Mit „The Grid“ hat das niederländische Büro KCAP Amsterdam ein Gebäude der besonderen Art beschert: Der jüngst fertiggestellte Wohnblock sieht aus, als würde er ganz und gar aus Balkonen bestehen. Und das ist längst nicht alles, was ihn zum lebenswerten Zuhause macht.

Fassadenflächen im klassischen Sinn sucht man bei diesem Projekt vergeblich. Weil das Äußere des jüngst fertig gebauten Wohnblocks „The Grid“ rundum ausschließlich Balkone zeigt. Was originell aussieht, bringt den Nutzern der 68 großzügigen Wohnungen ein schönes Plus. Denn jedes Apartment hat dadurch – je nach Größe – mindestens einen eigenen Outdoor-Bereich. Doch nicht nur dies macht das „Haus aus Balkonen“ zu einem weiteren Aushängeschild für das niederländische Büro KCAP, das das außergewöhnliche Design entwickelt hat.

„The Grid“ lockt ins neue Viertel

„The Grid“ liegt im neuen Stadtviertel „Aan het IJ“ am IJ-Fluss in Amsterdam-Noord, gegenüber des Hauptbahnhofs. Die moderne Anlage ist Teil der Verwandlung des einstigen Industriegeländes Overhoeks in ein vielfältiges Wohn- und Arbeitsviertel. Was das „Haus aus Balkonen“ zu diesem Vorhaben beiträgt, kann sich sehen lassen. Denn es bietet alles, was sich in den vergangenen Jahren als essenziell für Wohn- und Lebensqualität erwiesen hat.

Im von KCAP designten „Haus aus Balkonen“ hat jede Wohnung mindestens eine private Freifläche. (Bild: Ossip van Duivenbode / KCAP)
Im „Haus aus Balkonen“ hat jede Wohnung mindestens eine private Freifläche.

Die von KCAP im Auftrag von Amvest entworfene Anlage folgt einem „Stapel-Konzept“. Dieses sorgt dafür, dass der eigentliche Wohnraum jeder Einheit nach außen erweitert wird und offen zur Umgebung bleibt. Geschosshohe, breite Schiebefenster haben die Einrichtung zusätzlicher Loggien ermöglicht.

Geschickt gestapelt

Die Terrassen sorgen für viel Licht im Innern und werten das räumliche Erscheinungsbild von „The Grid“ auf. Und dass die Balkone wie Schachteln gestapelt wurden, verschafft allen Außenbereichen trotz direkter Nachbarschaft ausreichend Privatsphäre.

„The Grid“: Die Terrassen öffnen das Gebäude nach außen, sichern den Bewohnern jedoch zugleich geschützte Privatsphäre. (Bild: Ossip van Duivenbode / KCAP)
„The Grid“: Die Terrassen öffnen das Gebäude nach außen, …

„The Grid“: Die Terrassen öffnen das Gebäude nach außen, sichern den Bewohnern jedoch zugleich geschützte Privatsphäre. (Bild: Ossip van Duivenbode / KCAP)
… sichern den Bewohnern jedoch zugleich geschützte Privatsphäre.

Ein spezielles, in die Konstruktion integriertes System zur Regenwasserableitung trägt der Stufenform der Terrassen Rechnung. Auch einem anderen Aspekt, der moderne Wohnanlagen zeitgemäß und zukunftsfit macht, wird KCAP gerecht: „The Grid“ wird bepflanzt. Dies und der, von Sant & Co Landschaftsarchitekten gestaltete Innenhof garantieren, dass das Projekt im Laufe der Jahre immer grüner wird. 

Innovatives Raster-System

Der Name „The Grid“ kommt nicht von Ungefähr. Er bezieht sich auf die Bedeutung des Rasters für Gestaltung und Aussehen des Gebäudes. Mit Balkonen, die sich nach allen Seiten öffnen, hat der Neubau keine eigentliche Vorder- oder Rückseite. Und damit definiert das Projekt, genau genommen, einen neuen Wohnhaus-Typus.

„The Grid“ in Amsterdam-Nord, designt vom Büro KCAP. (Bild: Ossip van Duivenbode / KCAP)

Das Raster der gestapelten Balkone ist obendrein aus einem anderen Grund bemerkenswert: KCAP hat einen auffälligen Materialmix aus einer mit Naturstein aus dem Jura verkleideten Fassade und raumhohen Glasflächen geschaffen. Eine hellglänzende, messing-farbene, eloxierte Aluminiumkrone schließt das Gebäude oben ab. Das Ergebnis wirkt aufs Erste verwirrend – auf den zweiten Blick allerdings gradezu elegant und luxuriös.

The Grid bietet eine allseitige, gestapelte Wohnwelt mit 68 großzügigen Wohnungen

Irma van Oort, Architektin und KCAP Partnerin

Wohnen in „The Grid“, dem „Haus aus Balkonen“. (Bild: Ossip van Duivenbode / KCAP)

Die vielfältige Materialpalette umfasst sowohl glatte als auch raue Oberflächen. Dadurch kann sich „The Grid“ je nach Licht- und Wetterverhältnissen optisch wandeln und zugleich ein durchgängig ansprechendes Wohnumfeld schaffen.

Transparentes Herzstück

Mit der zentralen Lobby im Sockel wirkt KCAPs „The Grid“ fast wie eine moderne Version eines luxuriösen Wohnheims aus dem frühen 19. Jahrhundert. Die transparente Halle ist das Herzstück des Komplexes. Sie öffnet sich zum städtischen Kontext und gewährt von der Straße her freien Blick in den grünen Innenhof. Offenheit, die natürlich auch umgekehrt funktioniert und die Bewohner mit der Außenwelt und damit mit dem neuen Wohnviertel Aan het IJ verbindet. 

Wohnen im von KCAP entworfenen Haus aus Balkonen: Grundriss des Erdgeschosses von „The Grid“. (Bild: Ossip van Duivenbode / KCAP)

Den zentralen Raum von „The Grid“ haben die KCAP Architekten als zusätzliches „Wohnzimmer“ im Lounge-Stil konzipiert. Er steht allen Bewohnern offen. Ein eigens entworfenes, multifunktionales Möbel in der Halle unterstreicht, dass sich hier verschiedenste Nutzungsmöglichkeiten bieten. Egal, ob man informell zusammenkommen, eine Geburtstagsfeier veranstalten oder mit Blick auf den gemeinsamen grünen Innenhof einfach nur lesen möchte.

Grüne Erholungszone

Der Innenhof spielt eine wesentliche Rolle in der Gesamtgestaltung: Er lockt zum Aufenthalt im Freien, lässt Raum für Aktivitäten aller Art und unterstützt das Zusammengehörigkeitsgefühl der Nutzer und Bewohner. Seine achtsame, detailreiche Gestaltung schafft eine anregende und zeitlose grüne Welt im Zentrum des innovativen Bauwerks. Eine attraktive Erholungszone, die auch als Erweiterung der Eingangshalle dient – und ein Ort, den alle „The Grid“-Bewohner genießen können.

Der Innenhof wird zur grünen Verlängerung der Eingangshalle, ein Ort zum Genießen – gemeinsam.

Irma van Oort, Architektin und KCAP Partnerin

Bald wird „The Grid“ weitaus grüner werden: Das jüngst fertiggestellte „Haus aus Balkonen“ wird mit üppiger Bepflanzung versehen. (Bild: Ossip van Duivenbode / KCAP)
Bald wird „The Grid“ weitaus grüner werden: Das jüngst fertiggestellte „Haus aus Balkonen“ wird mit üppiger Bepflanzung versehen.

Das „Haus aus Balkonen“ wartet insgesamt mit außergewöhnlich vielen Außenbereichen auf. Dies macht es zu einem attraktiven Wohngebäude und unterstützt die Wandlung des früheren Industriegebiets zum menschen- und umweltfreundlichen neuen Stadtviertel von Amsterdam. 

Kreative Lösungen

Ideen für zukunftsfitte urbane Erneuerung liefert KCAP zuhauf. Seit Jahren macht das Team mit entsprechenden Projekten Furore. Etwa mit dem Masterplan fürs Bahnhofsareal in Eindhovens Stadtteil Fellenoord. Oder mit dem „OKU House“ in Amsterdam West: Zwecks effizienter Stadtverdichtung thront der Neubau auf einem bestehenden Gebäude.

Nicht minder spannend: KCAPs Projekt „New Istropolis“, das Bratislava ein buntes und „auto-freies“ Kulturviertel verspricht.

Wohnen im Haus aus Balkonen: Die neue Anlage „The Grid“ im Amsterdam, designt vom Büro KCAP. (Bild: Ossip van Duivenbode / KCAP)

Wohnen im Haus aus Balkonen: Die neue Anlage „The Grid“ im Amsterdam, designt vom Büro KCAP. (Bild: Ossip van Duivenbode / KCAP)

Nachhaltigkeit, Wohn- und Lebensqualität stehen bei den niederländischen Architekten ganz oben auf der Agenda. Und ihre architektonischen Lösungen sind höchst kreativ und interessant.

Wohnglück durch Freiraum

In Singapur zum Beispiel baut KCAP eine dicht begrünte Wohnanlage mit unterschiedlichen Gebäudetypen. Wie bei „The Grid“, wird auch dort das Gebäudeinnere nach außen erweitert: Die Küstenlage des Projekts macht es möglich, den Nutzern eigene Outdoor-Badeplätze zu schaffen. Und dies sogar gleich vor der Wohnungstür. In Amsterdam Noord geht derlei zwar freilich nicht. Doch die gestapelten Balkone und das grüne „Herz“ machen die Anlage auch so zum einladenden neuen Zuhause.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: KCAP / Ossip van Duivenbode

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