Freunde, ihr könnt kommen
Eigentlich wollten die Besitzer ihr Wochenendrefugium nur um einen Anbau erweitern. Malcolm Davis Architecture dachte ein wenig größer und schuf mit dem Wine Country Barn ein separates Gästehaus – inspiriert von den rustikalen Scheunen der Weinbauregion Sonoma County.
If you’re going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair“, sang Scott McKenzie 1967. Über 40 Coverversionen sind seitdem erschienen, die inoffiziellen in den sozialen Medien nicht mitgezählt. Dort haben Weinliebhaber den berühmten Hippie-Song inzwischen längst umgetextet und trällern – mitunter auch nicht mehr ganz nüchtern – „… be sure to have a glass in Sonoma“. Recht haben sie. Denn das Anbaugebiet Sonoma County, hinter dichten, alten Redwood-Wäldern und nur eine knappe Stunde nördlich von San Francisco gelegen, ist eines der besten der USA.
Weinbau und Weinbauten
Für die Tiefe der Weine sorgen die nordkalifornische Sonne, die den Zucker in die Trauben bringt, und die kühlenden nächtlichen Brisen von der Pazifikküste. Vulkanische Erden, Lehmböden, Kalk und Schwemmböden liefern zudem eine mineralische Vielfalt, die den Ausbau unterschiedlichster Rebsorten möglich macht. Die mittlerweile rund 400 Weingüter der Region sind bekannt für ihren Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Pinot Noir, Merlot und Zinfandel. Und mitunter auch für ihre außergewöhnliche Architektur. So etwa das Donum Estate mit seinem Vertical Panorama Pavilion, entworfen vom Berliner Studio Other Spaces. Es ist nicht nur Heimat erlesener Tropfen, sondeern auch der Donum Collection, die mittlerweile eine der größten privaten Skulptur-Sammlungen weltweit ist.
Aufs Wochenende anstoßen
Für die Städter und die gestressten Tech-Experten aus dem Silicon Valley sind die Weingüter beliebte Ausflugsziele. Und weil es sich nicht unbedingt empfiehlt, nach einer ausgiebigen Verkostung noch den Weg zurück in die City anzutreten, leisten sich nicht Wenige gleich ein eigenes Wochenend-Domizil im idyllischen County. So auch langjährige Kunden des angesehenen Architekturbüros Malcolm Davis Architecture (MDa) aus San Francisco.
Weil ihr schönes Haus in Healdsburg über die Jahre nicht nur zur zweiten Heimat für die Familie geworden war, sondern auch zum Treffpunkt mit Freunden, der an so manchem Feiertag aus allen Nähten platzte, beauftragten sie die MDa-Planer mit einem großen Anbau. Doch mitten im Planungsprozess zog man die Bremse. Denn so gern man Besuch hatte, so sehr vermisste man auch eine gewisse Privatsphäre und Ruhe.
Schöne Scheune
Die Lösung fand sich mit etwas Umdenken schnell: Warum Anbauen, wenn man doch genug Platz hatte, um ein separates Gästehaus aufs Grundstück zu setzen? So entstand die Idee für ein bezauberndes neues Gebäude: den Wine Country Barn. Mit seinem rustikalen Charme fügt er sich nahtlos und harmonisch in die umgebende Natur ein.
Das Geheimnis liegt im subtilen, architektonischen Entwurf des Wine Country Barn: Die Architekten von MDa ließen sich dafür von den alten Scheunen und der Geschichte der Region inspirieren – das nahe gelegene Healdsburg war ursprünglich eine Mühlenstadt. Die Planer verwendeten lokal geerntetes Rotholz und verbauten es nach lokaler Tradition. Die Vollverschalung sorgt dafür, dass das Volumen des Barn nicht nur mit der natürlichen Umgebung, sondern auch mit der lokalen Geschichte in Dialog tritt.
Zeitlos, aber zeitgemäß
Wer angesichts des Stichworts „Scheune“ jetzt an spartanische Nächte auf dem Heuboden denkt, liegt jedoch weit daneben. Mit einer Suite – zeitlos eingerichtet von Grant Gibson Interior Design –, einem überdachten Parkplatz sowie einer Open-Air-Küche und einem Wohnraum im Freien lässt das Haus nichts an modernem Wohnkomfort missen. Zwar hat man auf neue, innovative Technik verzichtet. Doch aufgrund des ohnehin überwiegend gemäßigten Klimas ist die Beschränkung mechanischer und elektrischer Eingriffe auf ein Minimum ein Gewinn – für den Geldbeutel wie die Umwelt. Denn das Projekt ist ein Paradebeispiel für den Einsatz zeitloser passiver Techniken und Energieeffizienz.
„So erhöhen beispielsweise Außenveranden mit Deckenventilatoren den Komfort im Freien“, erklärt das Team. „Und am Dachfirst der Scheune, wo die Decke normalerweise am dunkelsten ist, haben wir Oberlichter aus gewelltem Polycarbonat angebracht. Dadurch sind die Räume unter der Dachlinie den ganzen Tag über gut beleuchtet, was den Energieverbrauch senkt.“
Verbindender Poolbereich
Um den Holzbau in die üppige Umgebung des Anwesens zu integrieren, arbeitete MDa zudem mit dem Landschaftsplanungsunternehmen Lucas & Lucas zusammen. Das Ehepaar Mike und Jennifer Lucas kreiert seit 2005 Außenbereiche, die auf das Klima und die Landschaft Nordkaliforniens zugeschnitten sind.
Für dieses Projekt richteten sie den angrenzende Poolbereich subtil auf das neue Gebäude aus und verbanden es so optisch mit dem Haupthaus. Auf diese Weise gelang es, das bestehende Familiendomizil mit der neuen Scheune zu einem zusammenhängenden Komplex im Weinland zu vereinen. Dennoch ist für die gewünschte Privatsphäre für Gastgeber wie auch Gäste gesorgt.
Trend zum Zweitprojekt
Das Bauprojekt Barn ist bereits die zweite Zusammenarbeit zwischen MDa und den designorientierten Hausbesitzern. Sie hatten bereits ihr Wohnhaus in San Francisco von den Architekten entwerfen lassen. Und profitierten von deren umfangreicher Erfahrung im Umgang mit den strengen Baugenehmigungsverfahren in der Stadt.
„Als Gegenpol zu den nebelverhangenen Hügeln der Großstadt ist die Scheune im Weinland so konzipiert, dass sie von Licht durchflutet wird und die ländliche Umgebung nach innen dringen lässt“, erklären die Planer. Und es gibt noch einen Unterschied: Während das City-Haus eine moderne Formensprache spricht, wirkt der Wine Country Barn, als ob er schon immer dort gestanden hätte.
Die Gäste können jedenfalls kommen. Und werden es sicher gerne tun. Denn um es mit den Worten des alten Hippie-Songs zu sagen: „Summertime will be a love-in there.“
Text: Daniela Schuster
Bilder: Joe Fletcher; via v2com-newswire.com