Der Traum vom Leben im Grünen geht auch abseits vom Einfamilienhaus. Reiulf Ramstad Arkitekter liefern mit The Lantern einen Leuchtturm des modernen Wohnbau-Designs und Oslos neue Hochgeschwindigkeitsbahn schafft eine konkurrenzlos schnelle Anbindung. 

Wer sich von nachhaltiger Stadtentwicklung inspirieren lassen möchte, der werfe einen Blick nach Norwegen, in das südliche Stadteinzugsgebiet von Oslo. Dank des Eisenbahnausbau-Projektes Follobanen gelangen die Bewohner des 20 Kilometer entfernten Städtchens Ski in nur 11 Minuten mitten ins Zentrum der norwegischen Hauptstadt. Die Strecke führt durch den zweigleisigen Blixtunnel, der über eine Länge von knapp 20 Kilometern den Ekebergrücken durchbricht. Diese Hochgeschwindigkeitsbahn sorgt dafür, dass die Neuzuzüger der jüngsten Entwicklungsquartiere erst gar nicht auf die Idee kommen, mit dem Auto in die Arbeit zu pendeln. Schneller und bequemer als mit dem Zug geht es nämlich nicht. Das erhöhte Verkehrsaufkommen, das sonst mit der Erschließung neuer Siedlungsgebiete einhergeht, hat man damit ausgehebelt. 

The Lantern, Oslo, Ski, Magasinparken, Reiulf Ramstad Arkitekter
Wohnen im Grünen abseits vom Einfamilienhaus: The Lantern liegt 20 Kilometer südlich von Oslo.

Neben der zirkulären Waldstadt Ellingsrudgrenda, die das Architekturbüro Snøhetta in Ski plant, wird auch ein ehemaliges Militärgelände städtisch erschlossen. Dieses neue Stadtentwicklungsgebiet nennt sich Magasinparken und ist von einer historischen Landschaft und Häusern umgeben, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind. In dieses Setting fügt sich das neue Wohnbauprojekt The Lantern ungezwungen und harmonisch ein.

Ein skulpturaler Solitär

Die kupferfarbene Fassade mit den perforierten Terrassenbrüstungen macht das Hochhaus zu einem organischen Baustein der gewachsenen Siedlungsstruktur, der sich inmitten der vielen Neubauten elegant zurücknimmt. „Durch den bewussten Einsatz einer hochwertigen und ortsbezogenen Architektur stärkt das Projekt die Identität, die dem Ort innewohnt“, erklärt das zuständige Architekturbüro Reiulf Ramstad Arkitekter.

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Mit seiner kupferfarbenen Fassade mit den perforierten Terrassenbrüstungen nimmt sich das Hochhaus inmitten der Neubauten elegant zurück.

Das Büro mit Hauptsitz in Oslo ist bekannt für seinen kontextuellen Ansatz und eine Reihe an innovativen Holzbauprojekten. Darunter die Erweiterung des Frammuseums und die Neugestaltung des Bahnhofsareals Fjordporten in Oslo, ebenso wie das neue Gemeindezentrum des französischen Skiorts Val-d’Isère, die Maison des Avalins.

Durch den bewussten Einsatz einer hochwertigen und ortsbezogenen Architektur stärkt das Projekt die Identität, die dem Ort innewohnt.

Reiulf Ramstad Arkitekter

The Lantern besticht durch seine skulpturale Formgebung, die über die tatsächliche Größe des Gebäudes gekonnt hinwegtäuscht. Der 11-geschossige Solitär liegt immerhin über der Hochhausgrenze und bietet 38 Wohnungen, die sehr geräumig geschnitten sind.

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Die umlaufenden Terrassenbrüstungen bestehen aus perforierten Kupferplatten.

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Der Baukörper verjüngt sich nach oben hin pyramidenartig zu einer Laternenform.

„Das Spiel der Turmgeometrie ermöglicht allen Wohnungen großzügige Deckenhöhen und windgeschützte Terrassen“, heißt es vonseiten der Architekten.

Leuchtturm des modernen Wohnbau-Designs

Die unterschiedlichen Öffnungen des Baukörpers – mal lang und hoch, dann wieder quadratisch oder in die Breite gezogen – unterstreichen das Organische und heben ihn vom Gros der heutigen Wohnbauten ab. Statt ein Haus aus der Retorte lieferten die Planerinnen und Planer ein höchst individuelles Wohngebäude, das aufgrund seiner Form und Gestaltung weder massig noch sperrig daherkommt. 

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Hochhaus im Grünen: Aufgrund seiner Form und Gestaltung kommt das Wohnhaus The Lantern weder massig noch sperrig daher.

The Lantern ist ein Leuchtturm des modernen Wohnbau-Designs. Spiegelt die gängige Wohnbautypologie heute in erster Linie Wirtschaftlichkeit und Effizienz wider, so zeigt Reiulf Ramstad Arkitekter mit diesem Projekt, dass der mehrgeschossige Wohnbau auch das Potenzial zur Ikone haben kann. Es ist gut vorstellbar, dass dieser Bau auch in vielen Jahren noch von Be- und Anwohnern gleichermaßen geschätzt wird.

Die Geländer bestehen aus perforierten Kupferplatten mit prägnantem Muster, was dem Projekt eine einzigartige Sprache verleiht.

Reiulf Ramstad Arkitekter

Der Baukörper verjüngt sich nach oben hin pyramidenartig. Zusammen mit den transparenten Brüstungsbändern ergibt sich eine laternenartige Form, die der Namensgebung durchaus entspricht. In der Projektbeschreibung heißt es dazu: „The Lantern ist von linearen Terrassen umgeben, deren Geländer aus perforierten Kupferplatten mit prägnantem Muster bestehen, was dem Projekt eine einzigartige Sprache verleiht.“

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Die perforierte Terrassenbrüstung erzeugt ein spannendes Muster aus Licht und Schatten.

Nachhaltiges Leben im Grünen

Die Stadt Ski und das Entwicklungsbiet Magasinparken sind von viel Grün umgeben. Dichte Wälder umschließen die großteils von Einfamilienhäusern geprägten Siedlungsstrukturen. Für die künftigen Bewohner von The Lantern geht somit der viel gehegte Traum vom Leben im Grünen in Erfüllung. 

Er bietet eine sinnvolle Alternative zum ökologisch und sozial fragwürdigen Modell des Einfamilienhauses, das bekanntlich den Bodenverbrauch, die Zersiedelung und den Individualverkehr forciert. Und dank Öffi-Ausbau ist die Stadt ist nur eine kurze Zugfahrt entfernt.

Text: Gertraud Gerst
Fotos: Mariela Apollonio

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