Mit „The Courtyard Office“ in der Zwei-Millionen-Stadt Raipur ist Star-Architekt Sanjay Puri und seinem Team eine ausdrucksstarke Melange aus Tradition und Moderne gelungen. Ebenfalls mit an Bord: viel Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Grünraum.

Es ist die Mischung aus visionärem Großkonzept und verspielter, zukunftsfitter Liebe fürs Detail, die das gewisse Etwas ausmacht – in allen Lebensbereichen. Und gerade für zeitgeistige Arbeitswelten ist diese sensible Abstimmung zwischen solchen Eckpunkten ein unerlässliches Asset.

Ganzheitlich, sozial, räumlich

Genau einen derartigen Ansatz verfolgt man bei Sanjay Puri Architects aus Mumbai. Das preisgekrönte Büro, das vom gleichnamigen Architekten und seiner Schwester Nina Puri geleitet wird, hat sein Verständnis für stylishe und gleichzeitig nachhaltige Konzepte bereits in zahlreichen Projekten unter Beweis gestellt. The Courtyard Office in Raipur – der Sitz eines privaten indischen Zementunternehmens – fügt sich demnach wunderbar in diese Formel- und Formensprache ein.

The Courtyard Office

Sanjay Puri bezeichnet seine Designphilosophie als „die Schaffung von Räumen, die Menschen ganzheitlich ansprechen und soziale Interaktion fördern, sowie die Entwicklung von räumlichen Beziehungen, die auf den Kontext reagieren“. All dies wurde auch bei dem ästhetisch ansprechenden Bürokomplex in der Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaates Chhattisgarh besonders berücksichtigt.

Eine Brise Abgehobenheit

So tragen nämlich der Grundriss, die Ausrichtung und die Öffnungen der einzelnen Gebäudeteile dazu bei, dass sie einerseits den Innenraum gestalten und andererseits die nachhaltigen Ziele des Gebäudes unterstützen – sprich eine natürliche Beleuchtung, Beschattung, Wärmeregulierung und Belüftung fördern.

„Ein linearer Büroraum windet sich organisch im Grundriss und bildet einen großen begrünten Innenhof“, erklärt Sanjay Puri. „Die Büroetagen, die sich über zwei bis vier Ebenen erstrecken, sind an der Südwest- und Nordostseite vom Boden abgehoben, um eine südwestliche Brise durch den Hof zu ermöglichen.“

Augenkontakt über weite Strecken

Neben den nordöstlichen wurden auch die nordwestlichen Ecken des Gebäudes angehoben, so dass an beiden Enden einzigartige, große Volumina entstehen. Das ermöglicht einen visuellen Kontakt zwischen den verschiedenen Stockwerken, in denen etwa eine Cafeteria und eine Bibliothek untergebracht sind.

Die Prinzipien von The Courtyard Office leiten sich von den traditionellen indischen Hofhäusern ab.

Sanjay Puri

„Die Prinzipien von The Courtyard Office leiten sich von den traditionellen indischen Hofhäusern ab“, wie Sanjay Puri betont. „Das Ergebnis sind Büroräume, die in Volumen und Ausrichtung variieren, so dass offene und geschlossene Räume integriert werden können und energieeffiziente Arbeitsbereiche entstehen.“

Lamellen für den Lichteinfall

Als Beispiel dient die Beleuchtung der Büroräumlichkeiten. Denn die längste Seite des Gebäudes ist nach Norden ausgerichtet, während die anderen Seiten mit schrägen Lamellen versehen sind, die wiederum die Innenräume nach Norden „lenken“. Durch diese Ausrichtung fällt den ganzen Tag über indirektes Licht in alle Innenräume, was für das gesamte Gebäude eine höchst effiziente Nutzung bedeutet.

The Courtyard Office

Zudem erstreckt sich die generelle Erschließungsachse des Office-Areals um den Innenhof herum. Das garantiert zwei wesentliche Effekte: Erstens bleibt die Landschaft sichtbar, während man sich durch die Büro- und Arbeitsbereiche bewegt. Und zweitens führt die Achse an der äußeren Peripherie vorbei, die sich zu den Außengärten hin öffnet.

Viel fachkundiges Lob

„Die Außenbereiche, die durch die Bewegung des Hauptgebäudes entstehen, und die Freifläche in seinem Herzen sorgen dafür, dass die Nutzer im täglichen Leben viel Grün und ein Wasserelement vorfinden – entweder zum Anschauen oder zum Spazierengehen“, verkündet das renommierte Magazin Wallpaper begeistert.

Dem nicht genug, streut man Sanjay Puri Architects auf weiteren Ebenen Rosen: „Innovation und Nachhaltigkeit stehen ganz oben auf der Agenda des dynamischen Studios, das sich mit vielen Typologien befasst, von kommerziellen über Freizeit- bis hin zu Wohngebäuden. Büroräume sind ebenfalls ein wichtiger Teil des Aufgabenbereichs und machen The Courtyard Office zu einer wichtigen Ergänzung des wachsenden Portfolios.“

Jede Menge internationaler Meriten

Sanjay Puri Architects hat von seinem Sitz in Mumbai aus schon eine Vielzahl an Projekten in unterschiedlichen Gegenden der Welt realisiert: in rund 40 indischen Städten ebenso wie in Australien, Spanien, Montenegro, Abu Dhabi, Dubai, Oman und Dallas.

The Courtyard Office

Die Auszeichnungsliste des Büros ist lang. So wurde es von der führenden Architektur-Plattform Archdaily in die Liste der besten Architekten weltweit aufgenommen. Außerdem hat das Büro 150 internationale und 80 nationale Auszeichnungen gewonnen, darunter das „World Architecture Festival’s Best Housing Object of the Year 2018“ in Amsterdam und das „World’s Best Residential Building“ bei den LEAF Awards in London.

Geschwisterliche Ergänzung

Für Sanjay Puri ist dabei stets wichtig, dass er sämtlich Projekte sowohl kontextabhängig als auch zukunftstauglich gestaltet: „Jeder Entwurf berücksichtigt die klimatischen Gegebenheiten und integriert die Nachhaltigkeit auf kohärente Weise. Diese Ideologie spiegelt sich in der umfangreichen Arbeit wider, die das Büro in den drei Jahrzehnten seit seiner Gründung geleistet hat.“

Seine Schwester Nina Puri hat sich mit ihrem Team als führendes Designbüro auf die Gestaltung von Wohn- und Geschäftsräumen spezialisiert. „Sie stellt die orthogonale Natur klarer Linien einer luxuriösen Mischung aus Materialien, Farben und Texturen gegenüber, um jedem Projekt einen eigenen Look zu verleihen“, wie es auf der Website heißt. „Sie ist der festen Überzeugung, dass kein Raum zu klein ist, um gestaltet zu werden, denn Kreativität kennt keine Größe und keine Grenzen.“

Alles wächst

Grenzen sind auch für Raipur (auf Hindi रायपुर) eine variable Größe, gehört sie doch zu den stark wachsenden Städten Indiens. Die Bevölkerungszahl hat sich seit 2011 auf mehr als zwei Millionen Einwohner verdoppelt. Die Wirtschaft ist traditionell von der Holz- und Lebensmittelindustrie bestimmt. Durch Unternehmen und Projekte wie The Courtyard Office werden stetig weitere Bereiche erschlossen – auf jeden Fall spannend.

Text: Martin Obermayr
Fotos: Dinesh Mehta

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