gefühl einer „unmöglichen Architektur“ hervorruft, wie Yakusha stolz betont. Gesichert ist das Gebäude bloß an einem vertikalen Pfeiler aus Recyclingbeton. Auf diesem hängt die Gläserne Kabine in der Luft. (Eine Tatsache, die dem Projekt übrigens den luftigen Titel „Air“ eingebracht hat.)

Surfer Paradies

Surfer Paradies

Surfer Paradies

Surfer Paradies

Daraus ergibt sich eine weitere Anspielung auf die Feel-Free-Welt des zukünftigen Bewohners. Schließlich darf man das senkrechte Fundament sehr gern als Finne verstehen, auf der ein Surfbrett (zum Wohnen) montiert ist.

Nicht bloß platte Klischees

Die Gesamtkonstruktion jedoch geht über platte Surferklischees hinaus. Victoria Yakusha erklärt:
„Als Archetyp dieser Kabine nahmen wir einen antiken Leuchtturm, der unbeirrbar am äußersten Rand der Erde steht und eine sichere Passage für Schiffe anzeigt.“ In diesem Fall soll das Objekt als sicherer Hafen dienen, wenn Mister Surferboy vom anstrengenden Tag am Beach heimkehrt.

Dass der Ort für nicht viel mehr als Nachtruhe und Schäferstündchen gedacht und gemacht ist, wird in Anbetracht seiner Größe (48 Quadratmeter) und seiner Aufteilung (ein Raum) deutlich.

Pfeiler übernimmt zentrale Rolle

Der zentrale Pfeiler nimmt zwar nur wenig Platz im Inneren ein, integriert jedoch alle für das Surferleben am Limit relevanten Kabel, Leitungen und Steuerungseinheiten. Somit wird ein nahezu ungebrochener Blick über den Atlantik möglich – die Architektin spricht von einer 270-Grad-Sicht.

Außen hui, innen beige

Doch nicht nur das Drumherum war Yakusha bei ihrer Arbeit wichtig. Als Designerin nahm sie sich auch gleich dem Interio-Design an. Das Ergebnis: Geometrische Formen wurden mit lebendigem aber schlichtem Design kombiniert. Gerade Linien prallen auf abgerundete Formen von Sofas und Lampen. Beige wurde zur vorherrschenden Farbe gewählt. Hintergrund: Das passt perfekt zum tiefen Blau des Meeres und zum helleren Blau des Himmels.

Surfer Paradies
Mit einem Knopfdruck lässt sich die Glasfassade sicht- und lichtundurchlässig dimmen.

Diese dezente Farbgebung soll zudem nicht von einer weiteren Grundidee, die diesem Bauwerk innewohnt, ablenken: „Durch das Verschmelzen von Himmel, Horizont und Ozean erzeugt diese minimalistische Felskabine ein Gefühl der Schwerelosigkeit“, heißt es. Das Gebäude soll also zusätzlich an die Emotion eines Surfers anknüpfen, wenn er im nahezu freien Fall eine Megawelle reitet.

Und was ist mit Voyeuren?

Stellt sich bloß noch die Frage, wie es denn mit der Privatsphäre in dem Surfer-Paradies bestellt ist, wenn einmal nicht nur das Surfbrett mit nach Hause kommt. Die Antwort findet sich in der vertikalen Betonwand – als Schalter. Mit diesem kann die Transparenz des Glases manipuliert werden.

Klick – schon sind Wind, Wetter, Wellen per Knopfdruck ausgesperrt. Und Voyeure ebenso.

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Yakusha Design

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