The PettCo nennt sich eine neue Quartiersentwicklung in Berlin-Friedrichshain. Hier werden Gründerzeitbauten saniert und durch einen nachhaltigen Neubau klimafit gemacht. Neuen öffentlichen Raum spendieren sechs Innenhöfe, Urban Farming inklusive.

Berlins Hinterhöfe sind oftmals bekannter als ihre vorderen Fronten, allen voran die Hackeschen Höfe oder der Kunsthof Berlin. Entstanden sind sie in den 1870er-Jahren, als Berlin zur Millionenstadt wuchs. Der starke Zuzug während der Industrialisierung und ein hohes Bevölkerungswachstum sorgten für zunehmende Wohnungsnot. Eine neue Bauordnung machte es möglich, dass in den Gärten der bürgerlichen Prunkhäuser die sogenannten Mietskasernen entstanden. Diese Wohnblocks, in denen Arbeiter mit ihren Familien auf engstem Raum lebten, waren oft durch mehrere Innenhöfe miteinander verbunden.

The PettCo, Trockland, Berlin Friedrichshain
Das Projekt The PettCo in Berlin Friedrichshain will mit sechs öffentlichen Höfen einen sozialen Mehrwert schaffen.

Heute sind diese Höfe nicht nur Zeugnis der Berliner Stadtgeschichte, sondern auch Schauplatz einer lebendigen Kiezkultur. Neben individuellen Läden und Cafés finden sich in manchen Höfen auch kleine Manufakturen, Galerien und Theater. An diese Tradition möchte das Projekt The PettCo in der Pettenkoferstraße in Berlins Samariterkiez anknüpfen. Das neue Stadtquartier liegt in Friedrichshain, einem Viertel, in dem man mit der Stadtplanung der letzten Jahrzehnte und der damit einhergehenden Gentrifizierung besonders unzufrieden ist.

Architektonische Öffnung zur Nachbarschaft

The PettCo möchte es besser machen. Den sozialen und ökonomischen Strukturwandel wird man nicht aufhalten, aber das Projekt leistet einen Beitrag dafür, die Stadt klimafit zu machen und die lokale Community zu stärken. Dabei setzt die Bauherrschaft auf eine klimaneutrale Holz-Hybrid-Bauweise, die Sanierung von historischem Bestand und die Schaffung von neuem öffentlichem Raum.

Eine lebendige Hofstruktur, in der die vielfältigen Nutzungen und Interessen der Bewohner und der Nachbarschaft im Samariterkiez zu einer bunten Community werden.

Trockland, Immobilienentwickler

„Höfe für alle“, proklamiert der Berliner Developer Trockland auf seiner zugehörigen Projekt-Webseite und erklärt eines der Ziele: „Eine lebendige Hofstruktur, in der die vielfältigen Nutzungen und Interessen der Bewohner und der Nachbarschaft im Samariterkiez zu einer bunten Community werden.“

Diese offenen Räume sind für ein stadtplanerisches Projekt essenziell, wie Architekt Thomas Hillig überzeugt ist: „An diesem Ort ist die architektonische Öffnung zur Nachbarschaft und die Einbindung unterschiedlicher Bedürfnisse wichtig für die Entwicklung eines lebendigen Quartiers.“ Die Pläne für das nachhaltige Areal stammen von Hilligarchitekten in Zusammenarbeit mit Realace.

Dachterrasse, The PettCo, Berlin Friedrichshain, Trockland
Die begrünte Dachterrasse des Neubaus ist mit Freiluft-Arbeitsplätzen ausgestattet.

Sechs neue Höfe für den Kiez

Insgesamt sollen in dem Quartier sechs neue Höfe entstehen, die sich gestalterisch in unterschiedliche Themen gliedern. Bieten sollen sie den künftigen Nutzern und Anwohnern einen Raum für „Natur, Community, Kreativität und Entspannung“, wie es heißt. Für Handel, Gastronomie, Werkstätten und Sport- oder Yogastudios wird es entsprechende Gewerbeflächen geben.

Den Rahmen für die neuen Höfe bildet der Neubau, der als Bürogebäude gewidmet ist und rund 13.000 Quadratmeter umfasst. Vielfältigen Workspace will man hier nicht nur auf den fünf Bürogeschossen anbieten, auch die begrünte Dachterrasse und der Hof sind mit Freiluft-Arbeitsplätzen ausgestattet.

Gründerzeit-Häuser werden klimafit

Zusätzlich zum Neubau wird man auch in einem historischen Fabriksgebäude und dem Seitenflügel New-Work-tauglichen Büroraum schaffen. „Die beiden Gebäude werden sorgfältig saniert und mit einer zeitgemäßen technischen Infrastruktur ausgestattet. Dabei wird der ursprüngliche Charme wieder zum Vorschein gebracht“, heißt es in der Projektbeschreibung.

Uns ist es wichtig mit dieser Quartiersentwicklung zu zeigen, wie Nachverdichtung in der besonderen Kombination von Sanierung und Neubau klimaschonend sein kann und dabei neuen Lebensraum und Lebensqualität schafft.

Lara Schlesinger, Projektleiterin Trockland

Weil Baumaterialien ein wertvolles Gut sind, schaute man beim Abbruch alter Gebäudeteile darauf, dass die Materialien in die Kreislaufwirtschaft rückgeführt werden, so der Entwickler. Sowohl beim Neubau als auch bei der Aufstockung des historischen Bestandes kommt die ressourcenschonende Holz-Hybrid-Bauweise zur Anwendung.

Büro, ThePettCo, Trockland, Berlin
Das Bürogebäude soll vielfältigen Arbeitsraum für alle Spielarten von New Work bieten.

Noch mehr konservierten Gründerzeit-Charme verspricht das angrenzende Bürgerhaus, das nach der Sanierung Mietwohnungen auf fünf Etagen bieten soll. „Das historische Wohnhaus erhält seine alte Pracht zurück und wird mit viel Liebe zum Detail renoviert. Wände werden gespachtelt und Fenster restauriert. Neuer zusätzlicher Wohnraum wird durch einen Dachausbau geschaffen“, so der Entwickler. Damit stehen insgesamt zehn Wohnungen mit einer Gesamtfläche von rund 1.600 Quadratmetern zur Verfügung.

Ein klimaneutrales Quartier

Mit der Holz-Hybridbauweise, der Erzeugung von grünem Strom durch Photovoltaik, der Regenwasserbewirtschaftung und der Infrastruktur für E-Mobilität will man ein insgesamt klimaneutrales Quartier schaffen.

„Uns ist es wichtig mit dieser Quartiersentwicklung zu zeigen, wie Nachverdichtung in der besonderen Kombination von Sanierung und Neubau klimaschonend sein kann und dabei neuen Lebensraum und Lebensqualität für Mieter*innen und Nachbar*innen schafft“, betont Lara Schlesinger, verantwortliche Trockland Projektleiterin für The PettCo.

Die Innenhöfe unterstützen als grüne Oasen die biologische Vielfalt und das Mikroklima in der Stadt. Auch die zahlreichen Urban-Gardening-Projekte im Kiez bekommen Verstärkung. Einer der sechs neuen Höfe steht dafür bereit, dass sich die Community in gemeinschaftlichen Beeten gärtnerisch betätigt.

Geschäft, The PettCo, Trockland, Berlin
Die geplanten Gewerbeflächen sollen Raum für Handel, Gastronomie, Werkstätten und Sport- oder Yogastudios bieten.

Im Bereich Neubau gibt es bereits strikte Regelungen, um Gebäude im Betrieb möglichst CO₂-neutral zu machen. Die größte Hürde auf dem Weg zur angestrebten Klimawende sind allerdings die Bestandsbauten, deren Energiebilanz sich deutlich verbessern muss, wie Experten mahnen. Das Projekt The PettCo könnte ein Modell dafür sein, wie die Kombination von Neubau und Bestandssanierung die Städte in Zukunft klimafit macht.

Text: Gertraud Gerst
Visualisierungen: Trockland

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