Man kann in einem Zelt Urlaub machen. Oder man wohnt gleich in einem Tiny House wie der hippen LumiPod-Kabine. Stellt sich jedenfalls die Frage: Sehen diese Dinger bloß cool aus, oder kauft die auch wirklich jemand?

Klar. Diese Sache mit den Tiny Houses, die ist halt gerade echt hip. Zumindest poppen überall Konzepte auf, die eines gemeinsam haben: Wenig Raum, aber viel Naturnähe. Da gibt es etwa das ÖÖD-Haus, das versucht, wie ein Chamäleon mit seiner Umgebung zu verschmelzen. Oder das Konzept coodo, das mit schickem Design hinter dem herkömmlichen Ofen hervorlocken möchte.

Tiny House: Boom oder nur eine Blase?

Ganz aktuell sorgt die LumiPod-Kabine für Gesprächsstoff. Die französische Firma Lumicene hat sich nämlich ein spezielles Rundglas-Schiebetür-Konzept patentieren lassen. Dieses ermöglicht es, binnen zwei Tagen ein echt schickes Miniheim an nahezu jeden Ort zu pflanzen. Mehr dazu später.

Vorab stellt sich nämlich die Frage: Ist diese ganze Tiny House-Kiste einfach nur ein fiktiver Boom, der Sehnsüchte befriedigt, oder ist es ein realer Trend, der sich für die kreativen Unternehmen auch monetarisieren lässt? Eines gleich vorweg: Die Meinungen gehen diesbezüglich auch in der Fachwelt diametral auseinander. Während die einen von einer gänzlich neuen Bewegung reden, sind andere sicher, dass man diesen Markt keinesfalls unterschätzen darf.

coodo: Grossartiges Kleinod
Das coodo-Konzept besticht mit Design …

Amazon-Office
… das von ÖÖD mit besonderen Tarnfähigkeiten.

Was hilft da? Klar, eine Studie. Und tatsächlich hat nun der Tiny House Verband gemeinsam mit der Tiny-House-Plattform LIVEE die allererste „Tiny House Marktstudie“ erstellt. So will man zumindest einmal den deutschen Markt besser verstehen lernen. Und für andere, vorwiegend mitteleuropäische Märkte wie Österreich und Schweiz, Ableitungen treffen können.

Was sagt die Studie?

Was aber steht in der Studie drinnen? Erstes Fazit der Autoren: Der Markt ist stark in Bewegung. Es kommen fast monatlich neue Tiny-House-Anbieter hinzu, was dafür spricht, dass auch Geld im Markt ist, heißt es. Konkret kommt die Studie zum Schluss, dass allein in Deutschland das Marktpotential für Tiny Houses bis 2022 bei etwa 3,9 Milliarden Euro liegt. Dass auf Google monatlich 165.000 Deutsche den Begriff „Tiny House“ eingeben, kann man durchaus als Bestätigung werten.

58.000 potentielle Tiny House-Bauherrn

Doch die Studie geht weiter ins Detail: Laut Expertise interessieren sich von jenen deutschen Singlehaushalten, die bis 2022 ein Bauvorhaben planen, 80 Prozent für die unterschiedlichsten alternativen Wohnformen. Davon wiederum können sich allerdings ganze 13 Prozent vorstellen, in einem Tiny House zu leben. Das würde 58.000 potentielle Minihaus-Bauherren bedeuten!

Tiny House
Aktuell ein besonders heißes Eisen am Tiny House Markt: die LumiPod-Kabine.

Bei jenen, die bereits in so einem Miniheim wohnen, wurde ebenfalls nachgefragt. Ergebnis: Die meisten Tiny-House-Besitzer kaufen sich laut der Marktstudie ein Tiny House, um tatsächlich dauerhaft darin zu leben – 58 Prozent, um genau zu sein. Die verbleibenden 42 Prozent nutzen ihr Knusperhäuschen als Wochenend- oder Ferienhaus.

Warum kauft wer was?

Umgekehrt wurde auch bei den Tiny House-Bauern evaluiert, was sich die denn bei ihren Konzepten so denken. 83 Prozent der befragten Hersteller gaben dabei an, dass Minimalismus der wichtigste Beweggrund ihrer Kunden für den Kauf eines Tiny Houses ist. An zweiter Stelle steht der Wunsch nach einem bezahlbaren Eigenheim. Der drittwichtigste Grund liegt laut Studie darin, dass Menschen nachhaltiger wohnen wollen.

Diesen Fakten stellt die Studie interessante Daten gegenüber, die darlegen, dass es nicht nur einen Markt für Tiny Houses gibt, sondern sogar eine Notwendigkeit!

Laut Expertise interessieren sich von jenen deutschen Singlehaushalten, die bis 2022 ein Bauvorhaben planen, 80 Prozent für die unterschiedlichsten alternativen Wohnformen. Davon wiederum können sich allerdings ganze 13 Prozent vorstellen, in einem Tiny House zu leben.

Erste Tiny-House-Studie

Konkret rechnen die Autoren vor, würden in Deutschland 1,9 Millionen bezahlbare Wohnungen fehlen. 75 Prozent der Haushalte werden nur von ein bis zwei Personen bewohnt und 58 Prozent der Deutschen haben kein Wohneigentum. Außerdem, so die Studienmacher, wurden seit 2010 um 34 Prozent weniger Sozialwohnungen gebaut. Hier muss es also ebenso einen Need geben, lautet die Schlussfolgerung.

Rechtliche Probleme

Warum stehen dann aber noch nicht in sämtlichen Winkeln der Bundesrepublik kleine, aber feine Häuschen? Hier ortet der gerade erst gegründete Fachverband und Studienauftraggeber vor allem strukturelle Probleme: Das Baurecht sei nicht angepasst und würde im Weg stehen. Die Banken würden in Sachen Finanzierungsoptionen bremsen, Förderungen gibt es so gut wie keine und selbst Grundstücke, die für solche Vorhaben geeignet sind, seien zu wenige vorhanden.

In zwei Tagen auf- und abgebaut

Eben dieser Aspekt ist wohl auch der Grund, warum die Entwickler der vorhin schon erwähnten neuen LumiPod-Kabine einen Aspekt ihrer Entwicklung besonders gern in die Auslage stellen: Das Teil lässt sich in zwei Tagen so gut wie überall aufstellen. Und auch wieder abbauen. Und weil es auf kleinen Pfosten ruht, hinterlässt es auch keine irreversiblen Spuren an den Orten, an denen es gestanden hat.

Tiny House
Die Glasfront der LumiPod-Kabine holt die Natur …

Tiny House
… direkt ins Schlafzimmer.

Bleibenden Eindruck soll diese 26 Quadratmeter große Kabine (es gibt auch zwei kleinere Optionen) allerdings bei ihren Bewohnern machen. Eben deshalb entwickelte man die jetzt auch patentrechtlich geschützte halbrunde Glasfront. Sie nimmt 50 Prozent des Umfangs dieses kreisrunden Tiny Houses ein und ermöglicht es, sie mit einer einzigen Handbewegung aufzuschieben. Und so einen sofortigen Kontakt mit der Natur herzustellen.

Tiny House mit Fünf-Sterne-Anspruch

„LumiPod bietet einen Panoramablick auf die jeweilige Kulisse, sei es ein See oder eine Berglandschaft und fügt sich dank seiner Außenverkleidung harmonisch in das Grundstück ein“, heißt es von den Machern. Zudem will man im Inneren dem Anspruch eines Fünf-Sterne-Hotelzimmers gerecht werden.

Das bedeutet: LumiPod bietet ein schickes Schlafzimmer, einen elegant-funktionalen Küchenbereich, einen stilvollen Essbereich, ein Badezimmer und einen gut versteckten Einbauschrank.

Was sagen die Macher selbst?

„Es ist komplett mit einem Smart-Home-System von Lutron ausgestattet, um den Komfort zu maximieren und ein einzigartiges Erlebnis zu bieten, bei dem man sich vom Bett aus wieder mit der Natur verbinden kann“, so der offizielle Pressetext. „Es hebt die Grenze zwischen Innen und Außen auf und macht so einem  unvergessliches Erlebnis Platz.“ Egal ob es in der Stadt oder auf dem Land angesiedelt ist.

Und sollte sich nun einer der 58.000 Minihaus-Bauherren aus der genannten Studie für LumiPod entscheiden, darf er sich auch schon sehr bald auf seine neue Bleibe freuen. Aktuelle Wartezeit: vier bis sechs Monate. Kostenpunkt: Nur auf Anfrage. Aber sicher nicht so tiny wie das Häuschen.

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Lumicene

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