„Under” Unterwasser Restaurant in Norwegen © Ivar Kvaal
#architektur

Fein dinieren im versunkenen Periskop

Das norwegische „Under“ hat hohe Ansprüche. Europas erstes Unterwasser-Restaurant setzt sowohl auf Nachhaltigkeit und verantwortungsvollen Konsum als auch auf regionale Gourmet-Küche. Gleichzeitig ist es ein Forschungszentrum für Meeresbiologie.

„Under” ist eine Erfahrung der Kontraste: zwischen Landschaft und Ozean; oberhalb und unterhalb. Europas erstes, von Snøhetta entworfenes Unterwasser-Restaurant unterstreicht das empfindliche ökologische Gleichgewicht zwischen Land und Meer. Es lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Nachhaltigkeit und verantwortungsvollen Konsum, auf die Koexistenz des Lebens an Land und im Wasser.

Unter Wasser essen (C) Andre Martinsen _ Hjort Media copy

Auge in Auge mit Meeresgetier (C) Ivar Kvaal

Under”, Europas erstes Unterwasser-Restaurant in Lindesnes, Norwegen, öffnete heuer seine submarinen Pforten. Es befindet sich am südlichsten Punkt der norwegischen Küste, an dem die Wogen aus dem Norden und dem Süden zusammenbranden. Hier gedeihen sowohl im Salzwasser als auch im Brackwasser lebende Meerestiere, die Artenvielfalt ist enorm.

„Under” als Forschungszentrum

Dabei fungiert das Restaurant „Under” nicht nur als Gourmet-Tempel; es ist gleichzeitig auch Forschungszentrum für Meereslebewesen – eine Hommage an die Meeresfauna und die wilde, felsige Küste. Dies kommt schon im Namen zum Ausdruck, denn im Norwegischen bedeutet „under” sowohl „unten” als auch „Wunder”.

Under - Restaurant in Lindesnes, Norwegen

„Under” Spezialitätenrestaurant© Inger Marie Grini _ Bo Bedre Norge

Die Architektur ist ähnlich faszinierend, wie jene der Berlin Bar in Moskau. Die 34 Meter lange monolithische Form des halb ins Meer versenkten Gebäudes bricht die Wassermassen und legt sich fünf Meter tiefer direkt auf den Meeresboden. Die Struktur ist so konzipiert, dass sie sich im Laufe der Zeit vollständig in die Meeresumwelt einfügt, da die Rauheit der Betonschale als künstliches Riff fungiert. Es wird Napfschnecken und Seetang als Behausung dienen.

Versunkenes Periskop

Die dicken Betonwände sind so gebaut, dass sie dem Druck und den Erschütterungen durch die Wasserbewegungen standhalten. Wie ein versunkenes Periskop bietet das massive Fenster des Restaurants einen Blick auf den Meeresboden, der sich im Einklang mit den Jahreszeiten und bei unterschiedlichen Wetterbedingungen permanent ändert.

Restaurant Meeresforschung © Ivar Kvaal

Meerestiere © Ivar Kvaal

„Under”
Sinnlich unterwasser essen

Auch das Menü lässt die Gäste in die Unterwasser-Welt eintauchen. Jahreszeiten und geografische Lage werden mit einzigartigen Produkten repräsentiert. Die Getränkekombinationen sollen die Küche von Chefkoch Nicolai Ellitsgaard perfekt ergänzen. Die Weinkarte ist umfassend und wird von Head Sommelier Jefferson Goldring betreut. Das „Eintauchmenü” kommt auf 2.250 NOK (plus Weinbegleitung 1.450 NOK oder Säfte um 850 NOK; alle Preise inkl. 25% MwSt.; Änderungen vorbehalten) Reservierungen unter: post@under.no Anreise: Baalyveien 48, 4521, Norwegen

Das Restaurant bietet jeden Abend Platz für 35 bis 40 Gäste. Es befindet sich in einem Speisesaal, der von halbmeter dicken Betonmauern geschützt wird. Der kulinarische Schwerpunkt liegt auf der Schaffung eines Geschmacks-Erlebnisses mit hochwertigen Produkten aus der Region – der Fokus liegt auf nachhaltiger Wildtierhaltung. Chefkoch ist der dänische Expat Nicolai Ellitsgaard, vom renommierten Restaurant Måltid in Kristiansand. Er bringt ein internationales Küchenteam mit 16 Mitarbeitern und Erfahrung aus den besten Michelin-Restaurants mit.

„,Under‘ ist das natürliche Ergebnis unseres Experimentierens mit Grenzen”, so der Gründer und Architekt von Snøhetta, Kjetil Trædal Thorsen. „Als neues Wahrzeichen für Süd-Norwegen schlägt ,Under‘ unerwartete Kombinationen vor. In diesem Gebäude befinden Sie sich möglicherweise unter Wasser, oder aber über dem Meeresboden, zwischen Land und Meer. Dies bietet Ihnen neue Perspektiven und Sichtweisen auf die Welt, sowohl jenseits als auch unterhalb der Wasserlinie.”

Unter über der Wasserlinie © Ivar Kvaal

Nachhaltigkeit Meeresfrüchte © Stian Broch

Das Restaurant wird aber auch interdisziplinäre Forschungsteams willkommen heißen, die sich mit Meeresbiologie und Fischverhalten befassen. Draußen an der Fassade sind Kameras und andere Messinstrumenten befestigt. Damit sollen die Populationen, das Verhalten und die Artenvielfalt in der Umgebung dokumentiert werden. Ziel der Forschung ist es, Daten zu sammeln, um das „Management der Meeresressourcen” zu verbessern.

Meeresforschung im UW-Restaurant © Inger Marie Grini _ Bo Bedre Norge

Text: Linda Benkö
Fotos: Ivar Kvaal, André Martinsen / Hjort Media, Stian Broch, Inger Marie Grini / Bo Bedre Norge

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